Mobile Hightech auf Station in Murrhardt
Im Innotruck des Bundesministeriums für Bildung und Forschung informieren sich Schulklassen über den Forschungs- und Technologiestandort Deutschland. Besonders gut kommt eine Quizrallye in zwei Schwierigkeitsstufen an.

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Leonie Weber bringt der Schulklasse 10a unter anderem die Funktionsweise von Robotern näher. Foto: Stefan Bossow
Von Carmen Warstat
Murrhardt. „Das Auto ist jetzt vollkommen. Es bedarf keiner Verbesserung mehr.“ Das Zitat stammt aus der Allgemeinen Automobilzeitung 1921. Diese und andere innovationsfeindliche Sentenzen können Besucher einer mobilen Hightechausstellung an den Wänden lesen und – wenn es denn nötig wäre – sofort ad absurdum geführt bekommen. Der sogenannte Innotruck des Bundesministeriums für Bildung und Forschung war auf Einladung der Walterichschule an zwei Tagen auf dem Parkplatz an der Murrhardter Festhalle zu Gast und gab Kindern und Jugendlichen spannende Einblicke in Technologien der Zukunft. Der doppelstöckige Truck beherbergt eine Mitmachausstellung rund um Innovationen und wichtige Zukunftsthemen.
Über 60 Ausstellungsstücke zeigen, woran derzeit in Deutschland geforscht wird, wie die Wissenschaft unser Leben verändert und in welchen Berufen die Schülerinnen und Schüler nach ihrem Abschluss daran mitwirken können. Die Botanikerin Leonie Weber empfing beispielsweise die Klasse 10a, um mit „Yumi“ einen Roboter vorzustellen, der für die Kooperation mit dem Menschen gebaut wurde und entsprechend sensibel auf Begegnungen und (auch ungewollte) Berührungen reagieren kann.
Eine blinkende Feuerwehrjacke und ein neu patentierter Greifer
Man erfuhr, dass ein Großteil der Roboter dort arbeitet, wo Menschen keinen Zutritt haben, und daher schon mal „anecken“ kann. Das Modell Yumi baute vor den Augen der Gäste Teile einer Armbanduhr zusammen und im lockeren Gespräch tauschte die Referentin Informationen und Erfahrungen mit der Schulklasse aus.
Eine Feuerwehrjacke, die blinkt, erwies sich als möglicherweise entscheidend über Leben und Tod ihres Trägers, denn in einem darunterliegenden T-Shirt aus Smart Fabric (intelligentem Stoff) sind Sensoren verwoben, die Informationen über seinen körperlichen Zustand geben, zudem ist die Jacke mit GPS ausgestattet, sodass die Person nötigenfalls schnell gefunden werden kann. Auch die Themen gesundes Leben und Bionik wurden kurz behandelt: Der Klettverschluss und die Lotusbeschichtung des Autolacks sowie die aerodynamische Form von Flugzeugen folgen Vorbildern der Natur und Leonie Weber zeigte auch einen von der Natur abgeschauten Greifer, der erst vor Kurzem patentiert wurde und mittlerweile in der Industrie angekommen ist.
Noch spannender wurde es für die Jugendlichen, als die Referentin ihnen die Touchscreens und Modelle für die individuelle Erkundung überließ. Dazu hatte das Truckteam eine Quizrallye in zwei Schwierigkeitsstufen vorbereitet, die bestens ankam. Die Schülerinnen Amina Azelmat und Herolinda Zabelaj zeigten sich begeistert vom Quiz: „Es macht Spaß und ist informativ.“ Im Obergeschoss des Trucks fand sich eine Multimediaausstellung zu Zukunftsenergien wie grünem Wasserstoff und die Schülerinnen und Schüler der 10a konnten mittels einer VR-Brille (Virtual-Reality-Brille) Fusionsenergie „sehen“. „Jetzt ist er im Fusionsreaktor“, erläuterte die Geologin Claudia Pöhler, als einer der Jugendlichen die VR-Brille trug, und ergänzte, wo Fusionsenergie in der Natur vorkommt. Sie ist beispielsweise verantwortlich für das Leuchten der Sterne.
Täglich kommen bis zu zehn Gruppen in den Truck
Schülerinnen und Schüler konnten im Gespräch ihr Wissen beisteuern und hier mit praktischen Erfahrungen verbinden. „Interessant“, „Modern“, „Neu, „Macht Spaß!“ – so und ähnlich lauteten die lakonischen Kommentare der Jugendlichen und die beiden Dozentinnen freuten sich darüber. Täglich unterrichten sie acht, maximal zehn Schulkassen oder andere Gruppen, um ihrem Publikum den Forschungs- und Technologiestandort Deutschland nahezubringen und vor allen Dingen, um für Berufsbilder der Zukunft zu werben und Begeisterung für Technik zu wecken. Claudia Pöhler sagte: „Im Innotruck zeigen wir mit anschaulichen Beispielen, welche Bedeutung naturwissenschaftlich-technische Errungenschaften für unser Leben haben. Denn Forschung und Innovationen machen einerseits unseren Alltag angenehmer, sind aber andererseits auch ein wichtiger Baustein, um den großen Aufgaben unserer Zeit wie der Klimakrise oder dem demografischen Wandel zu begegnen.“