Kaufboykott – Rache für die Abrissbirne
US-Präsident Trump kann gar nicht genügend Teslas kaufen, um die Misere seines Helfers Musk zu beenden.
Von Thomas Spang
Washington -
In Europa sind die Verkaufszahlen für Tesla drastisch eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnete Musk zuletzt einen Absatzrückgang von 45 Prozent, während der gesamte E-Automarkt in Europa um 37 Prozent wuchs. In Deutschland zogen die Konsumenten noch stärker andere Hersteller von Elektrofahrzeugen vor. Die Verkäufe im Februar 2025 gingen um mehr als 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.
Zur Erweiterung der Tesla-Produktion im brandenburgischen Grünheide kommt es auf absehbare Zeit nicht. Dagegen wächst die Halde nicht verkaufter Autos von Tag zu Tag. Angesichts des drohenden Handelskriegs mit den USA unterstützen die Deutschen lieber ihre eigene Industrie als einen verrückt gewordenen Milliardär, der ihrer Lebensweise und ihrem Wohlstand den Kampf angesagt hat. Gut so.
Aber auch in den USA ging der Absatz zurück. Der Anteil von Tesla am E-Automarkt fiel erstmals auf unter 50 Prozent. Besitzer drücken mit Aufklebern ihre Scham über den Erwerb eines E-Mobils von Musk aus. Andere trennen sich von ihren Tesla-Fahrzeugen unter Marktwert. Und vielerorts melden Autohäuser des Konzerns Vandalismus.
Der einstige Pionier Musk droht wegen seines politischen Engagements für Trump und rechtsradikale Kräfte in Europa von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Warum sollte jemand, der einen moralischen Kompass hat, einen unterstützen, der den rechten Arm zum faschistischen Gruß hebt, die AfD als letzte Chance propagiert oder das Ende der Nato fordert?
In den USA sorgt Musks brachiales Vorgehen beim Feuern Tausender Staatsbediensteter für Unmut – ebenso das Abwickeln der Entwicklungshilfe oder das Herumschnüffeln in den privaten Daten von Millionen US-Bürgern bei der Steuerbehörde IRS oder der Alterssicherung Social Security.
Tragischerweise wird der einst als großer Innovator gefeierte Unternehmer zum Totengräber des modernen Amerika, das durch Globalisierung und Freihandel enormen Reichtum geschaffen hat. Dabei hat kaum jemand so sehr davon profitiert wie der aus Südafrika eingewanderte Tech-Unternehmer, der allein in den USA von mehr als 34 Milliarden Dollar an Subventionen profitierte.
Die Ironie der Geschichte ist, dass sein Champion im Weißen Haus, dessen Wahl Musk mit 250 Millionen Dollar gefördert hatte, die USA nun auf eine Rezession zusteuert. Beim Börsencrash am Wochenanfang brach die Tesla-Aktie um 15 Prozent ein. Seitdem Musk in Diensten des Zöllners-in-Chief steht, verlor der Tesla-Kurs von rund 480 Dollar Mitte Dezember auf zuletzt 222 Dollar. Das ist ein Wertverlust von fast 800 Milliarden Dollar.
Vielleicht motiviert das Musk, sich wieder auf die Führung seiner Unternehmen zu konzentrieren. Bei Tesla, aber auch SpaceX und X fehlt seine Tatkraft. Auch das ist Teil des Problems, das zum Absturz beitrug. Er hat sich in seinem Größenwahn verzettelt und macht jetzt nichts mehr richtig.
Trump ahnt, dass ihm sein allzu williger Helfer an der Spitze der Scheinbehörde Doge abhandenzukommen droht. Da es sich nicht um eine echte Institution mit Strukturen handelt, sondern um einen Freiwilligeneinsatz von Musk und Freunden, benötigte der „America-First“-Präsident dringend einen Ersatz.
Es dürfte nicht einfach sein, jemanden zu finden, der so skrupellos vorgeht wie der irre Kerl mit der schwarzen Baseballkappe auf dem Kopf und Baby-Boy „X“ auf den Schultern. Trump wird Musk dafür vermutlich mehr bieten müssen als den Kauf eines Teslas. Der Teufelspakt mit dem narzisstischen Imperator schadet dem autistischen Genie bisher mehr, als dass er ihm hilft.