Löw vor Leipzig-Debüt dankbar und demütig
Zsolt Löw muss seine Cheftrainer-Qualitäten noch beweisen. Schon sein Einstand im Pokal-Halbfinale gegen Stuttgart ist wegweisend.
Von dpa
Leipzig - Nachdem Zsolt Löw den ersten öffentlichen Auftritt als Kurzzeit-Trainer von RB Leipzig souverän gemeistert hatte, machte sich bei ihm große Erleichterung breit. „Ich glaube, für die erste Pressekonferenz war es ganz vernünftig“, meinte der 45-Jährige am Ende seiner Präsentation und sagte lächelnd in Richtung der Journalisten: „Danke, dass ihr so nett wart.“
Der Mann, der als langjähriger Co-Trainer das Rampenlicht nicht gewohnt ist, machte bei der Fragerunde eine gute Figur. Seine anfängliche Nervosität überspielte der Ungar mit launigen Bemerkungen. Offen, freundlich, aber auch demütig sprach der Interimscoach über die RB-Krise und seine Ziele.
Damit erinnerte Löw ein wenig an seinen Vorgänger Marco Rose, der bei seinem Amtsantritt ebenfalls Eindruck hinterlassen hatte. Dass Löw nun ausgerechnet seinen langjährigen Freund in Leipzig ablöst, soll nur ein Randthema zwischen beiden werden. „Ich hoffe und glaube, dass das unsere Freundschaft aushalten wird“, sagte Löw vor dem DFB-Pokal-Halbfinale an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) beim VfB Stuttgart.
Die Anfrage der RB-Bosse kam für ihn überraschend. „Meine Frau und ich waren zu einer Geburtstagsfeier in der Nähe von Dortmund, als am Samstagabend der Anruf von Marcel Schäfer kam. Ich war auf so ein Angebot überhaupt nicht vorbereitet. Der Geburtstag war dann natürlich im Arsch“, erzählte Löw, wie er vom RB-Geschäftsführer Sport praktisch überrumpelt worden war. Lange überlegen musste Löw nicht.
„Dass mir solche Größen wie Jürgen Klopp, Oliver Mintzlaff, Marcel Schäfer und Mario Gomez diese Aufgabe zutrauen und an mich glauben, empfinde ich als große Ehre“, sagte Löw. Von 2012 bis 2018 hatte er bereits für die RB-Vereine Liefering, Salzburg und Leipzig gearbeitet. Immer als Co-Trainer. In sieben Wochen ist das Kapitel Löw bei RB Leipzig beendet. Er wird dann definitiv wieder seinen Posten als Chefstratege für den Fußball im Red-Bull-Konzern an der Seite von Jürgen Klopp fortsetzen. Den hatte er erst Ende Januar angetreten.
Löw kennt also die RB-Welt bestens, auch wenn er bis 2024 an der Seite von Thomas Tuchel bei Topclubs wie Paris Saint-Germain, FC Chelsea und Bayern München beschäftigt war. Als Cheftrainer tauchte Löw nirgendwo auf, auch wenn es immer wieder Anfragen gegeben hatte.
„Ich hatte immer das Gefühl, in meinem Job genau richtig zu sein. Ich habe jeden Moment genossen, mit den Cheftrainern zusammenzuarbeiten. Meine Karriere ging sehr steil nach oben, und ich habe mich in der Position und mit meiner Entwicklung sehr wohlgefühlt“, berichtete Löw. Es hätte nie den richtigen Moment gegeben, um als Cheftrainer irgendwo einzusteigen. Dass er nun in Leipzig kurzfristig einspringt, ist für Löw auch ein Ausdruck der Dankbarkeit für die Jahre im RB-Kosmos. Er hat dabei den Vorteil, dass er vieles und viele in Leipzig kennt: Spieler wie Peter Gulacsi, Willi Orban oder Lukas Klostermann von damals, einen Xavi Simons aus seiner Zeit in Paris, aber auch viele Angestellte bei RB sind ihm noch vertraut.
In zwei Trainingseinheiten vor dem Pokal-Abend konnte er auch nicht viel verändern. „Es geht darum, an ein paar Stellschrauben zu drehen“, sagte der Interimstrainer. In Einzelgesprächen wurde die psychische Lage der Spieler analysiert. „Ihnen klarzumachen, dass man mit zwei Siegen jetzt einen Titel holen kann, ist toll. Ich habe schon einige Pokalsiege errungen, das ist etwas ganz Besonderes“, erzählte Löw.