Karatekämpfer des Backnanger Vereins Shingikan schaffen Sprung aufs Podest

Die Routiniers Gabriel Eisenmann und Michaela Brecht feiern in Slowenien bei der WM im traditionellen Karate den Gewinn der Bronzemedaille. Zudem besiegt das Männertrio aus dem Murrtal im Teamwettbewerb den Weltmeister Brasilien, ehe es im Viertelfinale an Polen scheitert.

Gabriel Eisenmann (links) machte nicht nur im Mannschaftswettkampf der Männer gegen Weltmeister Brasilien eine gute Figur. Er überzeugte vor allem im Mixed-Team und sicherte sich dort mit seiner Vereinskollegin Michaela Brecht die Bronzemedaille. Foto: privat

Gabriel Eisenmann (links) machte nicht nur im Mannschaftswettkampf der Männer gegen Weltmeister Brasilien eine gute Figur. Er überzeugte vor allem im Mixed-Team und sicherte sich dort mit seiner Vereinskollegin Michaela Brecht die Bronzemedaille. Foto: privat

Von Uwe Flegel

Normalerweise kämpfen in Kranjska Gora die weltbesten Skifahrer um Slalom- und Riesenslalompunkte. Diesmal ging es in dem bekannten Wintersportort im Nordwesten Sloweniens allerdings um die Weltmeisterschaft der International Traditional Karate Federation (ITKF). Teilnehmer aus knapp 30 Nationen waren am Start der 21. Titelkämpfe, denen noch ein Europa-Cup vorgeschaltet war. Unter den über 300 Sportlern bei der ersten großen Meisterschaft des Verbands nach Corona waren elf Kämpfer des Backnanger Vereins Shingikan. Mit Gabriel Eisenmann und Michaela Bracht, die zuvor schon unter ihrem Geburtsnamen Schwaderer einige Erfolge feierte, kehrten zwei von ihnen mit einer Bronzemedaille ins Murrtal zurück.

Dass Backnanger Athleten vorne mit dabei sind, wenn es im traditionellen Karate um nationale und internationale Titel geht, ist keine Seltenheit. Shingikan ist seit Jahrzehnten in Deutschland eine der führenden Adressen dieser Form des Karatesports. Auch weil Klubgründer Helmut Eisenmann ein Mann der ersten Stunde im Deutschen Traditionellen Karate-Verband (DTKV) und gleichzeitig auch dessen Vizepräsident ist. Obwohl Karate seit den Spielen 2021 in Tokio olympisch ist, werden Shingikan-Sportler so schnell allerdings nicht bei Olympia starten. Das hat etwas mit den nicht immer durchschaubaren Strukturen im Kampfsport – und dort nicht nur im Karate – zu tun. Denn unter dem Dach der vom IOC anerkannten World Karate Federation (WKF) findet sich zwar auch die ITKF, doch sie spielt dort nicht die Hauptrolle, wie Gabriel Eisenmann erzählt. Er sagt: „Wir sind eher eine Randsportart, was das olympische Sportkarate angeht.“

Shingikan ist im deutschen Team mit elf Kämpfern vertreten

Beim traditionellen Karate, bei dem im Freikampf „nur ein leichter Kontakt mit dem Gegner erlaubt ist“, so der 30-Jährige, sind Shingikan-Sportler aber sehr erfolgreich. Wie nun in Slowenien, wo der Tross aus dem Murrtal mit Gabriel Eisenmann, Michaela Brecht, Tchaarren Paulik, Nikolas Cristea, Mihriban Ögut, Nikita Bartsch, Tim Engelhardt, Christina Kryriakidou, Stamatia Zitaki, Maxim Semenov und Stefanos Aivatoglou den Löwenanteil der deutschen Abordnung stellte. Mit ihren 33 Jahren war Michaela Brecht bei der Weltmeisterschaft die erfahrenste Kämpferin und der 17-jährige Stefanos Aivatoglou der jüngste Sportler aus dem Murrtal im DTKV-Aufgebot.

