Kommentar: Riskantes Raketen-Ritual
Kommentar: Riskantes Raketen-Ritual
Von Thomas Seibert
Israel greift Stellungen der Hisbollah-Miliz im Libanon an, die Hisbollah schießt mit Raketen auf den jüdischen Staat – und innerhalb weniger Stunden ist alles vorbei. Das Raketen-Ritual an der israelisch-libanesischen Grenze hat am Sonntag – wieder einmal – einen größeren Krieg verhindert. Beide Seiten halten sich bisher an die ungeschriebene Vereinbarung, wonach eine bestimmte Schwelle der Gewalt nicht überschritten werden darf.
Die inoffizielle Absprache funktioniert seit Jahren und selbst nach Ausbruch des Gaza-Krieges vor zehn Monaten, weil beide Seiten diszipliniert genug sind. Sie kann einen stabilen Waffenstillstand oder einen Friedensschluss aber nicht ersetzen. Zudem gibt es keine Garantie, dass die Konfliktparteien ihre Gefechte immer unter Kontrolle halten können. Umso wichtiger ist deshalb eine Waffenruhe im Gaza-Krieg: Die Hisbollah begründet ihren Beschuss auf Israel seit Oktober damit, dass sie die Hamas im Kampf gegen Israel in Gaza unterstützen will. Sollten in Gaza die Waffen schweigen, würde das auch die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah reduzieren.
Die Verhandlungen über die Gaza-Feuerpause gingen am Sonntag weiter. Anzeichen für Fortschritte gab es nicht. Deshalb taumelt die Region weiter am Rande eines Krieges, den niemand will. Ungeschriebene Regeln zwischen Israel und Hisbollah sind besser als nichts – auf Dauer aber zu wenig.