Nach Tod von drei Jugendlichen in Pforzheim
Kann ein Ticket mehr Sicherheit am Aussichtsturm bringen?
Pforzheim steht nach dem Tod von drei Jugendlichen am Aussichtsturm Hohe Warte immer noch unter Schock. Ein Runder Tisch hat jetzt erste Konsequenzen beschlossen.
Von Eberhard Wein
Die Stadt Pforzheim erwägt, den Aussichtsturm Hohe Wart künftig nur noch zu bestimmten Zeiten zu öffnen. Es sei denkbar, ein Kassenhäuschen am Eingang aufzustellen und außerhalb der Öffnungszeiten den Aufstieg durch entsprechende Absperrungen unmöglich zu machen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Zuvor hatten sich auf Einladung von Oberbürgermeister Peter Boch (CDU), Vertreter von Polizei, Sozialdezernat, Baudezernat, der Seelsorge sowie den Ortsvorstehern der betroffenen Stadtteile zu einem Runden Tisch getroffen, um Konsequenzen aus dem tragischen Ereignis zu ziehen. Am vergangenen Donnerstag waren drei Jugendliche tot unter dem Turm gefunden worden.
Die Runde sei sich einig gewesen, dass es darum gehe, die positiven und „guten“ Seiten des Turms zu erhalten und gleichzeitig ein Mehr an Sicherheit zu erreichen. Der 40 Meter hohe Aussichtsturm oberhalb des Pforzheimer Teilorts Hohenwart gilt als beliebtes Ausflugsziel. Nach dem Tod der drei Achtklässlerinnen war der Turm gesperrt worden. Um eine längerfristige Lösung zu finden, soll ein Prüfauftrag an eine externe Fachfirma vergeben werden. Das hatte der Hohenwarter Ortschaftsrat bereits am Montag bei einer Sondersitzung gefordert.
Prävention an Schulen intensivieren
Für die Stadt ergebe sich die Verpflichtung, „ähnliche Vorfälle durch bauliche Maßnahmen so weit wie möglich zu erschweren, wenn nicht gar zu verhindern“, sagte Boch. Ein absoluter Schutz könne jedoch nicht gewährleistet werden. Auch ein zweiter Aussichtsturm im Stadtteil Büchenbronn soll in die Prüfung einbezogen werden. Er war schon vor dem Vorfall in Hohenwart wegen Sanierungsbedarfs gesperrt.
Gleichzeitig beschloss der Runde Tisch, den Bereich der Prävention an Schulen auszubauen und die Arbeit weiter zu intensivieren. Zwar gebe es schon ein gut funktionierendes Netz von Schulsozialarbeit und schulpsychologischen Beratungsstellen, es gelte jedoch, die „unterschiedlichen Stellen noch besser“ miteinander zu vernetzen. Insgesamt sei es wichtig, nicht in „Aktionismus zu verfallen“, sondern gut überlegt an die „Herausforderungen heranzugehen“, hieß es.
Am frühen Abend des 28. Novembers waren drei Achtklässlerinnen unterhalb des Turms tot aufgefunden worden. Die Ermittlungen der Polizei ergaben bisher keine Hinweise auf ein Fremdverschulden – weder mutwillig noch fahrlässig. Eine Initiative hat damit begonnen, Geld für die betroffenen Familien zu sammeln, um zumindest finanzielle Nöte auszuschließen. Es gehe darum, dass die Familien in Ruhe trauern könnten, sagte die Initiatorin.
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/