Was geschah am . . . 23. Februar 1836?

Mexikos Truppen belagern das texanische Fort Alamo

Am 23. Februar 1836 beginnen mexikanische Truppen unter General Antonio López de Santa Anna mit der Belagerung des Forts Alamo. Die texanischen Truppen, die sich dort verschanzt haben, werden bis zum 6. März alle niedergemacht. Das Massaker von Alamo wird zum Gründungsmythos des US-Bundesstaates Texas.

Szene aus dem US-Western „The Alamo“ aus dem Jahr 1960  mit John Wayne, Richard Widmark und Laurence Harvey in den Hauptrollen.

© Imago/Courtesy Everett Collection

Szene aus dem US-Western „The Alamo“ aus dem Jahr 1960 mit John Wayne, Richard Widmark und Laurence Harvey in den Hauptrollen.

Von Markus Brauer

Es ist der 23. Februar 1836. Der Sturm bricht los. 189 bis 257 texanische Kämpfer – die Zahlen variieren – haben sich in der früheren spanischen Missionsstation St. Antonio, wenige Kilometer nördlich der texanischen Hauptstadt San Antonio de Bexar verschanzt. Ihnen gegenüber steht eine weit überlegene Streitmacht von rund 3000 mexikanischen Soldaten, die in der Nacht vor den Mauern aufmarschiert sind.

Alamo wird zur Gründungslegende des Staates Texas

Zuvor hat der Kommandeur des Forts, Oberstleutnant William Travis noch Boten losgeschickt, um Hilfe herbeizurufen. Einige Dutzend Freiwillige treffen rechtzeitig ein, um die Schar in der belagerten Feste zu verstärken.

Doch es sind zu wenige, um den überlegenen mexikanischen Truppen unter ihrem Oberbefehlshaber, dem seit 1833 diktatorisch regierenden Präsidenten Antonio López de Santa Anna, zu trotzen.

Als General Santa Anna die texanischen Rebellen angreifen lässt, schafft er einen amerikanischen Mythos. Denn der Widerstand der unterlegenen Verteidiger wird zur Gründungslegende des Staates Texas, die Filme und Kunstwerke bis heute fortschreiben.

Wild-West-Ikonen Legenden kämpfen für Texas

Stille liegt über dem kleinen Bollwerk in der kargen Einöde. Die Nacht vom 5. auf den 6. März 1836 ist feucht und kalt, nur wenige Grad über Null. Die Mauern des Forts sind aus einfachen Lehmziegeln. Nun werden sie zwölf Tage und Nächte lang mit Artillerie beschossen.

Der 26-jährige William Barret Travis ist Amerikaner und hat sein Geburtsland vor vier Jahren verlassen und ist nach Westen in die mexikanische Provinz Texas gereist. Jetzt befiehlt er über eine zusammengewürfelte Truppe.

Unter ihnen ist auch der zweite Kommandeur in Alamo: James Bowie. Ein berühmter Messerkämpfer, der schon mit Land spekuliert, mit Sklaven gehandelt, nach einer legendären Silbermine gesucht und gegen Indianer gekämpft hat.

Auch der Westmann David Crockett gehört mit seinen Leuten zum Truppenkontigent. Zehn Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 kommt er zur Welt und wird bereits zu seinen Lebzeiten zu einer Legende. In seinem Heimatort Greene County in Tennessee engagiert sich Crockett für die Rechte der Siedler.

Als regionale Berühmtheit wählt man ihn 1826 als Abgeordneten in das US-Repräsentantenhaus. Dort wird Crockett zum Gegenspieler von Präsident Jackson, einem Indianer-Hasser, der die „Rothäute“ aus den Siedlungsgebieten der Weißen vertreiben will. Crockett dagegen plädiert vehement für ein friedliches Zusammenleben.

Mit dem legendären Ausspruch „Ihr könnt zur Hölle fahren, ich gehe nach Texas“, verlässt Crockett im Januar 1836 seine Heimat, um die Revolution der Texaner im Norden Mexikos zu unterstützen.

Jedem, der bereit ist, für die Unabhängigkeit des neu besiedelten Territoriums zu kämpfen, hat die provisorische Regierung von Texas ein großes Stück Land versprochen. Damit beginnt das letzte Abenteuer in David Crocketts Leben, das ihn endgültig zur patriotischen Ikone macht.

7000 Mexikaner gegen 800 Texaner

Als Präsident Antonio López de Santa Anna 1835 die Verfassung außer Kraft setzt, sich zum Diktator ernennt und alle Macht in den Provinzen an die Zentralregierung überträgt, verlieren auch die Texaner ihre weitgehende Selbstständigkeit in der mexikanischen Provinz. Unter dem Oberbefehl von Samuel „Sam“ Houston, dem späteren ersten Präsidenten der unabhängigen Republik Texas, stellen sie eine Truppe von nicht einmal 800 Mann auf, die gegen eine reguläre Armee kämpft.

