Bundestagswahl
Kanzlerkandidatur war für Scholz nicht selbstverständlich
Die erneute Kanzlerkandidatur von Scholz ist kein Selbstläufer gewesen. Einige in der SPD hätten ganz vorn lieber Pistorius gesehen. Scholz selbst sagt, er habe sich vor der Entscheidung „geprüft“.
Von red/dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich die Entscheidung für eine neuerliche Kanzlerkandidatur nach eigener Aussage nicht leicht gemacht. In einem Interview der Funke-Mediengruppe antwortete er auf die Frage, ob er erwogen habe, diese Aufgabe dem laut Umfragen beliebteren Verteidigungsminister, Boris Pistorius, zu überlassen: „Natürlich habe ich mich geprüft.“ Schließlich habe ihn viel Kraft gekostet, die Ampel-Koalition über drei Jahre zusammenzuhalten und zu führen. Denn trotz allem, was die Koalition von SPD, Grünen und FDP erreicht habe, sei das Bild der Regierung von Streit und Uneinigkeit geprägt gewesen.
Scholz führte weiter aus: „Deshalb habe ich natürlich genau überlegt, ob es richtig ist, nochmal anzutreten.“ Am Ende habe er die Entscheidung zusammen mit den Parteichefs, Saskia Esken und Lars Klingbeil, sowie dem SPD-Fraktionsvorsitzenden, Rolf Mützenich, getroffen, „mit der Unterstützung von Boris Pistorius“.
Sogenannte Fortschrittskoalition fehlt Scholz nicht
Der Ampel-Koalition trauere er nicht nach, sagte er auf Nachfrage. Der Kanzler fügte hinzu: „All die nun auftauchenden Berichte über das, was die FDP geplant hatte, um die Koalition zu zerstören, bestätigen mich in dem Gefühl: Es war richtig, den Bundesminister der Finanzen Lindner zu entlassen.“
Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP war 2021 als „Fortschrittskoalition“ angetreten. Das Regierungsbündnis zerbrach Anfang November nach einem erbitterten Streit um den Kurs in der Haushalts- und Wirtschaftspolitik. Scholz feuerte Finanzminister Christian Lindner und kam damit dem Ausstieg der FDP zuvor.