Murreder Henderwäldler zeigen sich in neuer Tracht
Beim Häsabstauben am Dreikönigstag werden die neuen Bauerntrachten vorgestellt und die fünfte Jahreszeit eingeläutet.
Murrhardt. Beinahe alle dem Verein angehörigen Narren haben sich am Dreikönigstag mit ihrem Häs und Maske zum Häsabstauben in der Murrhardter Festhalle eingefunden. Nachtkrabb, Hotz und Hexenturmweible verkündeten mit drei kräftigen „Narri Narro“ den Beginn der Fasnet. Der
6. Januar ist traditionell der erste Tag, an welchem das Häs in einer Kampagne getragen werden darf – unter der Voraussetzung, den Laufbändel der aktuellen Saison sichtbar am Häs zu tragen. Um diesen zu bekommen, wurde durch die Häsmeisterin
mit Team die komplette Ausrüstung eines jeden Mitglieds auf Vollständigkeit und Unversehrtheit inspiziert: Flecken gebügelt, schwarze Schuhe gesäubert, Häs gesäubert, alte Laufbändel entfernt – nur so wird der Narr in die Kampagne 2025 starten dürfen.
Doch wie soll speziell der Henderwäldler oder die Henderwäldlerin unmaskiert in Aktion treten? Diese Frage stellte sich schon 1987. Einig waren sich die Zunftmitglieder darin, dass keine Elferratskleidung oder Fantasieuniformen getragen werden sollten. Stattdessen müssten der Bezug zur Heimat und die Harmonie mit den Maskenfiguren sichtbar sein. In den Anfangsjahren wurden die „Schwäbischer-Wald-Trachten“ aus Nachbargemeinden Murrhardts ausgeliehen. Diese Trachten, einst geschaffen zur Förderung des Tourismus und zum Verleih an Heimatvereine, waren jedoch äußerst empfindlich. Daher war es notwendig, eigene Kleidung anzuschaffen.
Historische Vorbilder gefunden
Da die Narrenzunft großen Wert auf Tradition und Verwurzelung in der Ortsgeschichte gelegt hat, entschied sie sich, eine Tracht nach dem Vorbild der Vorväter zu gestalten. Durch intensive Recherchen ermittelten die Mitglieder der Narrenzunft bis dahin unbekannte Originalstücke der Tracht aus dem Zeitraum zwischen 1750 und 1820, wie sie in Murrhardt und Umgebung getragen wurden. Es waren ein Schaufelhut, eine Bänderhaube, eine Damenjacke sowie ein Gehrock, außerdem eine etwas jüngere Florhaube, die sich allesamt noch in Privatbesitz befanden. Schriftliche Quellen waren das Murrhardter Buch von 1925 und die Beschreibung des Oberamts Backnang. Diese Abbildungen zeigten nur die Herrentracht: ein Bild des Gemeinderats Mack aus Hausen und eine sehr seltene Originaldarstellung auf einem Ofensockelstein im Carl-Schweizer-Museum.
1990 wurden die ersten Entwürfe erstellt und im darauffolgenden Jahr die ersten Trachten angeschafft. Bei der Neuschaffung der Tracht nahm die Narrenzunft folgende Anpassung an die närrische Aufgabe dieser Kleidung vor: Anstatt der dunkelblauen Farbe wählte man die historisch für die Murrhardter Ratsherren überlieferte dunkelgrüne Tuchfarbe. Der Gehrock der Herren wurde durch eine schwarze Pelerine bereichert, deren Kante mit einer weiß-grünen Zackenpaspel eingefasst wurde. Diese Form wurde bei Narrenkleidern schon seit Jahrhunderten verwendet. Ebenso hat man die Ärmel (Stulpen) gestaltet. Alle anderen Trachtenteile wurden nach Originalmuster angefertigt. So trägt der Herr einen Schaufelhut, einen tiefgrünen Gehrock, eine rote Weste, eine schwarze Hose, weiße Strümpfe, Bauernhemd und Schnallenschuhe. Die Dame trägt eine Bändelhaube, eine schwarze Jacke, ein rotes Mieder, eine schwarze oder grüne Schürze sowie eine weiße Bluse, Strümpfe und Schnallenschuhe. Zunächst trugen die Zunftmeister, einige Zunfträte und wenige unmaskierte Henderwäldler die Tracht, ab 1993 auch die Narreneltern.
Seit der Umstrukturierung im Verein im Jahre 2000 wurde die Tracht fast nur noch von den Narreneltern getragen. Seit 2016, als das 33-jährige Vereinsbestehen gefeiert wurde, trägt auch der Zunftmeister wieder regelmäßig die Tracht. Seitdem ist auch die Zahl der Trachtenträger wieder gestiegen. Da die Narrenzunft seit den 90ern keine weiteren Trachten anfertigen hat lassen, gab es bis vor Kurzem nur diese Originalstücke. Diese sind qualitativ sehr hochwertig, aber nun merkt man ihnen das Alter an und teilweise passen sie auch einfach nicht mehr. Deshalb entschied man sich vor ein paar Jahren, neue Trachten anfertigen zu lassen. Bei dieser Gelegenheit sollten auch kleine Anpassungen an die heutigen Herausforderungen vorgenommen werden. Das Ergebnis sieht man auf dem Bild. pm
Ehrungen 11 Jahre Sören Galster, Sandra Hell, Siegfried Jauß, Kim Steiert, Bruno Trüssel
Ehrungen 22 Jahre Julia Kugler und Matthias Schlichenmaier
Ehrungen 33 Jahre Rudolf Theier
Den Brauchtumsorden in Silber erhielten Nadine Barth und Alexander Schwed.
Als aktive Neumitglieder begrüßt werden konnten Alexander und Leon Lutz, Max, Lilly und Logan Hertneck, Franziska Gutjahr, Saskia Lachenmaier, Aliyah und Jacqueline Dursun.
Narrensamen Den Zuwachs der Narrenzunft, der sogenannte Narrensamen, bilden Jona Rösner und Jakob Gabriel.
Wasserfratzen und Feuerbarthl Ab dieser Kampagne dürfen die Wasserfratzen Leni Spreu und Emil Schöndeling das Erwachsenenhäs tragen. Diese Kampagne werden zehn Wasserfratzen und zwei Feuerbarthl getauft: Als Wasserfratz sind dies Leah Spreu, Lisa Spreu, Carlotta Piechot, Frieder Piechot, Janis Rehkugler, Seline Rehkugler, Ramona Frech, Sejal Trombetta, Giovanni Trombetta, Tobias Kübler. Die Feuerbarthl sind Marie Kessel und Sonja Bischoff.