SPD-Parteichef besucht Mercedes-Werk
Klingbeil verspricht bei Mercedes schnelle Hilfen für die Industrie
Bei einem Besuch im Werk Sindelfingen sucht der SPD-Parteichef die Nähe zur Autoindustrie und sagt Mercedes-Chef Ola Källenius rasche Maßnahmen zu.

© Thomas Kienzle/AFP
SPD-Parteichef Lars Klingbeil zwischen Mercedes-Chef Ola Källenius (links) und dem Betriebsratsvorsitzenden Ergun Lümali beim Besuch in Sindelfingen.
Von Matthias Schmidt
Im Mercedes-Auslieferungszentrum für die luxuriösesten Autos nennen sie es den „Magic Point“. Es soll eine magische Stelle sein, an dem die Kunden ihren Maybach oder AMG in Besitz nehmen. Jetzt treffen an diesem Punkt des „Center of Excellence“ in Sindelfingen Mercedes-Chef Ola Källenius und Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali auf Lars Klingbeil (SPD), den potenziellen Finanzminister der künftigen Bundesregierung. Ob das, was er verspricht, Realität wird oder „magic thinking“ bleibt, politisches Wunschdenken, werden die nächsten Monate zeigen.
Klingbeil verspricht, dass noch vor der Sommerpause die im Koalitionsvertrag aufgeführten Maßnahmen umgesetzt werden, die darauf zielen, den Industriestandort Deutschland zu stärken. Sein Besuch bei der „starken Traditionsmarke Mercedes, die seit vielen Jahrzehnten unsere Industrie mit prägt“ solle ein Zeichen dafür setzen, „dass die Koalition die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nach vorne stellt, damit die Zahlen wieder bergauf gehen“, sagt Klingbeil.
Der potenzielle Finanzminister verspricht schnelles Handeln
An Konkretem nennt der Co-Parteichef der SPD die Senkung des Industriestrompreises, verbesserte und nachträglich für 2025 geltende Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen sowie die Förderung der E-Mobilität. Mittelfristig sollen außerdem die Unternehmenssteuern sinken.
Im Koalitionsvertrag von Union und SPD sind diverse Maßnahmen zur Förderung von Elektroautos aufgeführt. Klingbeil betont als erstes die Förderung der Ladeinfrastruktur. An prominenter Stelle taucht gleichzeitig das Stichwort Technologieoffenheit auf, was heißt: Es soll keine politische Festlegung der Antriebstechnik geben. Unter anderem wolle man, dass in Europa auch Verbrenner-Elektro-Hybride gestärkt werden sowie Elektroautos mit sogenanntem Range-Extender, die einen Verbrennungsmotor als Stromgenerator zur Reichweitenverlängerung an Bord haben. Letztgenanntes hat Mercedes derzeit nicht im Angebot. Bei den Gesprächen, die Källenius mit dem „lieben Lars“ geführt hat, sei dies aber kein Thema gewesen. Källenius betonte, dass Mercedes in den kommenden Jahren mehr als 20 neue Modelle vorstellen werde, darunter „das breiteste Angebot an Hybriden mit mehr als hundert Kilometern elektrischer Reichweite“.
Mehr Sorgen dürften beiden die US-Zölle für Autos aus Europa bereiten. Hier sei man, so versicherte Klingbeil, in engem Austausch mit der Industrie. Er setze weiterhin auf Verhandlungen mit der Trump-Regierung: „Wir müssen gemeinsame Lösungen mit Amerika finden, deshalb werden wir weiterhin die ausgestreckte Hand entgegen halten.“