Murrhardt als schönste aller Perlen
Beim Sommerempfang in der Walterichstadt spricht Bürgermeister Armin Mößner der Stadt und ihren Menschen viel Lob aus. Landrat Richard Sigel würdigt das Engagement aus Sicht des Kreises und hebt auf das Verbindende ab.

© Stefan Bossow
Buntes Treiben beim Sommerempfang, der Gelegenheit für Gespräche und Begegnungen bietet. Der Sommerpalast hat dafür einen Tag vor Start seine Tore geöffnet. Fotos: Stefan Bossow
Von Christine Schick
Murrhardt. Es war der Abend vor dem Beginn des Sommerpalasts: Bürgerinnen und Bürger, weitere Vertreterinnen und Vertreter aus Murrhardt und den Nachbarkommunen sowie dem Rems-Murr-Kreis fanden sich auf den Bänken vor der Außenbühne des Kulturfestivals im Stadtgarten ein, um beim Sommerempfang das Engagement der Menschen für Menschen in der Stadt zu würdigen und sich auszutauschen. Der Ort – der Sommerpalast als gemeinschaftlich getragenes Murrhardter Event – könnte wohl kaum besser gewählt sein, wie später Landrat Richard Sigel hervorhob.
Engagierte und ihr Verbund
Nach einem zünftigen Intro der Stadtkapelle Murrhardt trat Bürgermeister Armin Mößner vor die Gäste und machte klar, dass am Abend vor allem die ehrenamtlich und bürgerschaftlich Engagierten im Mittelpunkt stehen – mit einem quasi erweiterten Blick, der das dazu passende Rems-Murr-Kreis-Motto „Miteinander lebenswerter“ und den 50. Geburtstag des Landkreises mit aufnahm. Dieser „gleicht einer wunderschönen Perlenkette mit einem goldenen verbindenden Band und 31 schönen Perlen daran. Für jede Stadt und Gemeinde eine. Eine schöner wie die andere. Doch die schönste der Perlen – und das können Sie sich denken – ist die Murrhardter Perle“, so Mößner. Ausschlaggebend für ihn sind dabei die Naturschönheiten wie die Hörschbachwasserfälle, die historische Altstadt, das Ensemble im Stadtgarten und die einzigartige Landschaft des Schwäbischen Waldes. Liebens- und lebenswert sei ebenso der Rems-Murr-Kreis – landschaftlich abwechslungsreich, Heimat von Weltmarktführern, mit einem ausgeprägten Unternehmertum und einer leistungsbereiten Bevölkerung. Anlässlich des Jubiläums erinnerte er daran, dass der neue Verbund keine einfache Geburt war. Früher mittendrin zwischen Backnang und Gaildorf, verlief die Kreisgrenze für Murrhardt nun am Ende der Gemarkung, aber Bürgermeister Helmut Götz, den er zitierte, stellte damals fest: „Wenn man allerdings bedenkt, wie gut es dem ,hinteren Bezirk‘ im seitherigen Landkreis gegangen ist, dann brauchen wir für die Zukunft keine Befürchtungen zu haben.“ – „Mit der Krankenhausdebatte der Jahre um 2010 wurde eine unheilbar scheinende Wunde durch den Kreis geschlagen. Doch ich empfinde es, dass durch die lange Zeit diese die Kreispolitik durchziehende Wunde zwischen Rems und Murr mittlerweile doch verarztet und verheilt ist. Hierzu haben Sie, Herr Landrat Dr. Sigel, früh Ihren persönlichen Beitrag geleistet, sodass ,Miteinander lebenswerter‘ keine leere Floskel ist“, sagte Mößner.
Krisen und Gefühl der Überlastung
Mittlerweile sind die Herausforderungen global: Nach der Flüchtlingskrise folgten die Coronapandemie, der Angriffskrieg in der Ukraine sowie weitere Krisenszenarien wie verstärkte Fluchtbewegungen, Inflation, Klimawandel und Energieknappheit. „Und in der Gesellschaft wird der Zusammenhalt und das Zusammenbleiben schwieriger durch das Gefühl einer ökonomischen und mentalen Überlastung.