Krisenbewältigung in kleinen Schritten

Bei einer Arbeitssitzung diskutierten die Vertreter der vier Partnerstädte Château-Gontier, Frome, Rabka-Zdrój, Rötha und Murrhardt über Klimaneutralität, Schüleraustausch und weitere aktuelle Themen.

Vor der Murrhardter Festhalle zeugen die Fahnen vom Treffen der Partnerstädte. Foto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Vor der Murrhardter Festhalle zeugen die Fahnen vom Treffen der Partnerstädte. Foto: Jörg Fiedler

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. „Wir hoffen das Beste für die weitere Entwicklung der aktuellen Krisen Coronapandemie, Ukrainekrieg und Inflation“, verbreitete Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner Zweckoptimismus zum Start der Arbeitssitzung der Partnerstädte Château-Gontier, Frome, Rabka-Zdrój, Rötha und Murrhardt im Rahmen des Treffens in der Walterichstadt. Im Zentrum des Informations- und Meinungsaustauschs über aktuelle Themen im Bofingersaal der Alten Post stand die Klimaneutralität.

Zwar gibt es dafür noch keine konkrete Agenden, aber verschiedene Maßnahmen und Projekte. In Château-Gontier gehe es wie in ganz Frankreich darum, den Energieverbrauch zu senken: „Momentan sind viele Kernkraftwerke, unsere Hauptstromerzeuger, wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Doch da unsicher ist, ob alle wieder hochgefahren werden können, müssen wir wohl Strom aus Nachbarstaaten importieren – wir sitzen im selben Boot“, erläuterte Partnerschaftskomiteepräsident Patrick Léger.

Energieproduktion und Umweltschutz sind die bestimmenden Themen

„Wir machen kleine Schritte, steigen um auf E-Autos, bauen die Ladeinfrastruktur aus, fahren Rad oder gehen zu Fuß“, berichtete Justin Worringham, ehemaliger Vorsitzender der Frome Twinning Association. Großbritanniens Ziel sei, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Das für Heizungen und Industrie wichtige Erdgas kommt aus der Nordsee von norwegischen und eigenen Förderanlagen. In Polen werde die Verbrennung fossiler Festbrennstoffe verboten, doch für die Industrie sei der Kohlemangel problematisch, so Rabka-Zdrójs stellvertretende Bürgermeisterin Małgorzata Gromala.

„Wir gestalten den Marktplatz von Rötha mit Bäumen um und in einem mehrjährigen Projekt wollen wir den Auwald und die Auwiesen an der Pleiße mit einem Wasserbauwerk retten“, erzählte Noch-Bürgermeister Stephan Eichhorn. „Wir müssen unser Möglichstes tun: Schnelle Fortschritte sind erforderlich, um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern“, betonte Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner. „In den vergangenen Jahren wurden große Fehler gemacht“, kritisierte er. „Wir wollen keinen Strom aus Kernenergie und Kohle mehr“, doch mangels Alternativquellen „sind wir nicht in der Lage, die benötigte Energie zu erzeugen“.

Darum seien Solar- und Windenergieanlagen schnellstmöglich auszubauen und das grüne Wasserstoffprojekt der EnBW im Kreis soll Erdgas ersetzen. Zum Weltaufräumtag am 17. September befürworteten die Mitwirkenden nach kurzer Diskussion Mößners Vorschlag: In allen Partnerstädten sollen die „Friends for Europe“ und andere Jugendorganisationen über vier Wochen selbst gewählte Umweltprojekte umsetzen. Mitte Oktober ist eine gemeinsame Abschlussvideokonferenz mit Informationsaustausch geplant.

Ein Schüleraustausch mit Frome und Château-Gontier ist gerade schwierig

Die Walterichschule wünsche sich, einen Schüleraustausch mit Frome aufzubauen, sagte deren Lehrerin Julia Kirschbaum. „Das ist zurzeit leider nicht möglich, da an unseren Schulen kein Lehrer Deutsch unterrichtet“, bedauerte Justin Worringham. Ähnlich ist es in Château-Gontier: „Die Schüler lernen lieber Spanisch statt Deutsch, dabei ist Deutschland doch Frankreichs wichtigster Partner“, fand Patrick Léger. „Wir sind offen und bereit für einen Schüleraustausch mit allen Partnerstädten“, bot hingegen Rabka-Zdrójs Vizebürgermeisterin an. Deren Übersetzer Wojciech Zając ist dort Englischlehrer und stellte Kirschbaum einen Schüleraustausch in Aussicht.

Mößner wies auf geförderte Jugendaustauschprogramme der Stiftung Krzyżowa/ Kreisau hin: Auf dem ehemaligen Gutshof der Familie Moltke befinden sich heute die Gedenkstätte für Widerstand gegen den Nationalsozialismus, die Internationale Begegnungsstätte und die Zentralstelle des deutsch-polnischen Jugendwerks. „Schade, dass der Schüleraustausch als Basis der Städtepartnerschaften momentan nicht möglich ist, er muss wieder neu starten“, unterstrich der Rathauschef.

Die Coronapandemiesituation ist überall vergleichbar: Es gibt keine Einschränkungen mehr, aber auch keine genauen Infektionszahlen, die wohl dreimal so hoch sind wie die bekannten. „Die Leute denken, die Pandemie ist vorbei“, brachte es Eichhorn auf den Punkt. Wenn aber „die Infektionszahlen im Herbst wieder stark ansteigen, gilt wieder Maskenpflicht in Innenräumen“, so Mößner.

Nächstes Treffen ist in Rabka-Zdrój

Französischprogramm Wie im Vorjahr können Schülerinnen und Schüler, die seit mindestens zwei Jahren Französisch lernen, in den Herbstferien ihre Kenntnisse optimieren. Die Stadtverwaltung Murrhardt organisiert ein Sprachtraining mit einem Aktivitätenprogramm in Château-Gontier vom 30. Oktober bis 5. November.

Arbeitsplan Die Videokonferenzen der Partnerstädte werden im November 2022 und Frühjahr 2023 fortgesetzt. Das nächste Vierertreffen findet am dritten oder vierten Septemberwochenende 2023 in Rabka-Zdrój statt.

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Erstellt:
26. Juli 2022, 06:00 Uhr

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