Mögliche Wege zur klimaneutralen Heizung

Beim Infoabend der Stadtwerke Murrhardt stellt Geschäftsführer Rainer Braulik die kommunale Planung zum Um- und Ausbau der Nahwärmeversorgung vor. Zudem erklärt er die wichtigsten technischen Details zum Anschluss und zur Übergabestation.

Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Braulik (Mitte) zeigt (von links) Claus Bonner, Gertrud Gehring, Ansgard Bachmann und Matthias Schuh auf einem Stadtplan von Murrhardt, wo die Nahwärmeleitungen weitergebaut werden. Foto: Elisabeth Klaper

Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Braulik (Mitte) zeigt (von links) Claus Bonner, Gertrud Gehring, Ansgard Bachmann und Matthias Schuh auf einem Stadtplan von Murrhardt, wo die Nahwärmeleitungen weitergebaut werden. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Fragen rund um die Nahwärmeversorgung in der Walterichstadt beantwortete Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Braulik einem kleinen Interessentenkreis beim Infoabend der Stadtwerke im kleinen Saal der Festhalle. Bis 2045 soll Deutschland treibhausgasneutral werden, wozu der Anteil erneuerbarer Energien für die Wärmebereitstellung bis 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen ist. Darum ist die kommunale Planung für eine klimaneutrale Nahwärmeversorgung erforderlich, die koordiniert umgebaut werden muss. Künftig gebe es kein neues Bau- und Sanierungsgebiet ohne Energiekonzept oder Strategie, keinen Flächennutzungsplan und keine Verkehrsleitplanung ohne Berücksichtigung möglicher Energieerzeugung und neuer Leitungstrassen. Im Herbst starte die im Wärmeplanungs- und Gebäudeenergiegesetz vorgeschriebene kommunale Wärmeplanung in Murrhardt, die bis 30. Juni 2028 abgeschlossen sein muss, so Braulik.

Ziel ist eine Nahwärmeversorgung ganz ohne fossile Brennstoffe. Dazu besteht die Pflicht, Transformations- und Nahwärmenetzausbaupläne zu erstellen. „Unsere Nahwärme erzeugen wir jetzt schon zu über 65 Prozent aus erneuerbarer Energie dank Verbrennung von Holzhackschnitzeln in den Heizwerken“, betonte Braulik. Ab 2045 sind Heizungsanlagen verboten, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Ab 1. Juli 2028 gilt die Vorgabe, dass Wärme zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt werden muss. Das heißt: Eingesetzt werden können Techniken wie Geothermie oder Solarthermie, die Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme nutzen, Anlagen, die den nachwachsenden Rohstoff Holz verwenden, regenerativ erzeugter Strom aus Fotovoltaik oder Windkraft sowie grüner Wasserstoff.

Bedingungen für Nahwärmeanschluss und andere technische Lösungen

Dies ist erreichbar durch einen Nahwärmenetzanschluss oder den Einbau einer Wärmepumpe, Heizungen für Biomasse oder Wasserstoff, Hybridheizungen mit Wärmepumpe oder Solarthermie sowie Gas-, Biomasse- oder Flüssigbrennstoff. Aus Platzgründen ist Nahwärme in der dicht besiedelten Innenstadt mit alten Gebäuden die einzig sinnvolle Lösung, in mittel oder dünn besiedelten Gebieten können verschiedene Wärmeerzeugungsformen eingesetzt werden.

Der Bund fördert individuelle Maßnahmen zur Umstellung von Heizungen oder den Anschluss ans Nahwärmenetz mit maximal 70 Prozent der Kosten bis zu einer Obergrenze von 30000 Euro. Aber: „In dünn besiedelten Gebieten verbietet sich eine Nahwärmeversorgung, denn der sehr aufwendige Netzausbau kostet etwa 1200 Euro pro Meter Leitung und dauert einige Zeit.“ Darum können Wohngebiete, die fern der Heizwerke und über 100 Meter höher gelegen sind, nicht angeschlossen werden, erklärte der Stadtwerke-Geschäftsführer.

Hauptenergiequelle der Nahwärmeversorgung sind die Holzhackschnitzel des Maschinenrings aus Restholz und Nebenprodukten der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie der Natur- und Landschaftspflege, aus Ästen und Kronen vom Stadtwald sowie Käfer- und Sturmholz von Waldbauern. Die Stadtwerke betreiben fünf Heizwerke: Fritz-Schweizer-Straße auf dem Stadtwerke-Areal und Innenstadt bei der Walterichschule, Weststadt und Nordstadt beim Gymnasium sowie Brunnen II in Fornsbach bei der Gemeindehalle. Aus Hackschnitzeln und Erdgas erzeugen sie eine Gesamtwärmeleistung von rund neun Millionen Kilowattstunden pro Jahr.

Nahwärme bietet laut Braulik einige Vorteile, obwohl der Anschluss mit Übergabestation inklusive deren Wartung und Reparatur etwa 20000 Euro kostet. Ist die alte Heizung mit Kessel und Tank ausgebaut, gibt es kein Feuer mehr im Haus, für Schornsteinreinigung und Heizstrom fallen keine Kosten mehr an und im Keller ist mehr Platz, da keine Brennstoffe mehr gelagert werden. Vor Ort entstehen keine Emissionen mehr, auch besteht keine Gefahr mehr durch Brand, Vergiftung oder Explosion. Die Übergabestation ist geräuscharm und sicher.

Notwendiger Ausbau und Ergänzungen der Heizwerke in Murrhardt

Mittel- bis langfristig wird die Nahwärmeversorgung mit einer Verbundleitung zwischen den Heizwerken Weststadt und Innenstadt weiter ausgebaut, auch werden Großwärmespeicher und Industriesolarthermieanlagen für die Grundlast im Sommer gebaut. Weiter sind mit Erdgas oder Biomethan betriebene Blockheizkraftwerke, die Strom bei hohen Preisen erzeugen, und PV-Anlagen für den Eigenstromverbrauch geplant. Die Erdgasnetze werden teilweise zurückgebaut, so im Innenstadtbereich, oder unter Umständen zu Netzen für grünen Wasserstoff umgebaut, wozu die Gebäude mit Brennstoffzellen ausgestattet werden.

Abschließend erklärte Rainer Braulik, wie der Nahwärmeanschluss eines anschließbaren Gebäudes erfolgt. Ein Stadtwerke-Mitarbeiter nimmt beim Kunden alle Daten der Verhältnisse vor Ort auf. Die Übergabestation wird individuell passend zum Objekt hergestellt: Der Kunde benötigt ein Angebot der Stadtwerke für die Seite des Nahwärmekreislaufs (Primärseite) mit der Hausanschlussleitung ab der Grundstücksgrenze inklusive Übergabestation, Wärmemengenzähler und Inbetriebnahme. Dafür ist ein Baukostenzuschuss möglich.

Für die Seite des sekundären Heizungskreislaufs (Sekundärseite) benötigt der Kunde das Angebot eines Heizungsfachbetriebs für die zugehörige Übergabestation, Warmwasserbereiter und -speicher sowie Verteilerpumpen. Beim Anschluss koordinieren die Stadtwerke Tief- und Leitungsbau sowie Lieferung der Primärseite der Übergabestation, danach erstellt der Heizungsfachbetrieb alle Sekundärkomponenten. Ist die Inbetriebnahme vorbereitet, beginnt auf Antrag die Nahwärmelieferung ab dem gewünschten Termin. Weitere Infos unter www.stadtwerke-murrhardt.de.

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Erstellt:
20. Juni 2024, 06:00 Uhr

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