Fußball bei Olympia
Kleines oder großes Finale: DFB-Frauen wollen Revanche
Das 1:4 gegen die USA war für die deutschen Fußball-Frauen lehrreich. Vor dem erneuten Duell mit dem Turnierfavoriten ist der Einsatz von Kapitänin Alexandra Popp nicht gesichert.
Von Michael Bosch/dpa
Das kleine Finale oder der große Traum von Paris? Für Horst Hrubesch und seine „Mädels“, wie der Bundestrainer die deutschen Fußballerinnen immer nennt, ist das vor dem Wiedersehen mit den USA im Halbfinale keine Frage. „Jetzt macht es natürlich auch Sinn, ins Finale zu kommen“, sagt Torhüterin Ann-Katrin Berger.
Allerdings wackelt der Einsatz von Kapitänin Alexandra Popp. Die 33-Jährige vom VfL Wolfsburg fehlte beim Abschlusstraining in Lyon. Sie habe ein „Kratzen im Hals“, sagte Hrubesch in Lyon. Popp habe aber eine Aktivierung am Morgen absolviert. Eine DFB-Sprecherin nannte es eine Vorsichtsmaßnahme. Die Olympiasiegerin von 2016 hatte beim bisherigen Turnier die schwer am Knie verletzte Lena Oberdorf im Mittelfeld vertreten. „Es sind alle wichtig, nicht nur Alex“, sagte Hrubesch auf die Frage, welche Folgen ihr Ausfall hätte. „Für mich zählt nur die Mannschaft. Klar ist Alex wichtig, aber wie wichtig wäre Obi gewesen?“
Wann spielt Deutschland gegen die USA?
An diesem Mittwoch, 6. August, geht es für die deutsche Frauen-Fußball-Nationalmannschaft im Halbfinale gegen die USA. Anpfiff der Partie ist um 18 Uhr.
Das zweite Halbfinale bestreiten Spanien und Brasilien. Die Partien im Überblick:
- USA – Deutschland (18 Uhr, Lyon)
- Brasilien – Spanien (21 Uhr, Marseille)
Übertragung Deutschland – USA (TV und Live-Stream)
Das zweite Aufeinandertreffen mit den USA bei Olympia in Paris findet in Lyon statt. Übertragen wird die Partie von Eurosport und in der ARD. Außerdem ist das Spiel parallel in den entsprechenden Livestreams (ARD-Mediathek und Discovery+) zu sehen.
USA gegen Deutschland: in der Vorrunde eine klare Sache
Die DFB-Frauen wollen sich nicht noch einmal vom viermaligen Goldmedaillengewinner vorführen lassen. „Die Mannschaft ist gewachsen, ist gereift. Ich bin absolut sicher, dass sie alles in dieses Spiel reinpacken wird“, kündigt Hrubesch maximale Gegenwehr an. Das 1:4 gegen die USA in der Vorrunde hatte das deutsche Team zwar nicht aus der Bahn geworfen, aber mächtig Eindruck hinterlassen. Wesentlich schwerer tat sich die Auswahl der englischen Trainerin Emma Hayes im Viertelfinale gegen Japan, als sich der Rekord-Weltmeister erst in der Verlängerung durchsetzte. „Sie haben auch Körner gelassen“, sagt Hrubesch hoffnungsvoll.
Bei einem Sieg würde die Tour de France von Kapitänin Alexandra Popp und Co. mit den bisherigen Stationen Marseille, Saint-Étienne, wieder Marseille und jetzt Lyon am Samstag im Endspiel im Sehnsuchtsort Paris enden. Bei einer Niederlage müssten die DFB-Frauen in Lyon bleiben und am Freitag gegen den Verlierer des Duells Spanien gegen Brasilien um Bronze spielen.
„Wir haben eine Rechnung offen“, sagt Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn vom deutschen Meister Bayern München vor der neuerlichen Herausforderung gegen die USA mit ihren Hochgeschwindigkeitsstürmerinnen Sophia Smith, Mallory Swansoner und Trinity Rodman, die Tochter des früheren Basketballstars Dennis Rodman. „Aber wir wissen natürlich auch, was auf uns zukommt, müssen präsent sein in den Zweikämpfen und dürfen defensiv nicht so viel zulassen wie im letzten Spiel.“
Torfrau Berger mahnt: „Wir müssen besser sein als letztes Mal und aus unseren Fehlern lernen.“ Da hatte die 33-Jährige vom US-Club NJ/NY Gotham FC bei einem Treffer nicht gut ausgesehen und der Angriff um Lea Schüller so manche Chance liegen lassen. „Sie sind effektiv, sie machen Tore. Aber das müssen wir halt abstellen. Es wird darauf ankommen, dass wir die Chancen besser nutzen und körperlich dagegen halten“, fordert Hrubesch und spricht von einem 50:50-Spiel.
Berger ist davon überzeugt, dass der mühsame Erfolg gegen Kanada dem DFB-Team „einen großen Schub“ geben wird: „Ich habe das Gefühl, dass wir das unbedingt gebraucht haben. Einfach unsere Mentalität mal zu testen, vor allem bei so einem Turnier.“ Die Schwäbin hatte im Viertelfinale nach torloser regulärer Spielzeit und Verlängerung zwei Schüsse vom Punkt gehalten und den entscheidenden Elfmeter zum 4:2 nervenstark selbst verwandelt.
Mit dem Erreichen des Halbfinals ein Jahr nach dem blamablen Vorrunden-Aus bei der WM in Australien haben Deutschlands Fußballerinnen jedenfalls einen Schritt aus der Krise gemacht. „Der Job, den die Mädels machen, ist sensationell gut“, lobt Hrubesch. „Wir werden uns gegen die USA hoffentlich nicht selbst schlagen.“
Das ist der deutsche Kader bei Olympia (Fußball, Frauen)
- Merle Frohms (VfL Wolfsburg)
- Ann-Katrin Berger (NJ/NY Gotham FC)
- Sara Doorsoun (Eintracht Frankfurt)
- Giulia Gwinn (Bayern München)
- Marina Hegering
- Kathrin Hendrich
- Sarai Linder (alle VfL Wolfsburg)
- Bibiane Schulze Solano (Athletic Bilbao)
- Jule Brand (VfL Wolfsburg)
- Klara Bühl (Bayern München)
- Vivien Endemann (VfL Wolfsburg)
- Laura Freigang (Eintracht Frankfurt)
- Sydney Lohmann (Bayern München)
- Sjoeke Nüsken (FC Chelsea)
- Alexandra Popp (VfL Wolfsburg)
- Lea Schüller (Bayern München)
- Elisa Senß (Eintracht Frankfurt)
- Janina Minge (VfL Wolfsburg)
Gold haben die deutschen Fußballerinnen bisher ein einziges Mal bei Olympischen Spielen gewonnen – 2016 in Rio. Bronze gab es schon dreimal: 2000, 2004 und 2008.