Immer mehr Kokain in Deutschland
„Kokain-Schwemme“: Wenn die Polizeiarbeit nicht reicht
Der Präsident des Bundeskriminalamts warnt vor der Ausbreitung von Kokain. Gegen das Problem bräuchte es eine umfassende Strategie, findet unsere Redakteurin Rebekka Wiese.

© dpa/Marcus Brandt
Jedes Jahr zieht die Polizei tonnenweise Kokain aus dem Verkehr.
Von Rebekka Wiese
Es ist die meistkonsumierte illegale Droge in Deutschland. Und es gibt immer mehr davon. Von einer „Kokain-Schwemme“ hat nun gar Holger Münch, der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), gesprochen. Er warnt davor, wie stark sich der Stoff gerade in Deutschland verbreitet. Die Droge kommt in so rauen Mengen ins Land, dass die Polizei kaum dagegen ankommt – trotz aller Bemühungen.
Eine umfassende Strategie gegen das Problem haben die politisch Verantwortlichen in den vergangenen Jahren trotzdem nicht entwickelt – und auch die neue Koalition hat es offenbar nicht vor. Kokain hat immer noch den Ruf, eine Droge der Erfolgreichen und Gutverdiener zu sein. Aber abgesehen davon, dass es auch in diesen Kreisen eine zerstörerische Wirkung haben kann, ist Kokain längst auf dem Weg, zur Volksdroge zu werden. Das scheint in der Polizeiarbeit angekommen zu sein. Aber nicht in der Drogenpolitik.
Eine Party- und Arbeitsdroge
Dass so viel Kokain auf den deutschen Markt kommt, hängt auch mit der Situation in Nord- und Südamerika zusammen. Die Polizei versucht seit Jahren, gegen internationale Netzwerke anzuarbeiten. Doch das allein wird es nicht lösen. Es braucht auch Maßnahmen, um zu verhindern, dass sich Menschen der Droge überhaupt zuwenden. Dabei geht es um eine außergewöhnlich heterogene Gruppe. Kokain ist eine Party- und eine Arbeitsdroge. Und in Form von Crack zugleich auch eine, die unter Obdachlosen verbreitet ist.
Man muss deshalb sowohl an Prävention als auch an Suchtberatung denken. Zwar gibt es eine Nationale Strategie in der deutschen Drogenpolitik, die solche Maßnahmen grundsätzlich vorsieht. Angesichts der aktuellen „Kokain-Schwemme“ müsste man sie nun aber gezielter anwenden – zum Beispiel mit einer bundesweiten Kampagne, die über die Risiken aufklärt. Oder indem Beratungsstellen ausgebaut werden. Von allein wird das Problem nicht verschwinden.