Altes und neues Rom
Kämpfe im Kolosseum: Von Airbnb- und echten Gladiatoren
Der Online-Wohnungsvermittler Airbnb will das fast zwei Jahrtausende alte Kolosseum in Rom für ein PR-Spektakel nutzen. Die Auslosung für die Gladiatoren-Kämpfe beginnt nun. Mit den echten antiken Kämpfen hat der Historien-Gag allerdings nichts zu tun.
Von Markus Brauer/dpa
Sie waren die Stars der Antike: Stark, muskulös und mutig traten Gladiatoren in die Arena und wurden gefeiert wie heutzutage glamouröse Hollywood-Schauspieler. Die Kämpfer der Antike haben nichts von ihrer Faszination verloren, und untrennbar mit der blutigen Zeit von „Brot und Spielen“ verbunden ist bis heute das Kolosseum in Rom. Was liegt also näher, als nach 1500 Jahren die Gladiatoren wieder in ihre berühmtesten Arena zurückkehren zu lassen.
Airbnb-PR-Spektakel im Kolosseum
Der Online-Wohnungsvermittler Airbnb will 2025 wieder Gladiatoren-Kämpfe im Kolosseum in Rom veranstalten. Die antike Arena soll an zwei Abenden im Mai kommenden Jahres nach Sonnenuntergang für etwas mehr als zwei Dutzend Gäste geöffnet werden.
Die Auslosung für die Plätze beginnt an diesem Mittwoch (27. November) ab 15 Uhr auf einer Internet-Plattform im typischen Airbnb-Stil und läuft noch knapp zwei Wochen bis zum 10. Dezember.
In honor of Gladiator II, Airbnb’s new experience allows you and your friends to battle at the Roman Colosseum ⚔️️ - $0 per person - Private access after dark - Gladiator combat See @gladiatormovie only in cinemas this November (in US theatres November 22). pic.twitter.com/iqKMO5mXhV — Film Updates (@FilmUpdates) November 13, 2024
Mit etwa sieben Millionen Touristen pro Jahr gehört das Kolosseum heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Italiens. In dem zwischen 72 und 82 n. Chr. unter den römischen Kaisern Vespasian und Titus erbauten größten Amphitheater der Antike fanden bis 523 n. Chr. blutige Gladiatoren-Kämpfe und Tierhetzen statt. Die antike Arena bot bis zu 70.000 Zuschauern Platz.
Freizeit-Gladiatoren und Kampftraining für Laien
Zum zwei- bis dreistündigen Programm in historischer Kulisse gehören dann Vorführungen von Freizeit-Gladiatoren, aber auch Unterricht in Kampfpraktiken für die Besucher selbst. Das Spektakel beginnt in den unterirdischen Kammern mit dem Anlegen der Rüstung und endet mit der Vorführung von Kämpfen mit Schwertern und Schilden inmitten der Arena.
Die PR-Aktion von Airbnb sorgte in Italiens Hauptstadt für Kritik: Der Buchungsplattform wird – wie anderen Plattformen – zur Last gelegt, dass durch die Kurzzeit-Vermietung von Wohnungen an Touristen bezahlbarer Wohnraum knapp wird. In Rom ist die Lage besonders extrem. Bürgerinitiativen sind empört und laufen gegen die Airbnb-Kampagne Sturm. Ein weiterer Vorwurf ist auch, das Unesco-Weltkulturerbe in einen Freizeitpark zu verwandeln.
Wer waren die Gladiatoren im antiken Rom?
Die Airbnb-Pseudo-Kämpfer haben mit den echten Gladiatoren in der römischen Antike nichts, aber auch gar nichts zu tun. Gladiatoren waren Berufskämpfer, die zur Unterhaltung des Volks gegeneinander antraten.
Sie waren sehr beliebt und Souvenirläden verkauften Messer, Lampen und Taschenspiegel mit ihren Kampfszenen. Ihre Ausrüstung bestand aus Schwert, Beinschienen, Helm, Schild und Metallgürtel. Nicht selten endete ihr Gang in die Arena allerdings mit dem Tod.
Kriegsgefangene, Sklaven, Verbrecher
Gladiatoren gehörten vom dritten Jahrhundert v. Chr. bis Anfang des fünften Jahrhunderts n. Chr. zum römischen Leben. Als Kämpfer wurden Sklaven, Kriegsgefangene und Verbrecher eingesetzt. Später verpflichteten sich auch freie Bürger als Gladiatoren. Als Gladiator (lateinisch gladius: Kurzschwert) gab man zwar seine Freiheit auf, bekam aber das ganze Jahr über gut zu essen.
Manche versuchten, sich mit Fettpolstern gegen Verletzungen zu schützen. Und zwar, indem sie nur Getreide und Bohnen aßen, so dass sie im alten Rom als „Getreideknirscher“ bekannt waren.
Propaganda für politische Machthaber
Durchtrainiert und kaum gerüstet standen sich die Gladiatoren im antiken Rom mit nacktem Oberkörper zum Kampf auf Leben oder Tod gegenüber. Schon vor 2000 Jahren wurde mit organisierter Massenunterhaltung Propaganda für politische Machthaber betrieben und das Volk beschwichtigt.
Mehr als ein halbes Jahrtausend lang war die Unterhaltung in Amphitheater, Circus und Theater das wichtigste Freizeitvergnügen für die Einwohner des römischen Weltreichs. Wagenrennen lockten Hunderttausende in den riesigen Circus Maximus mit etwa 250.000 Zuschauerplätzen. In den Theatern waren Komödien und Tragödien zu sehen.
Ursprünglich gehörten die Spiele zu religiösen Festen, doch bald erkannten die Politiker Roms, dass Unterhaltung ein Mittel zur Beeinflussung der Massen war. Vor allem die Kaiser sicherten sich damit das Wohlwollen ihrer Untertanen.