Klarheit, Geruch und Geschmack entscheiden
Mostprämierung in Rickerts Bauernschenke – 35 Moste im Wettbewerb – Alleinunterhalter Siegfried „Knorri“ sorgt für Stimmung
Von Petra Neumann
GÖCKELHOF. Wieder einmal drehte sich in Rickerts Bauernschenke alles um den Most, der einem alten Kulturgut gleichkommt. Früher, als das Wasser noch nicht den Reinheitsgrad hatte wie heute, haben selbst Kinder dieses typisch ländliche Getränk zu kosten bekommen, das ist heute unvorstellbar.
Dieses Jahr wurden 35 nummerierte Moste getestet und auf drei Kriterien hin untersucht. Aussehen, Klarheit, Geruch und Geschmack, wobei Letztere beiden zusammengefassten Punkte dreifach gewertet wurden. In der ersten Runde wurden alle Moste getestet und das Ergebnis ausgewertet, bis zwölf Finalisten feststanden. Die wurden dann nochmals getestet, wobei bei dieser Finalrundenjury auch Bürgermeister Achim Mößner dabei war.
Bei diesem wichtigen Prozess wurde natürlich viel gewitzelt und gelacht. Alle Fachmänner und Fachfrauen hatten ja eine schwerwiegende Aufgabe zu bewältigen. Hans Peter Schiefer aus Däfern, ein treuer Wettstreiter in Sachen Mostprämierung und äußerst bewandert auf dem Gebiet der Pomologie, schaute schnell seiner Nachbarin Margret Heinz über die Schulter, um zu schauen, wie sie den Most Nummer 4 bewertet. „Da sind viele Birnen drin und die Farbe gefällt mir nicht so gut, denn wenn Birnen im Most sind, wird er blass“, meinte sie kritisch. Der Spitzenexperte in Sachen alte Birnen- und Apfelsorten witzelt wiederum, dass es im Murrtal nur Tannenzapfenmost gäbe, während er in Däfern auf der „bright side of life“ lebe und seine Äpfel so süß schmeckten wie Nachbars Kirschen. Klar, dass seine Tischnachbarin Protest einlegen musste.
Alleinunterhalter Siegfried „Knorri“ Knorr war wieder mit von der Partie und gab seine deftigen Mundartgedichte und Ländler auf der Ziehharmonika zum Besten, unter anderem auch den „Mooscht-Song“, der von allen nach der altbekannten Weise der Schwäbischen Eisenbahn gesungen wurde. Er handelt von der Verarbeitung der Äpfel zum Most und seinen Wirkungen bei vorzeitigem Genuss. Aber Most ist natürlich mehr als nur ein gesungener Gag, schließlich wachsen die dafür verwendeten Äpfel und Birnen auf den Streuobstwiesen, die einen wichtigen Anteil nicht nur an der Landschaftspflege, sondern auch an der Vielfalt der Flora und Fauna haben. Schade ist allerdings, dass das moderne Leben besonders bei den jungen Leuten doch andere Interessen aufkommen lässt und relativ wenige an diesem Wettbewerb teilnahmen. Eine Entwicklung, die Gerhard Rickert mit Sorge sieht. Der Wert der Streuobstwiesen ist auch den Sponsoren wie der Volksbank und der Stadt Murrhardt ein großes Anliegen. Sie stifteten deswegen die zehn Obstbäumchen für die Gewinner.
Schließlich standen kurz nach 23 Uhr die Sieger fest: Auf Platz 12 kam Fritz Krawtschuk, gefolgt von Dennis Müller auf Platz 11. Den 10. Platz belegte Holger Mangold und bekam das erste Bäumchen. Platz 9 nahm Gerhard Seiter ein, den 8. Platz konnte Otto Braun für sich beanspruchen, die Plätze 7 und 6 ergatterte Manuel Fritz mit seinen zwei Mostvariationen. Der Hausherr Gerhard Rickert hielt sich in der Mitte mit dem 5. Platz, Jürgen Huber musste sich mit Platz 4 begnügen und dann kamen die Medaillenränge im übertragenen Sinn.
Die unterste Stufe bestieg Uli Traub mit seinem 3. Platz und Reiner Hinderer musste nur eine über sich stehen lassen. Die diesjährige Mostkönigin ist nämlich Erika Rickert, die sich natürlich sehr über diesen Sieg freute.