Kampagne „Hirte/Hirtin gesucht“ in Arbeit
Für die Kirchengemeinde Kirchenkirnberg sieht es angesichts eines weiter reduzierten Stellenplans schwierig aus. Die Mitglieder hoffen auf eine Zukunft. Die Pfarrstelle wird gemeinsam mit der für Fornsbach ausgeschrieben und eine Werbeaktion soll die Suche unterstützen.
Von Elisabeth Klaper
Kirchenkirnberg. Am 28. Juli wird Pfarrer Steffen Kaltenbach verabschiedet und geht in den Ruhestand. Wie es danach weitergeht und wie die Zukunft der evangelischen Kirchengemeinden Kirchenkirnberg und Fornsbach aussehen wird, ist noch unbekannt. Aber: Es gehe darum, „mit Mut und Hoffnung auch künftig vor Ort das Beste aus dem Möglichen zu machen“, betonte Kaltenbach vor zahlreichen Gästen beim Gemeindenachmittag.
Unter dem Motto „Pfarrplan 2030 und weitere Zumutungen“ informierte er im Gemeindesaal über die Reformpläne der Landeskirche. Sie sehen vor, die Pfarrstellen weiter zu reduzieren, da schon jetzt Pfarrermangel herrsche und nur noch wenige junge Menschen Theologie studieren. Künftig werde es in Murrhardt noch eineinhalb Stellen und eine halbe für Fornsbach und Kirchenkirnberg geben. Somit müsse eine Person das Pfarramt Riesberg und diese beiden Kirchengemeinden betreuen, wobei außer den Seelsorgeaufgaben noch viele Verwaltungsarbeiten zu leisten sind, erläuterte Steffen Kaltenbach.
Zwei unterschiedliche Modelle
einer künftigen Verwaltung
Ginge es nach der Landeskirche, sollten
sich möglichst viele Kirchengemeinden zusammenschließen, was im Raum Murrhardt wohl ein schwieriger Prozess wäre, erläuterte er weiter. Dafür gäbe es zwei Varianten: eine Verbundkirchengemeinde mit kleinem Restkirchengemeinderat für lokale Angelegenheiten, die finanziellen Rücklagen blieben vor Ort, oder eine komplette Fusion zu einer zentralen Großkirchengemeinde samt -rat mit weitreichenden Kompetenzen für Personal und Gottesdienste sowie zentraler Finanzverwaltung.
Doch noch bestehe Hoffnung: Vor Kurzem kam Prälat Ralf Albrecht zur gemeinsamen Sitzung der Kirchengemeinderäte Fornsbach und Kirchenkirnberg und empfahl, die gemeinsame Pfarrstelle auszuschreiben, berichtete Kaltenbach. Sogleich machte man sich ans Werk, Mitte März folgt eine interne Ausschreibung durch die Landeskirche. Danach starten die beiden Kirchengemeinden Fornsbach und Kirchenkirnberg eine Werbekampagne mit vielen Fotos auf ihren Internetseiten und mit Plakaten im öffentlichen Raum unter dem Motto „Hirte/Hirtin gesucht“, um breites Interesse zu wecken. „Wenn sich eine Pfarrerin oder ein Pfarrer darauf bewirbt, wäre der Pfarrplan für sechs Jahre auf Eis gelegt“, verdeutlichte Kaltenbach.
Verändern soll sich auch die Kirchengemeindeverwaltung: Gemeindeleitungsassistenten übernehmen die Aufgaben von Kirchenpflegern und Pfarramtssekretärinnen und arbeiten mit der Regionalfinanzverwaltung in Waiblingen zusammen. Am geeignetsten wäre jemand mit verwaltungs- und finanztechnischen Kompetenzen sowie praktisch-handwerklichen Fertigkeiten. Momentan sei die Kirchengemeindeverwaltung sehr zeit- und arbeitsaufwendig, trotz regelmäßigen Austauschs mit der Kirchenverwaltungsstelle in Waiblingen, so die Erfahrung des Pfarrers.
Das Pfarrhaus gehört dem Land,
das Kindergartengebäude der Stadt
Der sehr gefragte Kirchenkirnberger Kindergarten als „professioneller Zweig“ der Kirchengemeinde solle weiterhin evangelisch bleiben, wofür man eine Lösung suche. Da die Instandhaltung einer riesigen Zahl kirchlicher Gebäude immense Kosten verursacht, sollen die Kirchengemeinden ungenutzte Immobilien verkaufen oder verschenken. Dies ist in Kirchenkirnberg aber nicht möglich: Das Pfarrhaus gehört dem Land, das Kindergartengebäude der Stadt Murrhardt und das Gemeindehaus ist an die Kirche angebaut. In einer kurzen Diskussion machte sich Stadtrat Rolf Kirschbaum für den möglichst selbstständigen Fortbestand der Kirchengemeinde Kirchenkirnberg, die eine wichtige soziale Funktion erfülle, stark. Übernähme die Murrhardter Stadtverwaltung den evangelischen Kindergarten und den kirchlichen Friedhof, wären die Gebühren viel höher, befürchtete er. Dank der gemeinsamen Sitzung mit Prälat Ralf Albrecht ist Kirchengemeinderätin Sylvia Bäßler optimistisch, dass die kreisübergreifende Kirchengemeinde fortbestehen kann, deren Mitglieder zum Teil im Ostalbkreis wohnen. Diese Besonderheit sei nur zu erhalten, wenn es gelinge, eine neue Pfarrerin oder einen neuen Pfarrer zu finden, wofür Bäßler alle um Unterstützung bat.
Erwin Holzwarth aus dem Gschwender Teilort Horlachen sprach für die Gemeindemitglieder im Ostalbkreis. Er kritisierte Oberkirchenrat und Landessynode für die seit Jahren „falsche Politik“ der Pfarrstellenreduzierung. Die heutige schwierige Situation sei durch deren „Unfähigkeit“ entstanden: Sie hätten rechtzeitig überlegen sollen, wie mehr Pfarrerinnen und Pfarrer zu gewinnen sind. Zudem wies er auf die Fortbildung kompetenter Gemeindemitglieder zu Diakonen oder Prädikanten hin. Weiter monierte Holzwarth die enorme Belastung der Pfarrer, die zu viele Verwaltungsaufgaben übernehmen müssten. Die Diskussion über den Pfarrplan sei sehr anstrengend: „Von oben wird alles bestimmt, die Kirchengemeinde selbst kann nichts machen“, brachte Kirchengemeinderatsvorsitzende Elke Wohlfarth-Pusch ihren Frust darüber zum Ausdruck.
Mithilfe eines Fragebogens ermittelte Steffen Kaltenbach ein Meinungsbild der Gemeindemitglieder zum künftigen Gottesdienst. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Die große Mehrheit will, dass auch weiterhin so viele Gottesdienste wie möglich vor Ort stattfinden, und ist nicht bereit, dafür nach Murrhardt zu fahren, auch soll das Gemeindeleben möglichst erhalten bleiben. So sind nun die jüngeren Gemeindemitglieder gefragt, auch künftig so viele Angebote wie möglich lebendig zu erhalten. Vielleicht entstehen auch neue Ideen, beispielsweise musikalische Andachten, die auch ohne Pfarrer realisierbar sind, hofft Pfarrer Steffen Kaltenbach.