Lange Mängelliste, großer Handlungsbedarf
Beim Murrhardter Bürgerworkshop zum Radverkehrskonzept bringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele Ideen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge ein, damit ein möglichst durchgängiges und sicheres Radwegenetz verwirklicht werden kann.

Das Team an Workshopstation eins schaut sich die eigenen Alltags- und Wunschstrecken an, hier (von links) mit Rektorin Martina Mayer, Altstadtrat Wilhelm Wieland, Gymnasiallehrerin Nicole Wurst und Stadträtin Elisabeth Zenker. Foto: Elisabeth Klaper
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Auch für Radfahrerinnen und -fahrer soll Murrhardt die „Stadt der kurzen Wege“ werden. Insofern gilt es, ein Radverkehrskonzept zu erstellen, um ein modernes, sicheres und durchgängiges Radwegenetz zu schaffen. Dies unterstrich Bürgermeister Armin Mößner zum Start der Öffentlichkeitsbeteiligung beim Bürgerworkshop der Stadtverwaltung mit dem beauftragten Stuttgarter Planungsingenieurbüro Bernard-Gruppe.
In der Festhalle wirkten aktuelle und ehemalige Stadträtinnen und -räte mit, die geschäftsführende Schulleiterin Martina Mayer, Rektorin der Walterichschule, und Carsten Gehring, Rektor der Herzog-Christoph-Schule, die sich für sichere Schulwege engagieren, Vertreter von Tourismus- und Fahrradorganisationen sowie etliche Bürgerinnen und Bürger. Ein gutes Radwegenetz ist laut Mößner Voraussetzung dafür, dass die wachsende Zahl von Radfahrern in Alltag und Freizeit schnell, ohne Hindernisse und Gefahren zur Schule und Arbeit, zum Einkaufen oder zu Veranstaltungen kommt.
Darum rief er die Bevölkerung auf, Hinweise auf Mängel wie Hindernisse oder gefährliche Querungen zu geben und darauf, wo Bedarf besteht, bestehende Wege zu verbinden und zu optimieren. Indes gebe es auf der Gemarkung topografische Erschwernisse wie steile Anstiege oder Schluchten, weshalb Radverkehrsverbindungen in alle Teilorte „utopisch“ seien. Im Tal gilt es Barrieren zu überwinden wie die Bahnlinie, die Murr oder die Landesstraße 1066. „Wir müssen Lösungen finden, damit man mit dem Fahrrad überall hinkommt und das Radwegenetz dem wachsenden Bedarf gerecht wird“, verdeutlichte der Rathauschef. Dazu sollte es überall durchgängig sein, die Verkehrssicherheit vor allem auf Schulwegen gewährleisten, eine attraktive Radverkehrsinfrastruktur haben, das Zentrum erschließen sowie Aspekte für Naherholung und Freizeit berücksichtigen, erklärte Projektteam-Abteilungsleiterin Julia Bresagk im Impulsvortrag.
Um Zustand und Merkmale der bestehenden Radwege- und -verkehrsinfrastruktur zu ermitteln, wird diese befahren und mit Fotos sowie per App systematisch erfasst. Diese Daten werden analysiert, spezifisch bewertet und aufbereitet und sind Grundlage der Analyse. Damit werden Mängel- und Konfliktstellen gesammelt, dargestellt und die Erhebungsergebnisse bewertet als Basis für Handlungsbedarfe und Maßnahmen. Kriterien für alltagstaugliche Radwege sind unter anderem gesicherte Querungen an stark befahrenen Straßen und bestmögliche Sichtbeziehungen an Kreuzungen, Einmündungen, Unterführungen und Zufahrten. Radwege müssen bei jedem Wetter, rund um die Uhr und zu jeder Jahreszeit sicher befahrbar sein. Folglich sind ebene, griffige Fahrbahnbeläge ohne Hindernisse erforderlich, Beleuchtung im Siedlungsbereich, reflektierende Elemente im Außenbereich sowie Winterdienst.
Beim Workshop bildeten die Mitwirkenden drei Gruppen an drei Stationen, die sie nach etwa 20 Minuten wechselten, und diskutierten mit Julia Bresagk, Projektingenieur Tim Schlatterer und Stadtbauamtsleiter Falk Gfrörer. An Station eins ging es um das Radverkehrsnetz: Rathauschef, Stadträtinnen und Stadträte markierten auf Gemarkungskarte und Stadtplan mit Stiften Strecken, die sie häufig mit dem Fahrrad fahren oder gerne fahren möchten, die aber teils noch nicht durchgehend vorhanden sind.
An Station zwei galt es, bestehende Mängel zu erfassen: Rasch verdeutlichten die Akteure den enormen Handlungsbedarf, indem sie die Karte mit vielen roten Punkten für Gefahren- und Konfliktstellen markierten. Dort sind Radwege unsicher, können Straßen nicht sicher überquert und Räder nicht sicher abgestellt werden, sind Beläge schlecht oder fehlt die Beleuchtung. Auf etlichen Zetteln informierten sie über Gefahrenschwerpunkte wie beim Ärztehaus, Probleme wie Engstellen oder zu schmale Radwege auch im Außenbereich, fehlende Abstellmöglichkeiten und über viele Wünsche nach Querungshilfen.
An Station drei kennzeichneten die Engagierten Maßnahmenvorschläge mit blauen Punkten auf der Karte und erläuterten diese auf Zetteln, beispielsweise abschließbare Fahrradboxen für Schulen, Ladestationen für E-Bikes im Stadtzentrum, sichere Abstellplätze bei Freibad und Stadion oder Radwegeverbindungen zwischen Teilorten.
Julia Bresagk freute sich über die vielen Ideen und Verbesserungsvorschläge, die das Projektteam im Sommer in die Konzeptplanung einarbeite. Dazu befährt und prüft es die Radwege und entwickelt das Radverkehrsnetz. Im Herbst erstellt es die Handlungskonzeption mit Maßnahmenvorschlägen, Kostenschätzung sowie Priorisierung zur Verbesserung des bestehenden Netzes und stellt diese im Gemeinderat vor.
Mitmachen: Bis 10. Juli läuft die Onlinebeteiligung unter der Internetadresse https://gcq.bernard-gruppe.com.