Santa Anna selbst befehligt die Strafaktion gegen die texanischen Rebellen. Mit einer 7000 Mann starken Armee erobert er deren Hauptstadt San Antonio und vertreibt Reste der Aufständischen in die benachbarte Station Alamo.

Sieg oder Tod

William Travis hat am 23. Februar 1836 den Aufmarsch der Mexikaner mit einem Schuss aus der 18-Pfund-Kanone beantwortet. Seither beschießen diese die Station Tag und Nacht beschossen.

Travis hätte fliehen können. Doch stattdessen verharrt er in dem strategisch unbedeutenden Fort. „Ich werde nie aufgeben oder mich zurückziehen. Ich werde sterben wie ein Soldat, der niemals vergisst, was er seiner eigenen Ehre und der seines Landes schuldet. Sieg oder Tod“, schreibt er in einer Nachricht, die Boten im Land verbreiten sollen.

Doch auch Santa Anna gibt sich kompromisslos. Er will an den Texaner ein Exempel. Doch sein Pyrrhussieg wird Mexiko 2,4 Million Quadratkilometer seiner Staatsfläche kosten und die Amerikaner zu unbestrittenen Herrschern des Kontinents machen.

Sturmangriff auf Fort Alamo

6. März 1836, fünf Uhr in der Frühe: Seit zwei Stunden liegen Santa Annas 1300 Soldaten frierend im nassen Gras. Ein letztes Mal inspiziert der General seine Truppen. Dann bläst der Hornist das Signal „El Degüello“, was so viel wie „durchgeschnittene Kehle“ bedeutet. Die noch lebenden Verteidiger von Alamo dürfen auf keine Gnade hoffen. Wenige Momente später erhellt eine Signalrakete den Himmel.

Die texanischen Verteidiger hinter den Mauern werden aus dem Schlaf gerissen. Die Mexikaner stürmen von allen Seiten die alten Mauern. Kanonen donnern, Kugeln schwirren durch die Luft. Hundert Mexikaner fallen. Santa Anna lässt seine Soldaten die stark beschädigte Nordmauer angreifen. Immer mehr feindliche Soldaten klettern über die Mauern.

Mexikaner machen keine Gefangenen

Nach wenigen Minuten ist der Kampf entschieden. William Travis stirbt in die Stirn getroffen von einer Kugel. Die Mexikaner machen jeden nieder, den sie finden können. Der fieberkranke James Bowie wird mit Bajonetten erstochen. der anderen stirbt. Bald sind die meisten der Verteidiger tot.

Nach eineinhalb Stunden ist die Schlacht um Alamo geschlagen. Hundert Mexikaner sind tot und alle Verteidiger. Santa Annas Soldaten erstechen mit dem Bajonett alle, die sich noch bewegen. Später schichten sie Scheiterhaufen auf und verbrennen die toten Texaner. Die wenigen Gefangenen, darunter auch David Crocket, werden mit Bajonetten durchbohrt. Weniger als 50 Zivilisten haben die Kämpfe überlebt.

„Remember The Alamo“

Gegen acht Uhr, drei Stunden nach dem Sturmangriff, diktiert General Santa Anna einen Bericht nach Mexiko-Stadt, in dem er seinen „vollständigen und ruhmreichen Triumph“ verkündet. Etwas verfrüht. Denn Alamo ist sein letzter Sieg. Nach dem Massaker an ihren Landsleuten kämpfen die Texaner mit noch größerer Entschlossenheit und Wut für ein unabhängiges Texas.

Schon das nächste Gefecht am Nachmittag des 21. April 1836, in das die die Texaner mit dem Schlachtruf „Remember The Alamo“ ziehen, lässt Santa Annas Siegeszuversicht wie eine Seifenblase zerplatzen. Sam Houston überrascht mit seiner Armee von 910 Rebellen die mehr als doppelt so starken Truppen von Santa Anna, die völlig ungesichert an den Ufern des Flusses Jacinto ihre Siesta abhalten.

Gründung der Republik Texas

18 Minuten reichen aus, um deren Lager zu überrennen. Hunderte flüchtende Mexikaner werden aus Rache für Alamo niedergemacht. Santa Anna wird gefangen genommen und muss die texanische Unabhängigkeitserklärung unterzeichnen, um mit dem Leben davonzukommen. Ein Jahr nach der Schlacht von Alamo erkennen die USA die Republik Texas als eigenständigen Staat an.

Am 29. Dezember 1845 wird Texas als 28. Bundesstaat in die Union aufgenommen.

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Erstellt:
22. Februar 2025, 15:26 Uhr

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