Erstmals droht Stellenabbau

Maschinenbau kämpft in schwerer See

Im kommenden Jahr dürfte die Produktion weiter sinken – Unternehmen wollen ihre Geschäfte in den USA ausbauen

Die deutschen Maschinenbauer sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels.

© dpa/Sebastian Kahnert

Die deutschen Maschinenbauer sehen noch kein Licht am Ende des Tunnels.

Von Ulrich Schreyer

Die deutschen Maschinenbauer sehen sich in schwerer See. Dies erklärte der Präsident des Maschinenbauverbandes VDMA. „Wir können nicht sagen, wann es besser wird“, meinte Bertram Kawlath vor dem Hintergrund anhaltender wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten. „Auch im kommenden Jahr rechnen wir mit einem weiteren Rückgang der Produktion“, erklärte der VDMA-Präsident. Der Verband schätzt, dass diese um zwei Prozent zurückgehen wird. Im zu Ende gehenden Jahr muss bereits ein Minus um acht Prozent verkraftet werden. Nach den Worten von Kawlath können immer weniger Unternehmen ihre Kapazitäten mit bereits vorhandenen Aufträgen auslasten. Eine Deindustrialisierung Deutschlands befürchtet der Präsident allerdings nicht.

Erstmals seit langer Zeit droht in der Branche auch ein Abbau von Arbeitsplätzen. Der Verband rechnet aber damit, dass dieser nur leicht ausfällt und auch am Ende des kommenden Jahres noch rund eine Million Beschäftigte im Maschinen- und Anlagenbau tätig sind. Auch wenn die Industrie insgesamt bundesweit Stellen streiche, bleibe der Mangel an Fachkräften ein Problem, meinte der VDMA-Präsident. Auf längere Sicht sei der Eintritt der Babyboomer in den Ruhestand entscheidender als die derzeitigen Stellenstreichungen. Deshalb müsse sowohl die Lebensarbeitszeit als auch die Wochenarbeitszeit verlängert werden.

Mercosur darf nicht scheitern

Drei von vier in einer Umfrage des Verbandes befragte Unternehmen wollen ihr Geschäft in den USA ausbauen. Die Ära Trump werde neue Turbulenzen bringen. Die Maschinenbauer glauben aber dennoch an Chancen auf dem US-Markt, dem wichtigsten Exportmarkt der Branche. Im Zuge der Reindustrialisierung der USA bräuchten die Vereinigten Staaten wichtige Investitionsgüter aus Europa und Asien. Die deutschen Hersteller könnten „Produkte anbieten, die man dort nicht kaufen kann“. Mit Blick auf China rechnet der Verband mit einer verschärften Konkurrenz. Wettbewerber von dort böten schon heute dank staatlicher Hilfe „Produkte zu nicht nachvollziehbaren Preisen“ an, kritisierte Kawlath. Man dürfe sich von China nicht abhängig machen. Die deutschen Maschinenbauer müssten sich aber fragen, ob an die Stelle reiner Exporte nicht auch mehr lokale Produktion in China nötig werde. Für die deutschen Ausfuhren sei das Mercosur-Abkommen mit Lateinamerika ein wichtiger Schritt. Die Vereinbarungen dürften nun aber auf keinen Fall durch einzelne europäische Länder blockiert werden. Nach der EU müssen auch diese noch zustimmen.

Chancen bei Kampf gegen Klimawandel

Globale Chancen sehen die Maschinenbauer mit ihren Produkten auch beim Kampf gegen den Klimawandel. Dieser müsse aber marktwirtschaftlicher angegangen werden, so der VDMA-Präsident. „Wir brauchen pragmatische Herangehensweisen und Lösungen auf allen Ebenen“, forderte Kawlath. Außerdem verlangt der Verband für die Wirtschaft eine Reduzierung der Bürokratie sowie eine Senkung der Steuern für Unternehmen von jetzt durchschnittlich 30 auf 25 Prozent der Gewinne. Der Umsatz dürfte 2024 nach ersten Schätzungen von 263 Milliarden Euro auf 253 Milliarden Euro gesunken sein. Für das kommende Jahr wird ein Rückgang der Produktion, aber ein Umsatz auf gleicher Höhe erwartet wie 2024. Einen deutlichen Schwerpunkt hat der deutsche Maschinenbau in Baden-Württemberg.

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Erstellt:
10. Dezember 2024, 15:30 Uhr

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