Lange Nacht lässt Stuttgart strahlen
Ein Feuerwerk der Attraktionen bietet die Lange Nacht der Museen am Samstag, 22. März, in Stuttgart. Was lohnt sich besonders? Hier sind unsere Tipps.
Von Nikolai B. Forstbauer
Stuttgart - Rund 60 Stuttgarter Museen, Galerien, Industriedenkmäler und Off-Spaces öffnen am Samstag, 22. März, von 18 bis 1 Uhr bei der Langen Nacht der Museen ihre Türen für eine Nacht voller Kunst, Kultur und Party. Der Veranstalter Lift Stuttgart präsentiert ein Feuerwerk der Attraktionen.
Magischer Hafen
Eine wichtigste Frage vorab: Mit Hafen oder ohne Hafen? Die Antwort kann nur lauten: Mit Hafen! Nur bei der Langen Nacht verwandelt sich der Industriebereich Stuttgarter Hafen in eine Multifunktionsbühne mit Lichtspielprojektionen, lockt mit Hafenrundfahrten und Ausstellungen – etwa mit Werken der Künstlerinnen und Künstler des Ateliers am Westkai. Überseecontainer werden zu Galerieräumen. Im Zehn-Minuten-Takt starten die Shuttlebusse der Tour Hafen am Schlossplatz (Zugang Schillerplatz beim Lift-Infostand).
Hotspot Bad Cannstatt
Und auch diese Entscheidung ist schwer: Mit oder ohne Bad Cannstatt? Elf der 60 Lange-Nacht-Stationen finden sich in Stuttgarts größtem Stadtteil und machen ihn neben der City zum zweiten Hotspot. Die Shuttlebusse starten am Karlsplatz/Ecke Münzstraße. Bad Cannstatt trumpft mit viel junger Kunst (Friedel-Areal und Ateliergemeinschaft Badstraße) und ungewöhnlichen Orten wie dem Straßenbahnmuseum auf. Vielleicht also in Bad Cannstatt anfangen, dann zum Hafen und zum Finale zurück in die City? Das Publikum hat die Wahl.
Schwergewicht Staatsgalerie
Sven Hahn, der Geschäftsführer des PV Projekt Verlags, in dem das Magazin Lift Stuttgart erscheint, mildert diese nicht, wenn er sagt: „Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns in diesem Jahr gelungen ist, eine ganze Reihe neuer Partner und Häuser für unsere Veranstaltung zu gewinnen.“ Und: „Wir freuen uns zudem sehr, dass große Häuser nach langen Jahren wieder Teil der Langen Nacht der Museen geworden sind.“
Schwergewicht unter den Rückkehrern ist die Staatsgalerie Stuttgart. Auf dem Programm stehen dort Kurzführungen zur Sammlungsschau „This is Tomorrow“ und zur Fotoschau „Stand Up!“, aber auch „der Auftritt des Feministischen Chors und Performances von Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst“.
Hinab in die Unterwelt
Was aber wäre eine Lange Nacht ohne das Abtauchen? Nur zur Stuttgarter Museennacht öffnen sich die Türen zum ehemaligen Großbunker und späteren Bunkerhotel (seit 1983 Museum) unter dem Marktplatz. Letzter Einlass ist hier um 0.45 Uhr.
Als Alternative empfiehlt sich der Bunker unter dem Diakonissenplatz in Stuttgart-West. Als Kultur-Bunker etabliert und doch in dieser Funktion immer wieder gefährdet, ist der Besuch dort zugleich ein Argument für eines der spannendsten Kulturprojekte in der Stadt. Zur Langen Nacht präsentieren Dietke Hellwig und Valerie Kuberczyk eine Lichtinstallation im historischen Bunkerteil.
Verbrechen unter uns
Kann man bei der Langen Nacht auch Ernstes vermitteln? Der Erinnerungsort Hotel Silber (Dorotheenstraße 10) wagt es. Um 18.30 Uhr, um 19 Uhr und um 19.30 Uhr gibt es musikalische Ausschnitte aus der Stolperkunst-Produktion „. . . noch heute . . .“. Thema ist die Situation Stuttgarter Künstlerinnen und Künstler in Hitlerdeutschland 1933 bis 1945 und die Frage nach der Zivilcourage.
Um 20.30 Uhr, 21.30 Uhr und 22.30 Uhr geht es um die Verbrechen in der ehemaligen Zentrale der Geheimen Staatspolizei. Die Sprecher Jonathan und Janis lassen mit Originalquellen die Geschichten von Gestapotätern aus dem „Hotel Silber“ lebendig werden: Wurden sie für ihre begangenen Verbrechen vor Gericht gestellt und verurteilt?
Hinauf auf den Fernsehturm
Stuttgarts Glanzpunkte sind natürlich auch bei der Langen Nacht dabei. Der Fernsehturm ebenso wie das Kunstmuseum Stuttgart mit seinem phänomenalen Ausblick auf den Schlossplatz, die Württembergische Landesbibliothek, das Haus der Geschichte, das Landesmuseum im Alten Schloss, der Landtag, das Museum am Löwentor und auch die stets staunenswerten unterirdischen, riesigen Trinkwasserspeicher.
Und das soll alles an einem Abend zu schaffen sein? „Wir freuen uns“, sagt Sven Hahn, „wenn die Menschen die Lange Nacht der Museen genießen und mehr davon haben wollen. Sollte es konkrete Pläne geben, müssten wir diese aber immer zuerst mit den teilnehmenden Häusern und Partnern besprechen.“ Der Veranstalter scheint offen.
Betrachter werden Akteure
Offen für Mitfahrer sind auf jeden Fall die Oldtimer, die der Württembergische Automobilclub im Ehrenhof des Neuen Schlosses bereitstellt – zum Staunen, aber eben auch, um eine Runde durch die City zu drehen. Mitmachen kann man auch in der BW-Bank am Kleinen Schlossplatz. Einer der Höhepunkte der Einblicke in die Kunstsammlung der Landesbank Baden-Württemberg ist eine große Wandtapete von Tim Berresheim, die man dreidimensional mit 3D-Brillen und Handys erleben kann.
Multimediale Bühne wird zudem das Stadtbüro unserer Zeitung am Hans-im-Glück-Brunnen: Zu erleben sind als Projekt der Marke „Stadtkind“ Werke vier junger Illustratorinnen – Maren Profke, Lara Dähne, Mayha Suaysom und Dijana Hammans. Und: Um 22 Uhr taucht Dijana Hammans die Räume in eine Licht-Klang-Performance.
Kunst über der Uhu-Bar
Im Kleinen Großes entdecken – auch das geht bei der Langen Nacht. Etwa im Leonhardsviertel. Die Kultkneipe Uhu-Bar öffnet ihr Obergeschoss: Über der Bar war einst ein Laufhaus. Zur Langen Nacht gibt es die Schau „Bordellisage“ mit Arbeiten von Studierenden der Kunstakademie Stuttgart. Mehr Kunst gibt es am Nordbahnhof in den Wagenhallen, aber auch am Olgaeck. Im Haus Blumenstraße 15 eröffnet Marko Schacher in seinem Kunstraum eine Schau mit Werken von Jan Jansen und Klaus Fischer – und bittet um 19.30 Uhr und um 21 Uhr mit der Band The Investigators Stuttgarter Medienprominenz an die Instrumente.
Kurz: Es geht viel bei dieser Langen Nacht – und davon reichlich. Und Stuttgart? Strahlt an diesem Samstag.