Lewelings Traumdebüt bringt den Sieg

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt gegen die Niederlande 1:0 – dank einer überzeugenden Leistung und des Treffers von Jamie Leweling, der in seinem ersten Länderspiel gleich feiern darf.

Von Marco Seliger

München - Fast 87 Minuten waren gespielt, als sich das Publikum erhob. Der deutsche Nationalspieler mit der Nummer sieben trabte kurz vor Schluss der Partie gegen die Niederlande seiner Auswechslung entgegen – und damit auch dem Ende eines für ihn fabelhaften Abends. Dann rief der Stadionsprecher seinen Vornamen: „Jamieee.“ Das Stadion antwortete: „Le-we-ling.“

Ja, tatsächlich: Der Offensivmann des VfB Stuttgart hatte sein Länderspiel mit einem fulminanten Tor gekrönt, war der Mann des Abends und bescherte der deutschen Mannschaft nicht nur den 1:0-Sieg und damit den dritten Erfolg im vierten Spiel dieser Saison der Nations League. Sondern auch das Ticket ins Viertelfinale. „Ein überragendes Debüt“, lobte der Kapitän Joshua Kimmich seinen neuen Mitspieler. Der meinte nur: „Wir haben als Mannschaft gewonnen.“

Julian Nagelsmann hatte seine Mannschaft ja einerseits umstellen wollen gegenüber dem Auftritt am vergangenen Freitag, als das deutsche Team in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina 2:1 gewonnen hatte. So hatte sich der Bundestrainer schon lange vor dem Anpfiff festgelegt, dass hinten Oliver Baumann anstelle von Alexander Nübel stehen würde. Und dass – und das war die größere Überraschung – in der defensiven Mittelfeldzentrale die Jugend über die Erfahrung gestellt würde.

Die großen Namen dieser Position wie Ilkay Gündogan oder Toni Kroos waren vor dem Anpfiff der Nations-League-Partie gegen die Niederlande noch verabschiedet worden aus dem Nationalteam. Die Routiniers Pascal Groß und Robert Andrich begannen gegen die Niederlande in der Rolle als Ersatzspieler. Stattdessen starteten die beiden gebürtigen Münchner Aleksandar Pavlovic (20/FC Bayern) und Angelo Stiller (23/VfB Stuttgart).

Nicht geplant war dagegen, dass Deniz Undav die Partie in der Münchner Arena nur von abseits des Spielfeldes beobachtete. Doch den Stürmer des VfB, am Freitag noch Doppeltorschütze, plagten leichte Probleme an den Adduktoren. „Nichts Strukturelles“, gab Nagelsmann zwar Entwarnung. Aber: Er habe eben auch die Verantwortung, die Spieler für die Vereine zu schützen. Also bot er anstelle des angeschlagenen Stuttgarters einen im DFB-Team neuen Stuttgarter auf: Jamie Leweling. Und der legte los wie die Feuerwehr.

Noch nicht einmal zwei Minuten war das Länderspieldebüt des 23-Jährigen alt, da durfte er sich schon als Torschütze feiern lassen. Serge Gnabry war angespielt worden, kam zunächst zwar nicht an den Ball, luchste ihn zwei niederländischen Abwehrspielern dann aber gleich wieder ab. Sein Querpass erreichte Leweling, der abzog – und traf. Jubel, Torhymne, Spielertraube. Aber dann eben auch die Überprüfung des Videoschiedsrichters – und die Enttäuschung, als der Treffer zurückgenommen wurde.

Keine schnelle Führung also, doch die deutsche Mannschaft machte zunächst gerade so weiter. Störte die Niederländer immer wieder früh und zwang die Gäste auch zu Fehlern. Der Auftritt hatte in den ersten 45 Minuten zwar auch einige Hänger, doch war er dominant und sicher. Die Niederländer hatten keine einzige Torchance, der im Hinspiel so gefährliche Brian Brobbey war dank der deutschen defensiven Gemeinschaftsarbeit abgemeldet – stattdessen hatte das DFB-Team noch Chancen. Die beste davon vergab Jamie Leweling, dessen Schuss in der 28. Minute kurz vor der Linie geblockt wurde.

Der Debütant machte ein mutiges Spiel auf der linken deutschen Angriffsseite – und die völlig verdiente Belohnung holte er sich dann auch noch ab. Und wie!

Die deutsche Mannschaft war eher schwer in die zweite Hälfte gekommen. Zum einen waren die Niederländer nun aktiver und störten früh. Zum anderen war nun auch noch Florian Wirtz angeschlagen ausgewechselt worden. Stattdessen kam Robert Andrich, Aleksandar Pavlovic rückte eine Position nach vorn. Und so dauerte es etwas, ehe sich wieder Möglichkeiten ergaben.

Die erste Chance vergab Serge Gnabry, sein Schuss ging noch übers Tor. Dann brachte Joshua Kimmich einen Eckball nach innen, Tim Kleindienst verlängerte per Kopf, und vom Fuß eines niederländischen Abwehrspielers rollte der Ball in Richtung des heranstürmenden Jamie Leweling. Der die Kugel voller Überzeugung unter die Latte knallte. Zweifel? Gab es diesmal keine!

Übrigens auch nicht am Einfluss des VfB auf das Spiel der Nationalmannschaft. Zu den zunächst sechs nominierten und den drei Stuttgartern am Montag in der Startelf kommt der Fakt: vier der jüngsten fünf DFB-Treffer gehen nun auf das VfB-Torekonto. Ob es so wunderbar weitergeht? Wird sich schon in wenigen Wochen zeigen.

Mit dem Doppelpack gegen Bosnien-Herzegowina in Freiburg und in Budapest gegen Ungarn am 16. und 19. November. Und mit Jamie Leweling? An mangelnder Werbung in eigener Sache kann eine erneute Nominierung seit Montagabend zumindest nicht scheitern.

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Erstellt:
14. Oktober 2024, 23:21 Uhr
Aktualisiert:
15. Oktober 2024, 21:57 Uhr

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