Kommentar: Menschenhandel auf Kreml-Art
Kommentar: Menschenhandel auf Kreml-Art
Von Inna Hartwich
Dass etwas im Busch war, wurde deutlich, als nach und nach russische Polit-Gefangene aus ihren Strafanstalten fast gleichzeitig verschwanden. Russische Journalisten im Exil verfolgten seitdem jede Meldung auf Flightradar, berichteten, welches Flugzeug woher und wohin unterwegs sei. War der Jet nicht auch schon beim Gefangenenaustausch des russischen Waffenhändlers Wiktor But und der US-Basketballspielerin Brittney Griner im Dezember 2022 eingesetzt worden?, fragten sie sich etwa.
Sie schienen fast schon mit dabei zu sein beim regelrechten Thriller um Menschen, die der russische Staat als Faustpfand festhielt, um sie gegen Gefangene aus dem Westen freizupressen. Gegen staatliche Killer wie den Tiergartenmörder Wadim K. zum Beispiel. Ganz unverhohlen sprach Russlands Präsident Wladimir Putin von K. als wahrem Patrioten und machte deutlich, dass er die „Seinen“ nicht im Stich lassen werde.
Die „Seinen“, das sind Mörder, Spione und Betrüger. Für den Kreml ist der ausgehandelte Deal ein wahrer Gewinn. So zeigt er nach innen, dass er sich zum einen für die, die ihm treu ergeben sind, einsetzt, zum anderen aber auch, dass er die, die er für unnötig hält in seinem Land, rausschmeißt. Ein Affront auch für die Oppositionspolitiker, die sich seit ihrer Jugend für ein freies, liberales Russland einsetzen und als Oppositionelle im Land bleiben wollten, obwohl der Verbleib für sie immer gefährlicher wurde.