Olympia-Kolumne
Kein Plan von Paris? Papperlapapp!
Unser Olympia-Reporter tut sich mit plötzlichen Veränderungen am Frühstücksbuffet eher schwer. Auf dem Weg durch Paris geht er daher lieber auf Nummer sicher.
Von Dirk Preiß
Es heißt ja immer: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und, was sollen wir sagen? Es stimmt. Uns ist das daran aufgefallen, dass sie uns in unserem Hotel in Paris eines Morgens vor eine schier unlösbare Herausforderung gestellt haben.
Wir sind ja nun schon fast drei Wochen in der französischen Hauptstadt, haben unseren Wohnsitz seitdem nicht verändert – was gut ist. Wir kennen nun die Laufwege, wissen, welche Rolltreppe einen ein paar Stufen erspart und wir den Hotelaufzug rechts eigentlich nicht benutzen sollten. Wir wohnen im zweiten Stock. Dort, wo im rechten Lift aber der Knopf mit der „2“ existieren sollte, ist nur: ein schwarzes Loch. Aber gut, auch daran haben wir uns gewöhnt. Entweder wir nehmen einfach gleich die Treppe, ist ja nicht so weit – oder wir fahren in die dritte Etage und steigen dann die Stufen hinab in die zweite.
Alles gut also. Aber nun zurück zu dieser eigentlich unmenschlichen Aktion am gestrigen Morgen: Sie haben – und das müssen sie sich nun einfach mal vorstellen! – die Anordnung am Frühstücksbuffet verändert.
Ja, wir wissen ja: In jeder Veränderung liegt auch eine Chance. Wir haben die aber nicht gesehen. Ebenso wenig wie das Schälchen mit den kleinen Butterpackungen, wie den Multivitaminsaft und wie die Schale mit dem schon geschnittenen Obst. Auch Haferflocken, Cornflakes und das Besteck haben Beine bekommen. Wir waren: hochgradig verwirrt. Es hat nicht viel gefehlt und wir hätten nach einem Lageplan verlangt.
App? Papierplan? Beides!
So ein Plan verleiht übrigens Sicherheit. Weshalb wir schon seit kurz nach unserer Ankunft in Paris einen ganz eng am Körper tragen. Für Digital Natives klingt das nun vermutlich, als würden E-Mails mit der Brieftaube versandt – und, ja: Wir sind dafür auch schon ausgelacht worden. Denn alles, was man über das Pariser Metronetz und die weiteren öffentlichen Nahverkehrsmittel der französischen Hauptstadt wissen muss, gibt es heutzutage ja in einer App auf dem Mobiltelefon.
Natürlich haben wir diese auch. Mehrere davon, sogar. Aber manchmal tut es auch einfach mal gut, in die rechte hintere Hosentasche zu greifen, ein mittlerweile gut zerfleddertes Stück Papier herauszuziehen, es umständlich auseinanderzufalten – und zu erkennen. Das, was die App sagt, stimmt. Aber: Wer garantiert uns denn, dass sie sich nicht auch mal irrt?
Für künftige Paris-Besuche fühlen wir uns durch die Papier-Plan-Nummer nun auf jeden Fall gut gerüstet – und als wir kürzlich ein paar amerikanischen Touristen den Weg zur olympischen Schwimmhalle erklären konnten, war das ein Gefühl der Erhabenheit. Das stete Studium des Metroplans inklusive Ausfaltezeremonie und folgendem Praxistest hat uns zu Wissenden gemacht.
Was wir allerdings nicht wissen: Ob wir uns auch morgen früh wieder zum Frühstück trauen. Wir brauchen diese Mahlzeit, da an einem olympischen Tag ja nie Klarheit besteht, wann man das nächste Mal wieder was zwischen die Kiemen bekommt. Aber die Angst ist nun eben groß – vor einer weiteren Veränderung.