Kommentar: Haurucksanierung als Offenbarungseid
Kommentar: Haurucksanierung als Offenbarungseid
Von Andreas Geldner
Ein Ruck geht durch das Bahn-Land. Aber ob er etwas bringt? Seit heute dürfen die Fahrgäste erleben, was es bedeutet, wenn die Deutsche Bahn ihre marode Infrastruktur einmal von Grund auf sanieren will. Gleich zwei der wichtigsten Linien in Deutschland, die Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt und die direkt anschließende Schnellfahrstrecke Frankfurt – Köln, werden zeitgleich über Wochen und Monate voll gesperrt. Sinnvoll koordiniert wirkt das aus Fahrgastsicht nicht.
Dass man dies den Kunden zumutet, ist ein Offenbarungseid. Beide Strecken stecken aber so tief im Sanierungsstau, dass es solche Befreiungsschläge braucht. Ob diese langfristig das Netz stabilisieren, ist fraglich. Entscheidend ist nämlich, dass Deutschland im europäischen Vergleich seit vielen Jahren zu wenig in sein Schienennetz investiert. In einer aktuellen Studie landet die Bundesrepublik nur auf Platz zehn.
Und ob man nun das zu knappe Geld in Hauruckaktionen verbrät ober den Mangel verteilt, macht letztlich keinen Unterschied. Für einen verlässlichen Betrieb der Deutschen Bahn bräuchte es keine Kraftakte, sondern Kontinuität. Da helfen viele kleine Maßnahmen, etwa ein repariertes Signal oder ein wiederhergestelltes Ausweichgleis letztlich mehr als Großbaustellen. Und entscheidend ist am Ende so oder so, wie viel Steuergeld uns in Zeiten der Klimakrise eine funktionierende Bahn wirklich wert ist.