Bei den Einzelwettkämpfen im Jiyu-Kumite (Leichtkontakt-Freikampf) lief es für Gabriel Eisenmann am besten. Mit drei Siegen in Serie qualifizierte er sich fürs Viertelfinale, verlor dort gegen den Brasilianer Willian und belegte einen sehr guten fünften Rang. Ebenfalls Platz fünf gab es bei den Juniorinnen (18 bis 20 Jahre) für die 18-jährige Stamatia Zitaki, die dabei Pech hatte. Denn sie verletzte sich bei ihrem Sieg gegen ihre Kontrahentin aus Bosnien-Herzegowina und konnte im Viertelfinale nicht mehr antreten. Bei den Frauen war für die routinierte Michaela Brecht und die 22-jährige Mihriban Ögut dagegen früh Schluss.

Im Kumite-Team wiederum schafften die drei Backnanger Gabriel Eisenmann, Tchaarren Paulik (25) und Nikolas Cristea (24) in ihrem Auftaktvergleich gleich mal eine Sensation. Das Trio besiegte den amtierenden Weltmeister Brasilien, nachdem das Shingikan-Trio bereits 0:8 zurückgelegen hatte. Dann verkürzte Gabriel Eisenmann im letzten Duell erst auf 4:8 und schaffte anschließend mit seinem zweiten Ushiro-Mawashigeri (Tritt nach hinten) zum Kopf noch den siegbringenden Ippon. Gegen den zweiten Titelanwärter in Folge war danach allerdings nichts mehr drin. Die Niederlage gegen Polen bedeutete das Aus im Viertelfinale und wiederum Rang fünf.

Der 17-jährige Stefanos Aivatoglou zieht im Fuku-go ins Viertelfinale ein

In den Kata-Disziplinen erreichte Gabriel Eisenmann als einziger Deutscher die zweite Runde. Dort qualifizierte er sich mit einer starken Unsu (stilisierter Kampf gegen imaginäre Gegner) fürs Achtelfinale. Damit hatte es sich aber für den Vielstarter aus dem Murrtal, setzten sich dort dann doch die Spezialisten dieser Disziplin durch.

Im sogenannten Fuku-go (Kombination aus Kumite und Kata) der Junioren 16/17 war es der 17-jährige Stefanos Aivatoglou, der sich unerwartet stark präsentierte und das Viertelfinale erreichte. Dort traf er gegen den späteren Turniersieger aus Rumänien, verlor und war ebenfalls Fünfter.

Im En-bu (einstudierter Einminutenkampf) klappte es dann im Team-Mixed doch noch mit einer Medaille. Mit einer kämpferischen und technischen Meisterleistung qualifizierten sich die Routiniers Michaela Brecht und Gabriel Eisenmann fürs Finale der besten vier. Auch dort gelang ihnen eine fehlerfreie und starke Darbietung: Mit der behauptete das Duo aus Backnang gegenüber den starken Polen seinen dritten Platz und bejubelte Bronze.

Nachwuchs sammelt beim Europa-Cup Erfahrung und Podestplätze

Europa Cup Bei dem Turnier für Kämpfer im Alter von 10 bis 20 Jahren sicherten sich die Backnanger Maxim Semenov, Stamatia Zitaki und Christina Kiriakidoui einen zweiten Rang, vier dritte Plätze und einen vierten Rang. Am Start waren knapp 200 Teilnehmer. In der Nationenwertung belegte der deutsche Nachwuchs hinter Polen und Rumänien den dritten Rang.

Kogo-Kumite In der Disziplin nimmt jeder der zwei Kontrahenten jeweils dreimal die Verteidigungs- und dreimal die Angriffsposition ein. Dabei gewann Maxim Semenov bei den Kadetten 14/15 Silber. Jeweils Bronze gab’s bei den Juniorinnen 18 bis 20 Jahre für Stamatia Zitaki und Christina Kyriakidou.

Jiyu-Kumite Hierbei handelt es sich wie bei der anschließenden WM um einen Leichtkontakt-Freikampf. Auch in dieser Form sicherten sich Stamatia Zitaki und Christina Kyriakidou bei den Juniorinnen jeweils Bronze.

Kata Auch bei der Präsentation festgelegter Bewegungsabläufe zeigte Stamatia Zitaki Talent. Sie wurde Vierte ihrer Altersklasse.

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Erstellt:
24. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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