Ringer aus Weilimdorf in Paris
Lucas Lazogianis zeigt „besten Kampf seines Lebens“ – und ärgert sich dennoch
Der Ringer Lucas Lazogianis hat spät von seiner Olympia-Teilnahme erfahren, zeigte in Paris aber eine starke Leistung. Am Ende ärgert er sich aber über sich selbst.
Von Dirk Preiß
Er war verschwitzt, auch noch ein wenig außer Atem – vor allem aber war Lucas Lazogianis sauer auf sich selbst. „Ich verstehe gar nicht, wie mir das passieren konnte“, haderte der Ringer von der SG Weilimdorf, „aber ich hatte einmal kurz den Kopf ausgeschaltet. Das hat mich den ganzen guten Kampf gekostet.“ Und bedeutete erst einmal das Aus im ersten Kampf bei seinem Olympia-Debüt.
Dass er dies überhaupt feiern durfte, hatte der 23-Jährige ja erst kurzfristig erfahren. Er weilte mit seiner Freundin im Urlaub in Miami, dann erhielt er die Nachricht, es als Nachrücker doch noch ins olympische Teilnehmerfeld der Klasse bis 97 Kilogramm geschafft zu haben. Das Problem: Lazogianis war nicht nur in den USA, sondern kurierte auch gerade einen Innenband- und Meniskusriss im Knie aus.
Doch schon im Urlaub fuhr er sein Pensum hoch, vor zwei Wochen kehrte er auf die Ringermatte zurück, fuhr dann nach Paris – und traf dort in der ersten Runde genau auf jenen Gegner, gegen den er sich im Training vor genau sechs Wochen verletzt hatte. Der Kubaner Gabriel Rosillo ist zudem amtierender Weltmeister.
Dennoch hielt Lucas Lazogianis mit, war in der Schlussminute sogar auf Siegkurs – eher ihn sein 25-jähriger Kontrahent doch noch einmal kalt erwischte. „Eigentlich“, lobte der Bundestrainer Michael Carl, „hat er den bisher besten Kampf seines Lebens gemacht. Gemessen an der Vorbereitung hat mich das schon ein wenig überrascht.“ Umso mehr trauerten beide der verpassten Chance nach.
„Es ärgert mich extrem“, sagte der Ringer, „so schwer wäre es nicht mehr gewesen, ich hatte auch noch Kraft.“ Die Chance auf einen weiteren Kampf in Paris an diesem Mittwoch hätte Lucas Lazogianis nur erhalten, wenn sein Gegner das Halbfinale am Dienstagabend gewonnen hätte. Das war aber nicht der Fall. Auf diese Möglichkeit hatte am Tag zuvor Jello Krahmer vergeblich gehofft. Der Schorndorfer war ebenfalls in der ersten Runde gescheitert.