Murrhardter Seniorenrat will durchstarten
Die Engagierten des achtköpfigen Gremiums tüfteln an Angeboten. Gleichzeitig setzen sie darauf, dass ältere Murrhardterinnen und Murrhardter mit eigenen Vorschlägen und ihren spezifischen Themen auf sie zukommen.

© E. Klaper
Der Seniorenrat mit Berthold Müller, Wilhelm Wieland, Heinrich Dyckmans, Renate Glöckler, Gudrun Gruber, Norbert Hopp, Angelika Burr und Michèle Hartmann (von links). Foto: Elisabeth Klaper
Von Christine Schick
Murrhardt. Als sich das Thema einer Vertretung älterer Mitbürgerinnen und -mitbürger in und für Murrhardt herausbildete und im Rahmen des Quartiersprojekts konkretere Züge annehmen sollte, stand die Pandemie vor der Tür. Keine einfachen Rahmenbedingungen für das Vorhaben eines Seniorenrats, insbesondere weil ältere Menschen in Bezug auf Corona zu den vulnerablen Gruppen gehören. Im vergangenem Herbst hat sich das Gremium mit acht Vertreterinnen und Vertretern für die vorläufige Periode von zwölf Monaten dann aber zusammengefunden. Die Möglichkeiten blieben sehr abhängig von der Coronalage beziehungsweise wurden immer wieder durch Einschränkungen begrenzt.
Die Auflagen sind mittlerweile in den Hintergrund getreten und wie viele andere Initiativen will nun auch der Seniorenrat durchstarten. Michèle Hartmann und Heinrich Dyckmans berichten, dass es auch schon ganz konkrete Ideen für Angebote gibt, welche die Gruppe auf die Beine stellen möchte. Ganz oben auf der Liste steht eine monatliche Veranstaltung des Gremiums, die auch die Möglichkeit bietet, in Kontakt zu kommen und sich kennenzulernen. „Ich möchte im Juli noch eine Führung durch die Kunstsammlung machen“, sagt Heinrich Dyckmans, der die städtische Galerie in früherer Zeit selbst betreut hat. Im August ist dann eine Seniorensportveranstaltung mit Gudrun Gruber geplant. „Schön fände ich auch, wenn wir zu gemeinsamen Essen einladen könnten. Da ist die Atmosphäre locker und ungezwungen“, sagt Michèle Hartmann. Nicht von Nachteil, wenn es darum geht, dass Seniorinnen und Senioren ihre Wünsche äußern oder Aspekte ansprechen sollen, die für sie im Alltag nicht funktionieren und Kritik bedeuten. Um zu solch einem Essen einladen zu können, brauchen die Ehrenamtlichen allerdings noch einen Veranstaltungsort, aber Michèle Hartmann will da ihre Fühler ausstrecken. Apropos: Auch ein Raum für den Seniorenrat wäre ein großes Plus, um beispielsweise eine Sprechstunde anbieten zu können.
Die Mitglieder des Gremiums wollen auch sonst möglichst präsent sein, beispielsweise auf dem Wochenmarkt, um sich vorzustellen. Der noch im Sommer geplante Seniorennachmittag der Stadt Murrhardt bietet sich natürlich besonders als Informationsplattform an. Ab und zu begegnet den Ehrenamtlichen die Frage: Wozu braucht es überhaupt einen Seniorenrat? Es gibt doch Stadträtinnen und Stadträte, die im Gemeinderat mitbestimmen. Richtig, aber nicht jeder oder jeder kann möglicherweise so selbstbewusst und selbstverständlich auf die Lokalpolitikerinnen und -politiker zugehen, erläutern die beiden. „Wir verstehen uns da als Bindeglied zwischen Stadtverwaltung, Gemeinderat und Senioren“, sagt Dyckmans.
Eine weitere Aufgabe sehen sie darin, ältere Menschen generell über die für sie interessanten Angebote zu informieren. „Murrhardt hat da ein großes Spektrum.“ Volkshochschule, Vereine und Kirche kämen da als Veranstalter in den Blick, ebenso spezifische Angebote wie beispielsweise das Sonntagscafé und der Chor „Weiter singen“ für Seniorinnen und Senioren. Auch Projekte zur Unterstützung wie das Bürgermobil oder Hilfreiches im Alltag wie Stationen der netten Toilette in Murrhardt gehören auf die Liste.
Eine Art Dauerbrennerthema für ältere Menschen, wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt und auf Stock, Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, ist die Barrierefreiheit. „Da geht es darum, möglichst weiter Schwellen abzubauen“, sagt Dyckmans. Die gepflasterte Rampe am Tor zur Volkshochschule sei für Rollstuhl und Rollator zu steil, auch wenn man von der Mittelgasse aus zum Grabenschulhaus kommen könne. Dyckmans hält es bei größeren Bauvorhaben für sinnvoll, auch Seniorinnen und Senioren einen Blick auf die Pläne werfen zu lassen. Warum nicht auch in Murrhardt ältere Menschen in dieser Hinsicht beteiligen? Beim Wiederaufbau der Alten Post habe man beispielsweise festgestellt, dass die Türen des Gebäudes für Rollstühle zu eng geplant waren.
Weitere Punkte: Mit einer Hausaufgabenhilfe könnten Ältere an die jüngere Generation anknüpfen. Umgekehrt könnten Jüngere vielleicht beim Ausmisten und Sortieren im Keller und auf der Bühne helfen und niederschwellige Kleinstreparaturen wie Birnenwechsel anbieten. Michèle Hartmann hofft außerdem, dass sie die „Fahrt ins Blaue“ für Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenheimen auch künftig wieder anbieten kann, die sie früher über Erlöse des Weihnachtsmarkts des Hausfrauenbunds organisieren konnte. Neben dem Schwätzbänkle könnte eine Boulebahn Gelegenheit bieten, locker ins Gespräch zu kommen. „Wir freuen uns über Vorschläge und auch Kritik“, sagt Hartmann. Für sie lag es nahe, sich im Seniorenrat zu engagieren, zum einen, weil auch sie selbst aus dieser Perspektive sprechen kann, zum anderen, weil sie sehr gern in Kontakt mit anderen ist und die Erfahrung ihres bisherigen ehrenamtlichen Engagements weitergeben möchte. Dyckmans stellt fest: „Solange ich noch rüstig bin, möchte ich mich für die Allgemeinheit einsetzen. Im Austausch mit Menschen aus ganz anderen Lebenswelten Anregungen zu bekommen sehe ich auch als eine Art Anti-Aging-Chance und -Motiv.“
Mitglieder Der Murrhardter Seniorenrat besteht aus folgenden Mitgliedern: Berthold Müller (Vorsitzender), Michèle Hartmann (erste stellvertretende Vorsitzende), Gudrun Gruber (zweite stellvertretende Vorsitzende), Renate Göckler (Kasse), Heinrich Dyckmans (Schriftführer), