Lochs, Linksverkehr und Leute im Rock
Rallye-Team des Vereins Munero bricht am Samstag zu einer Schottlandtour auf und erkundet die Highlands
Die Murrhardter Ralf und Jonas Oppenländer sowie Uwe Kähnemund werden mit ihren Mitstreitern vom Verein „Munero Ready to Rallye“ bald damit beginnen, die nächste große Rallye zu planen. Sie soll 2020 nach Marokko gehen. Weil der Suchtfaktor mittlerweile aber so hoch ist, machen sie sich zu acht am Samstag zu einer Kurztour auf, die sie in die schottischen Highlands führt. Heute ist Packtag.

Auf der Kühlerhaube prangt das jüngste Abenteuermotto. Jetzt heißt es für Ralf Oppenländer zu packen, damit es am Samstag losgehen kann. Foto: C. Schick
Von Christine Schick
MURRHARDT.„Wir möchten alle zwei Jahre eine große, dreiwöchige Tour mit rund 10000 Kilometern machen“, sagt Ralf Oppenländer. Das ist der Plan für die geraden Jahre. Aber auch in den ungeraden soll das Team nicht ganz ohne Rallye auskommen müssen – dann ist eine überschaubare Reise vorgesehen, sozusagen, um nicht ganz aus der Übung zu kommen. Vorgenommen hat sich das achtköpfige Team in vier Autos mit Ralf Oppenländer und Uwe Kähnemund, Jonas Oppenländer und Daniel Dietrich, Julian Holland und Marcel Waldbüßer sowie Thorsten Stark und Thomas Pfreundtner eine einwöchige Erkundungsgenusstour. Das Motto: Munero meets Munro – Scotland Adventure Rallye (Munro ist die Bezeichnung für ein Gebiet in den abgelegeneren Nordwest-Highlands).
Durch den Verein haben sie die Möglichkeit, ihre Touren nun unabhängig zu planen, und sind nicht mehr auf einen Veranstalter angewiesen. Ob sie selbst einmal zum Ausrichter werden, lassen sie sich offen, wenn müsste es ein überschaubares Event sein. Jetzt heißt es erst mal, alle sieben Sachen für die Schottlanderkundung zusammenzupacken. Am kommenden Samstag geht es in Murrhardt los, Rückkehr ist dann am darauffolgenden Samstag, 14. September, in Wüstenrot, wo ein Teil der Mitstreiter wohnt. Die Planung der Tour übernimmt Julian Holland, der sich schon bei der letzten Fahrt in dieser Hinsicht Verdienste erwiesen hat. Ein paar Eckdaten sind klar: Von Murrhardt aus geht es nach Amsterdam auf die Fähre, die in New Castle anlandet, und von dort nach Edinburgh. Die größten Touristenhochburgen will das Team meiden, hat viel mehr Lust auf „lost and mysterious places“ (verlassene, mysteriöse Orte), die nach Abenteuer riechen oder eine ungewöhnliche Perspektive bieten. Ob ihnen nun ein paar alte Gemäuer von Lords, Lochs, Fjorde (ein Teil der Dreharbeiten zum James-Bond-Film Skyfall fand in den Highlands statt) oder ein Highlanderwettkampf mit Baumstammweitwurf unterkommen – Ralf Oppenländer ist einfach gespannt. Es ist das erste Mal, dass er in Schottland unterwegs sein wird. „Vielleicht gehen wir auch Schottenröcke kaufen.“ Vor Ort hat das Team die Möglichkeit, frei zu campen, und mittlerweile hat der Verein ein wenig gemeinsame Ausrüstung wie Geschirr, Grill, Spülutensilien oder Campingstühle angeschafft. „Wir nehmen auch mal Wanderschuhe für einen möglichen Abstecher in die Nordwest-Highlands mit“, sagt Ralf Oppenländer. Einstellen müssten sie sich auch auf Regen sowie Linksverkehr. Da in England und Schottland zudem der Kreisverkehr großgeschrieben wird, heißt das, auf eine Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn umzudenken. Ebenfalls gespannt ist er auf die eintägige Fahrt mit der Fähre, die je nach Seegang eine ungewohnte Art des Schaukelns bereithalten könnte. Uwe Kähnemund hat die Wagen für unterwegs mit CB-Funk ausgestattet, eine billigere und zudem von Netzkapazitäten unabhängige Variante für die Kommunikation untereinander.
Ihre Erlebnisse werden sie wieder entsprechend festhalten. Mit auf die Reise geht eine gute Kameraausrüstung, unter anderem mit Technik zur Bewegungsabfederung (Action Gimbal) und einer Drohne. Die Sequenzen sollen zu einer Dokumentation verarbeitet werden. „Es war klasse, dass wir den Film unserer letzten großen Tour im Kommunalen Kino zeigen konnten, und wir werden schauen, ob das wieder möglich ist.“
Um in der Murrhardter Partnerstadt Frome vorbeizuschauen, bleibt nicht genug Zeit. Je nach Kontakten und Stationen ist es aber möglich, dass dem Team auch die eine oder andere Brexit-Diskussion begegnet. „Das war zumindest indirekt bei den Vorbereitungen Thema – mit Blick auf Zoll und Papiere. Es ist die Frage aufgetaucht, ob ein Personalausweis reicht oder ob es besser ist, den Reisepass dabeizuhaben“, sagt Ralf Oppenländer. Der wandert nun zur Sicherheit mal mit ins Gepäck, auch wenn die acht vor dem entscheidenden Termin zurück sind. „Am liebsten wäre mir, wenn noch mal in einem zweiten Referendum abgestimmt werden könnte.“ Ein Charityprojekt ist für die überschaubare Reise nicht vorgesehen, das Team wird sich aber zwischendurch sicher schon mal für das der kommenden, größeren Tour nach Afrika Gedanken machen. Ralf Oppenländer kann sich vorstellen, dass dabei neben sozialen auch ökologische Aspekte eine Rolle spielen – sozusagen als Ausgleich der CO2-Bilanz, wobei die Vereinsmitglieder alle gemeinsam entscheiden. „Eine Idee wäre, in Richtung Brunnenbau zu gehen. Sauberes Wasser ist dort natürlich ein wichtiges Thema“, sagt er. Wichtig sei für sie auch, die Hilfe direkt übermitteln zu können, idealerweise wie in Bulgarien, bei der der Verein auf Kontakte zum Ehepaar Rath zurückgreifen konnte.
Dieser direkte Draht und die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen letztlich beim Reisen ebenso eine wichtige Rolle. Insofern ist die Rallye auch als Gemeinschaftsprojekt zu sehen – sei es die Tatsache, sich selbst und den anderen, sei es die bereiste Region besser kennenzulernen. Als genauso wertvoll hat das Team es erlebt, in Gebieten mit wenig Infrastruktur Hilfe des Gastgeberlands zu erhalten.
Munero Ready to Rallye bricht am Samstag, 7. September, zu seiner Scotland Adventure Rallye auf und kehrt am Samstag, 14. September, zurück. Je nach Netzsituation wird das Team auf www.facebook.com/V8Stars Erlebnisse der Tour „Munero meets Munro“ posten und berichten. Weitere Infos zum Verein unter www.ready2rallye.de/ready2rallye.
Der Vereinsname Munero basiert auf den Anfangsbuchstaben der Flüsse Murr, Neckar und Rot – und vereint die Regionen der jeweiligen Vereinsgründungsmitglieder in seiner Bezeichnung.