Im Stadion des 1. FC Köln

„Mach et joot, Christoph“: Emotionaler Abschied vom „Lautsprecher“ Daum

Im Kölner Stadion verabschiedet sich die Fußball-Welt emotional von der Trainer-Ikone Christoph Daum.

Christoph Daum war am 24. August infolge einer Krebserkrankung verstorben.

© dpa/Federico Gambarini

Christoph Daum war am 24. August infolge einer Krebserkrankung verstorben.

Von red/sid

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Große Worte, viele Emotionen und noch mehr Tränen: Die Fußball-Welt hat sich im Rahmen einer rührenden Trauerfeier von Christoph Daum verabschiedet. Im Kölner Stadion in Müngersdorf versammelte sich die geballte Prominenz des Sports sowie zahlreiche Freunde und Fans, um dem verstummten „Lautsprecher der Liga“ gebührend die letzte Ehre zu erweisen.

„Christoph Daum ist nicht nur ein starkes Stück Bundesliga“, adelte DFB-Präsident Bernd Neuendorf die deutsche Trainer-Ikone in seiner elfminütigen Rede, „sondern auch eine der schillerndsten und spannendsten Charaktere des Fußballs in Deutschland.“ Daum, der am 24. August infolge einer Krebserkrankung verstorben war, habe stets das „Unmögliche möglich machen“ wollen, sein Leben sei „alles andere als langweilig gewesen“.

Vor den Augen des DFB-Sportdirektors Rudi Völler und Daums langjährigem Weggefährten Reiner Calmund würdigte Neuendorf den Kulttrainer mit großen Worten. Besonders emotional wurde es bei den FC-Größen Michael Meier und Pierre Littbarski. „Du solltest nur wissen, dass du über Jahre ein würdiger Repräsentant für den 1. FC Köln warst“, sagte der ehemalige Manager Meier mit Tränen in den Augen. Littbarski betonte, er habe mit dem Tod Daums „seinen Lieblingstrainer, einen außergewöhnlichen Menschen und einen Freund“ verloren. „Danke, dass ich in deinem Leben sein durfte“, sagte er mit brüchiger Stimme: „Ich hab dich lieb!“

Das Kölner Stadion bot einen würdigen Rahmen, pünktlich zu Beginn um Punkt 15.30 Uhr strahlte die Sonne. Im Mittelkreis lag eine große Plane, auf der Daum neben der klassisch-kölschen Verabschiedung „Mach et joot, Christoph“ abgebildet war. Auf dem Rasen waren die Fahnen vieler Bundes- und Zweitligisten verteilt, wobei die von Daums Ex-Klubs Köln, VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen einen besonders prominenten Platz erhielten. Auf der Tribüne hingen die Flaggen seiner ausländischen Stationen wie Fenerbahce und Besiktas in Istanbul.

Über 5000 Fans wohnten der Verabschiedung bei

Über 5000 Fans wohnten der Verabschiedung bei, bereits in den Tagen zuvor hatte sich eine Vielzahl in das vor dem Stadion ausgelegte Kondolenzbuch eingetragen. Neben den zahlreichen Reden, auch von Bundesminister Cem Özdemir, sorgten die Kölner Kultband „Höhner“ sowie das „Turkish Chamber Orchestra and Choir“ für die passende musikalische Untermalung.

Daum, der als Spieler nie über die Oberliga hinauskam, begann seine Trainerkarriere Mitte der 1980er-Jahre in Köln, wurde mit gerade 32 Jahren Chefcoach und schnell zum Bayern-Jäger Nummer eins. Er prägte legendäre Meisterschaftsfinals wie 1992 mit dem VfB oder 2000 im Drama um die verspielte Meisterschaft von Leverkusen in Unterhaching.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere - kurz vor der Erfüllung seines Traums, Bundestrainer zu werden - stürzte Daum im Oktober 2000 über die Kokain-Affäre und die folgenschwere Haarprobe. „Der größte Fehler“ seines Lebens, sagte Daum, verfolgte ihn bis zuletzt.

„Wer sich wie Christoph Daum an den Grenzen das Machbaren bewegt, um diese verschieben zu können, begeht bisweilen auch Fehler“, sagte Neuendorf. Daum habe aber „stets aus diesen gelernt, die richtigen Schlüsse daraus gezogen“ - und wäre „mit Sicherheit auch ein fähiger Bundestrainer geworden“

Angelica Camm-Daum, Ehefrau von Christoph Daum

© dpa/Federico Gambarini

Angelica Camm-Daum, Ehefrau von Christoph Daum

Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender beim VfB Stuttgart und früherer Geschäftsführer des 1. FC Köln

© dpa/Federico Gambarini

Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender beim VfB Stuttgart und früherer Geschäftsführer des 1. FC Köln

Von links: Thomas Häßler, Reiner Calmund und Pierre Littbarski

© dpa/Federico Gambarini

Von links: Thomas Häßler, Reiner Calmund und Pierre Littbarski

DFB-Direktor Nationalmannschaft, Rudi Völler

© dpa/Federico Gambarini

DFB-Direktor Nationalmannschaft, Rudi Völler

Ali Koc, Präsident von Fenerbahce Istanbul

© dpa/Federico Gambarini

Ali Koc, Präsident von Fenerbahce Istanbul

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir

© dpa/Federico Gambarini

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir

DFB-Präsident Bernd Neuendorf

© dpa/Federico Gambarini

DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Der ehemalige Fußball-Profi Thomas Helmer

© dpa/Federico Gambarini

Der ehemalige Fußball-Profi Thomas Helmer

Trauergäste im Stadion des 1. FC Köln

© dpa/Federico Gambarini

Trauergäste im Stadion des 1. FC Köln

Ein Banner mit der Aufschrift „Mach et joot, Christoph“ (Mach es gut, Christoph) liegt auf dem Rasen.

© dpa/Federico Gambarini

Ein Banner mit der Aufschrift „Mach et joot, Christoph“ (Mach es gut, Christoph) liegt auf dem Rasen.

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Erstellt:
12. September 2024, 17:44 Uhr
Aktualisiert:
12. September 2024, 17:47 Uhr

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