Kommentar: Große Schäden an ungewollter Stelle
Kommentar: Große Schäden an ungewollter Stelle
Von Christian Gottschalk
Stuttgart. - Man muss das immer wieder erwähnen, damit es nicht vergessen wird. Die Hamas hat Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres brutal und rücksichtslos angegriffen. Die Hamas, das sind Terroristen. Die Hamas nimmt nicht nur Israeli als Geiseln, sondern auch die eigene Bevölkerung. Stimmt alles. Aber es stimmt halt auch, dass Israel den berechtigten Kampf gegen die Terroristen überzieht, dass dabei immer wieder Unschuldige ums Leben kommen, dass Israel das billigend in Kauf nimmt. Und dass Israel nicht viel aus seinen Fehlern lernt.
Wenn die Meldungen stimmen, die nicht zu überprüfen sind, die aber hoch plausibel erscheinen, dann hat eine israelische Attacke auf eine führende Figur der Terroristen viele Zivilisten getötet. Wieder einmal. Das auserkorene Ziel mag getroffen worden sein, aber nicht allein. Wieder einmal werden Untersuchungen angekündigt und eine Aufarbeitung, die nicht viel bringen wird.
Es ist im ureigenen Interesse Israels, in der Wahl der Mittel mehr Vorsicht walten zu lassen. Der Rückhalt, den das Land in der Weltgemeinschaft genießt, schwindet. Inzwischen scheint selbst dem größten und engsten Verbündeten, den USA, der Geduldsfaden zu reißen. Ob das die Führung Israels zum Umdenken bringt ist fraglich. Nötig wäre es. Der Unterschied zwischen einer soliden Demokratie und einem Haufen Terroristen darf selbst im Kampf nicht bis zur Unkenntlichkeit verwischt werden.