Reiten in Paris 2024

Keine Medaille trotz starker Quali – Springreiter machen einen Fehler zu viel

Als Beste der Qualifikation waren die deutschen Springreiter in den Teamwettbewerb der Olympischen Spiele in Paris gegangen. Die Enttäuschung nach Platz fünf war entsprechend groß. Doch es gibt noch eine Chance.

Tolle Kulisse, starke Leistung, aber keine Medaille – Philipp Weishaupt auf Zineday

© IMAGO/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Roger Buerke

Tolle Kulisse, starke Leistung, aber keine Medaille – Philipp Weishaupt auf Zineday

Von Dirk Preiß

Im Sport ist die Methode ja bewährt. Niederlagen abhaken, nach vorne schauen, das nächste Ziel ins Visier nehmen. Diese Version wählte am Freitagnachmittag auch Philipp Weishaupt. Der deutsche Reiter stand unweit des Schlosses von Versailles im Schatten der mächtigen Tribüne – und als er über sein Pferd, den zehnjährigen Zineday, sprach, machte er schon wieder einen fast beseelten Eindruck. „So ein Pferd“, sagte der Augsburger. Und: „Wer ihn heute hat springen sehen – für den ist es sicher nicht vermessen zu sagen, dass er die Chance auf eine Medaille hat.“

Allerdings: Erst in der kommenden Woche. Und bis dahin wird der Ausblick durchaus auch getrübt sein vom Geschehen am Freitag.

Denn in der ersten Entscheidung der Olympischen Spiele in Paris der Springreiter ist das deutsche Team leer ausgegangen. Obwohl am Tag davor noch alles danach ausgesehen hatte, dass zumindest eine Medaille möglich ist. Das bestätigte sich dann zwar am Freitagnachmittag. Doch entgegen der Qualifikation leisteten sich zwei der drei deutschen Reiter je einen Fehler – was in diesem engen Wettbewerb bereits zu viel war. Ein Fehler weniger – und zumindest eine Medaille wäre es geworden.

Am Ende gewann das Trio aus Großbritannien mit Ben Maher (auf Dallas Vegas Batilly), Harry Charles (Romeo) und Scott Brash (Jefferson) gefolgt vom Team der USA und der Équipe der Gastgeber. Die deutsche Mannschaft landete hinter der Niederlande auf Rang fünf. Und haderte auch ein bisschen mit dem Reglement. „Hätten beide Umläufe zusammengezählt“, sagte Philipp Weishaupt, „dann hätten wir Gold gewonnen.“

2000 gewann das deutsche Team letztmals Gold

Doch nach der fehlerfreien Qualifikation wurden alle Ergebnisse gestrichen, im Finale ging es von Null los – und die deutschen Reiter konnten ihre Perfektion vom Vortag nicht noch einmal zeigen. Zunächst leistete sich Christian Kukuk auf Checker einen Fehler, dann auch Richard Vogel mit United Touch, weshalb vor dem finalen Durchgang die Mannschaft lediglich auf Rang sechs lag. Mit seinem fehlerfreien Ritt setzten Weishaupt und sein Wallach die Konkurrenz zwar noch einmal unter Druck, aber lediglich der Ire Cian O’Connor ließ sich dadurch zu Fehlern hinreißen.

„Die Enttäuschung ist da“, sagte Otto Becker, „denn wir hatten ein super Team, das Top-Leistungen gezeigt hat. Fehler können auf diesem Niveau passieren.“ Der Bundestrainer, der beim bislang letzten deutschen Team-Gold der Springreiter 2000 in Sydney noch selbst geritten war, nannte das Abschneiden „einen unglücklichen fünften Platz“, musste aber auch anerkennen: „Die anderen waren etwas besser.“

Das ist ein Fazit, das im gesamten deutschen Olympia-Team mittlerweile recht häufig gezogen werden musste. Für diesen Samstag hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zu einer Pressekonferenz gebeten, das Halbzeitfazit soll dann gezogen werden. Und das wird eher ernüchternd ausfallen.

Sieben Medaillen stehen auf der Liste, zahlreiche Chancen, diese zu verlängern, wurden aber auch ausgelassen. Trotz – ähnlich, wie am Freitag bei den Springreitern – teils sehr guten Vorleistungen. Ricarda Funk, die Kanutin, vergoss schon bittere Tränen der Enttäuschung. Anna-Maria Wagner, die Fahnenträgerin, ging im Judo trotz Gold-Plan leer aus. Tokio-Olympiasieger Alexander Zverev ist auch schon aus dem Tennisturnier ausgeschieden. Im Schwimmen gab es zwei Medaillen (Gold durch Lukas Maertens, Bronze durch Isabel Gose), aber auch vierte Plätze mit knappen Abständen nach vorn. Auch das Vielseitigkeitsteam der Reiter ist leer ausgegangen. Immerhin: Eine der beiden deutschen Goldmedaillen bisher holte Michael Jung im Einzel. Und die Fraktion der Reiterinnen und Reiter will noch mehr beisteuern zur deutschen Medaillensammlung in Paris.

Am Samstag und Sonntag werden in der Dressur die Medaillen im Mannschaftswettbewerb und im Einzel vergeben – mit Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl, der Doppel-Olympiasiegerin von Tokio. Der Ruderer Oliver Zeidler und Zehnkämpfer Leo Neugebauer könnten am Samstag ebenfalls Medaillen, auch Gold, gewinnen. Die Springreiter sind dann am Montag mit der Qualifikation wieder dran.

Welchen Schluss das Ergebnis aus dem Teamspringen für das Einzel zulässt? Kaum einen, meint der Bundestrainer Becker, der seinen Reitern aber eine Weltklasseleistung in den vergangenen zwei Tagen bescheinigte. Und auch Philipp Weishaupt kann und will sich nicht auf seinen zwei fehlerfreien Ritten im Teamwettbewerb ausruhen. „Das Turnier“, sagte der 39-Jährige am Freitag zum Abschluss, „ist heute zu Ende“. Am Montag gehe es neu los – und zwar mit mindestens ebenso starker Konkurrenz wie zum Olympia-Einstieg der Springreiter in Paris.

„70 starten, 30 gehen ins Finale, nach dem ersten Durchgang gibt’s ein Stechen – das ist brutal“, meinte Philipp Weishaupt. Einen Vorteil scheint er aber zu haben. Der hört auf den Namen Zineday.

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Erstellt:
2. August 2024, 17:40 Uhr

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