Kindergarten und Familienzentrum: Halbzeit für künftige Heimat

Mädchen und Jungen, Erzieherteam, Gemeindemitglieder, Handwerker und Gäste begehen Richtfest für den Neubau im Murrhardter Klosterhof

Die Mädchen und Jungen singen beim Richtfest augenzwinkernd: „Ich kenn ein Haus, da schauen viele Kinder raus“. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Mädchen und Jungen singen beim Richtfest augenzwinkernd: „Ich kenn ein Haus, da schauen viele Kinder raus“. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Zimmerermeister Stefan Mangold steht lässig zwischen zwei Balken des majestätischen Dachaufbaus links vom Richtbaum, neben ihm Janosch Gegotek von der Firma Munz, die für den Neubau sowie die Vorarbeiten rund um den Untergrund verantwortlich zeichnet. Im Richtspruch Mangolds treten vor allem die künftigen Bewohner auf – er wünscht sich, dass im künftigen Haus „viel Kinderlachen voll Innigkeit und Übermut“ zu hören sein wird, auch mit Blick auf die Eltern, für die in einem stressigen Alltag die Unterstützung eines Kindergartens wichtig ist. Dann erhebt er das Glas, trinkt auf den Erbauer, die evangelische Kirchengemeinde Murrhardt, und das am Bau wirkende Team der Handwerker, wirft es nach unten, lässt es am Mauerwerk zerbersten und erntet Applaus von den Gästen. Die sind zahlreich zum Richtfest des neuen Kindergartens Klosterhof erschienen – Mädchen und Jungen, Eltern, Großeltern, Erzieherteam, Vertreter von Kirchengemeinde und Stadt sowie weitere Gäste.

„Für mich ist das heute auch eine Art Jahresfest“, sagt Pfarrer Hans Joachim Stein, der mit seiner Familie vor ziemlich genau einem Jahr ins Pfarrhaus eingezogen ist und vom Küchenfenster aus den Abriss des ehemaligen Gebäudes und nun das Wachsen des Neubaus miterleben konnte. Nicht selten werde er gefragt, ob denn nun ein Kindergarten oder ein Familienzentrum gebaut werde. „Wo Kindergarten draufsteht, ist auch ein Familienzentrum drin“, erklärt der geschäftsführende Pfarrer, gehe es im Haus neben der Kindergartenarbeit darum, die Eltern und Familien durch Zusatzangebote zu unterstützen. Dankbar sei die Gemeinde für die gute Partnerschaft mit der Stadt, die man umgekehrt mit dem Kindergarten in der Betreuung unterstütze. Indes wolle man im Neubau auch den Glauben erfahrbar machen und ein Haus schaffen, in dem Kinder gut begleitet werden und eine freudige Zeit verbringen können. Zur Bestätigung singen die Mädchen und Jungen beschwingt zwei Lieder.

Bürgermeister Armin Mößner lässt wissen, dass beim Projekt ein langer Atem notwendig war – liegen die ersten Planungsgespräche schon fünf Jahre zurück. Doch ähnlich wie bei kommunalen Bauvorhaben sei eben auch hier eine gute Vorbereitung nötig gewesen. „Für die Kirchengemeinde ist der Neubau ein Quantensprung“, sagt Mößner. Der viergruppige Kindergarten beziehe in der konzeptionellen Arbeit die Familien über verschiedene Möglichkeiten mit ein. Dieser Beitrag zur Kindergartenlandschaft sei für Murrhardt wichtig.

Neubau ist wichtiger Baustein für Murrhardter Betreuungslandschaft

Jetzt müsse man noch ein knappes Jahr durchhalten, bis die Kinder in die neuen, großzügigeren Räume – im Vergleich zu ihrem jetzigen Quartier in der Alten Abtei – umziehen können.

Architekt Stefan Hallmaier erinnert daran, dass sein Stuttgarter Büro als Quereinsteiger beim Projekt durchstartete. Das Vorhaben erwies sich auch aufgrund der Rahmenbedingungen als nicht ganz so einfach: Auf dem Grundstück ging es darum, den Hochwasserschutz sowie das Gefälle zu berücksichtigen. Um all dem und weiteren Vorschriften gerecht zu werden sowie hohe Kosten einer komplizierten Pfahlgründung zu vermeiden, sei man vom ursprünglichen Konzept eines Untergeschosses abgerückt. Das heutige sieht vor, drei der vier Gruppen im Erdgeschoss und die jüngeren Kinder im Obergeschoss unterzubringen, wo sich dann auch ein Mehrzweckraum, Schlafmöglichkeiten sowie eine Dachterrasse als Spielareal und zweiter Fluchtweg befinden werden. „Jetzt mit dem Dachaufbau werden auch die Ausmaße klar“, sagt Hallmaier. Die Arbeiten in dieser Hinsicht sind sehr gut gelaufen, erklärt Stefan Mangold. Der Zimmerermeister aus Oberrot schätzt, dass sein Team nun noch rund drei Wochen für die Integration der Dachfenster sowie den Ausbau mit Dachlatten und weiteren Feinarbeiten benötigen wird.

Das Team des Fichtenberger Bauunternehmens Gotthilf Munz war das erste vor Ort. Es hat sich schon vor Monaten um die Erdarbeiten nach dem Abriss gekümmert, wobei das Areal zwischendurch längere Zeit ruhen musste, damit sich das Material setzen konnte, wie Mathias Munz nochmals in Erinnerung ruft. Nach Verlegung der Versorgungsleitungen konnte die Bodenplatte gegossen und anschließend das Mauerwerk hochgezogen werden. Nun wird der künftige Kindergarten weiter ausgebaut inklusive Infrastruktur mit Elektrik, Heizung und Wasserversorgung, zudem werden die Fenster integriert. Und wann möchte die Gemeinde fertig sein? „Nach den Sommerferien“, sagt Kirchengemeinderatsvorsitzende Inge Brehmer. Sie ist für alle Beteiligten weiterhin eine wichtige Ansprechpartnerin, was auch Architekt Stefan Hallmaier betonte. Für die Kinder hat sie an diesem Tag ein einfaches und zugleich schönes kleines Geschenk mitgebracht – bunte Luftballons.

Zwar kann die Kirchengemeinde mit Unterstützung der Stadt (maximal 1,19 Millionen Euro) rechnen, trotzdem sammelt sie weiter Spenden, um das Projekt zu finanzieren. Die Gesamtsumme des Neubaus ist bei 2,24 Millionen Euro angesetzt.

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Erstellt:
26. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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