“ Die Politik von Brüssel und Berlin mit ihren immer neuen Richtlinien und Gesetzen und daraus resultierenden kommunalen Aufgaben empfindet Mößner nicht als Unterstützung, sondern vielmehr die dieser Tage in Baden-Württemberg gegründete Entlastungsallianz, die bürokratische Belastungen abbauen will. Genauso wichtig ist für ihn, sich zu vergegenwärtigen, dass „wir doch in einem wunderbaren Land leben“: mit Demokratie, Rechtsstaat, freier Meinungsäußerung, Sozialstaat, guter medizinischer Versorgung sowie Chancen und Möglichkeiten. Er erinnerte an die aktuellen Jubiläen – 175 Jahre TVM, 100 Jahre VfR und 50 Jahre Jugendzentrum Murrhardt – und umriss die vielen Projekte, die in der Walterichstadt laufen, angefangen vom Neubau der Sporthalle über den Breitbandausbau und die Erschließung des Baugebiets Siegelsberg-Ost bis hin zum Rewe-Neubau. Hinzu kommen die Planungen für die Gestaltung des Schweizer-Areals als Wohn- und Innenstadtquartier, weitere Projekte in dieser Hinsicht (Schattenkeller-Areal, Reihenhäuser in Fornsbach und Wohnpark Siebenkniestraße), die Sanierung der Karlstraße, die Sanierung der Volksbank, Freiflächenfotovoltaikanlage und Recyclinghof in der Froschgrube, Sanierung des Feuerwehrhauses Kirchenkirnberg sowie Hochwasserschutzprojekte, insbesondere der geplante Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Gaab.
Landrat Richard Sigel zeigte sich beeindruckt von der Liste Mößners und unterstrich, dass es für ihn ein besonderer Empfang zu Beginn seiner zweiten Amtszeit sei. Mit Blick auf 50 Jahre Rems-Murr-Kreis befand er, dass der Altkreis Backnang und Waiblingen ein gutes Stück zusammengewachsen seien. Dass man sich damals freiwillig zusammengefunden hat, „war alles andere als selbstverständlich“.
Demokratischer Geist und Engagement
Wenngleich es keine Liebesheirat war, so passte für Sigel das Bild von Mößners Perlenkette, weil die eben auch kein Hinten oder Vorne habe, sondern verbunden sei. In diesem Sinne wolle der Kreis sich auch an den Bedarfen der Städte und Kommunen orientieren und sie in Bezug auf die Infrastruktur im weitesten Sinne unterstützen. Der Landrat ging auf Murrhardt als Ort eines demokratischen Geistes ein – in dieser Tradition stehen die Treffen der demokratischen Bewegung, die Wahl Ferdinand Nägeles als Abgeordneter ins erste deutsche Parlament und später die Landrätekonferenz. Dieser Geist von Murrhardt „hält seit vielen Jahren an und ist ein wichtiger Faktor für die gute Entwicklung“ der Stadt und des Landkreises. Genauso wichtig sei das ehrenamtliche Engagement zum Wohle der Gemeinschaft und eines lebenswerten Miteinanders. Gemeinsam seien Kreis und Stadt auch im Sinne des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald unterwegs, unterstrich Sigel, mit besonderen Angeboten und Projekten wie den Naturparkmärkten und den Touren der Naturparkführerinnen und -führer.
Iris Fahle, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg, hielt für die Stadt das Folgeprädikat „Familienbewusste Kommune Plus“ bereit, mit dem Murrhardt nach 2018 zum zweiten Mal ausgezeichnet wird. Zudem gab es zahlreiche Ehrungen. Für besondere musikalische Leistungen wurde Lea-Marie Gunther gewürdigt, die für die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land einen ersten Preis bei Jugend musiziert geholt und erneut beim Landeswettbewerb mit Weiterleitung zum Bundeswettbewerb gepunktet hatte. Neben den Sportlerinnen und Sportlern wurden auch die Blutspenderinnen und Blutspender ausgezeichnet (siehe links und Sportteil). Zum Schluss wurden die Murrhardter Tafel und das Begegnungscafé mit einer Spende der Bürgerstiftung Murrhardt von je 1000 Euro bedacht.

© Stefan Bossow
Iris Fahle hält für Bürgermeister Armin Mößner das Folgeprädikat „Familienbewusste Kommune Plus“ bereit.

© Stefan Bossow
Landrat Richard Sigel betont, dass es für ihn ein besonderer Empfang zu Beginn seiner zweiten Amtszeit sei.