Kommentar: Ein großer Dienst – leider zu spät

Kommentar: Ein großer Dienst – leider zu spät

Von Christoph Reisinger

Am Ende hat sich Präsident Joe Biden doch noch zu einem wichtigen Dienst an den USA durchgerungen: Sein Verzicht auf die Kandidatur zur Wiederwahl eröffnet seiner Demokratischen Partei noch eine Restchance, die Rückkehr des Rosstäuschers Donald Trump ins Weiße Haus zu verhindern.

Viel besser hätte Biden diese Chance gewahrt, wenn er hätte bleiben wollen, was er war: Der Mann des Übergangs. Im positiven Sinn: Als einer, der nach all den Verwerfungen und Tabubrüchen der ersten Amtsperiode Trumps die so tief gespaltene Gesellschaft der USA durch sein Alter, seine Erfahrung und die fehlende Wiederwahl-Ambition hätte beruhigen und vielleicht sogar ein bisschen versöhnen können.

Jetzt kommt sein Sinneswandel zu spät. Trump - als Attentatsopfer und nach dem Republikaner-Parteitag quasi der Säulenheilige eines Spektrums, das von militanten oder bigotten Verschwörungstheoretikern bis zu Wirtschaftsliberalen reicht - sitzt im Rennen um die Präsidentschaft fester im Sattel denn je.

Zu Bidens Realitätsverlust passt, dass er seine schwache Vizepräsidentin Kamala Harris als Kandidatin vorgeschlagen hat. Was die Demokraten bräuchten, wäre eine Kandidatin von der Statur einer Gretchen Whitmer, der gestandenen Gouverneurin von Michigan. Aber ohne deren dezidiert linke Agenda. Die - oder der - ist leider nicht in Sicht.

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Erstellt:
21. Juli 2024, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
22. Juli 2024, 21:51 Uhr

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