Heidelberg / Mannheim
Kartellamt untersagt Klinikverbund Heidelberg-Mannheim
Die Uniklinik Mannheim macht jährlich massive Verluste. Ein Verbund mit der Uniklinik Heidelberg soll den Standort sichern. Nun muss die Politik einen anderen Weg zu ihrer Wunschlösung finden.
Von shm/dpa/lsw
Das Kartellamt hat einen Verbund zwischen den Universitätskliniken Heidelberg und Mannheim untersagt. Dies teilte die Behörde nach einem monatelangen Prüfverfahren mit. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Mannheim streben einen Verbund der Häuser an, um den hochdefizitären Standort Mannheim zu erhalten - und ein „europäisches Leuchtturmprojekt der Medizin“ zu schaffen, wie Ex-Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) im vergangenen Jahr sagte. Das Land ist Träger des Standortes Heidelberg, die Stadt Mannheim Trägerin der örtlichen Universitätsklinik.
In dem gewünschten Verbund sollten beide Krankenhäuser auf medizinischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene eng zusammenarbeiten, ohne ihr eigenständiges Profil zu verlieren. Das Land kann nach Angaben des Wissenschaftsministeriums etwa nicht auf die Forschungs- und Ausbildungskapazitäten des Uniklinikums Mannheim verzichten. Dort gibt es demnach 270 Plätze für Studienanfänger sowie insgesamt 2.000 Studienplätze für Humanmedizin. Geplant war, dass das Universitätsklinikum Heidelberg Mehrheitsgesellschafter der Mannheimer Uniklinik wird.
Das Universitätsklinikum in Mannheim fährt hohe Verluste ein - so hoch, dass das Land seit 2021 hohe Beträge zur Unterstützung des Klinikums aufwenden muss. Für 2025 erwartet das Klinikum nach Angaben der Stadt ein Minus von 99 Millionen Euro.
Der Klinikverbund ist mit der Entscheidung des Kartellamtes allerdings nicht vom Tisch. Das Land kann nun eine sogenannte Ministererlaubnis beim Bundeswirtschaftsministerium beantragen. Dabei würde die Frage nach einem Verbund auch mit Blick auf das Gemeinwohl geprüft - die Auswirkungen auf Forschung, Gesundheitsversorgung und Ausbildung.
Die Uniklinik Heidelberg hat nach früheren Angaben fast 2.600 Betten sowie gut 86.000 stationäre und mehr als eine Million ambulante Patienten im Jahr. Mit 10.700 Beschäftigten zählt sie zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Im Mannheimer Haus arbeiten rund 4.300 Mitarbeiter. Sie behandeln nahezu 45.000 Patienten stationär und über 170.000 ambulant.