8. Mai im Bundestag
Mit diesem Russland kann man nicht gedenken
Zur Gedenkstunde am 8. Mai im Bundestag ist der russische Botschaft nicht eingeladen. Das ist eine harte Entscheidung – und trotzdem richtig, findet Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

© dpa/Kay Nietfeld
Am 8. Mai gedenkt der Bundestag dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Von Rebekka Wiese
Einen Alliierten vom Weltkriegs-Gedenken ausschließen – das ist eine sehr harte Entscheidung. Man sollte sie gut abwägen. Aber sie kann richtig sein. Das zeigt der Fall, zu dem es nun gekommen ist: Die Parlamensverwaltung hat den russischen Botschafter nicht zur Gedenkstunde am 8. Mai im Bundestag eingeladen. Und es ging wohl nicht anders. Zu groß wäre die Gefahr, dass das Gedenken an diesem Tag missbraucht wird.
Am 8. Mai jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Für Deutschland war es auch das Ende der nationalsozialistischen Diktatur. Zu den Alliierten, die das möglich machten, zählte neben den USA, Großbritannien und Frankreich eben auch die Sowjetunion. Das macht es aus historischer Sicht besonders schwierig, nun gerade Russland von der Gedenkstunde auszuschließen.
Hohn für die Opfer der Nazi-Diktatur
Und trotzdem ist es angesichts der Gegenwart richtig. Russland rechtfertigt seinen Angriff auf die Ukraine immer wieder mit dem Vorwand, das Land „vom Faschismus befreien“ zu müssen. Doch anders als im Nazi-Deutschland vor achtzig Jahren gibt es in der Ukraine heute kein faschistisches Regime, keine Terrorherrschaft, keine Diktatur und auch keinen Genozid. Hier vermeintliche historische Parallelen herzustellen, verhöhnt die Opfer der Nazi-Diktatur, aber auch die des russischen Kriegs in der Ukraine.
Unter diesen Umständen ist schwer vorstellbar, wie der russische Botschafter in diesem Jahr an dem Gedanken im Deutschen Bundestag teilnehmen soll. Man will sich nicht vorstellen, mit welchen Symbolen er dort auflaufen könnte, um die Veranstaltung im eigenen Interesse zu instrumentalisieren.
Russland von der Veranstaltung auszuschließen, ist trotzdem keine leichte Entscheidung. Man sollte sie künftig immer wieder prüfen. Das Ziel muss sein, irgendwann wieder Seite an Seite zu gedenken. Immerhin erinnert der 8. Mai auch daran, wie wertvoll Freiheit, Demokratie und Frieden sind. Doch gegenwärtig scheint die russische Regierung das vergessen zu haben.