Kommentar: Nichts wird verschwiegen

Kommentar: Nichts wird verschwiegen

Von Norbert Wallet

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat gefordert, dass Behörden bundesweit und einheitlich stets die Nationalität von Tatverdächtigen nennen. Das ist keine gute Idee. Natürlich zielt der Verstoß nicht darauf ab, die Staatsbürgerschaft des schwedischen Ladendiebs oder des japanischen Scheckbetrügers zu enthüllen. Es geht darum, dem (falschen) Gefühl entgegenzuwirken, dass Taten von migrantischen Gruppen vor allem aus islamischen Staaten verschwiegen würden. Nichts wird verschwiegen. Die Statistiken des BKA geben Auskunft. Auskunft über die Nationalität gibt auch die Polizei immer dann, wenn die Nennung der Nationalität von öffentlichen Interesse ist.

Nur muss eben immer mit bedacht werden, dass die Nennung der Zugehörigkeit zu ethnischen, religiösen oder anderen Minderheiten rasch zu einer diskriminierenden Verallgemeinerung individuellen Fehlverhaltens führen kann, zumal es sich nur um Tatverdächtige und nicht verurteilte Straftäter handelt. Und tatsächlich geht es ja den Rechtspopulisten genau darum.

Bei Ausschreitungen Jugendlicher in Stuttgart im Sommer 2020 wurde viel von ausländischen Tätern gesprochen. Von den Tatverdächtigen waren jedoch viele hier aufgewachsen, hatten einen deutschen Pass – ein Beispiel wie die Nennung der Nationalität das Erfassen des Problems erschwert. Aber um solche Differenzierungen geht es dem FDP-Generalsekretär sicher nicht.

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Erstellt:
4. August 2024, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
5. August 2024, 22:04 Uhr

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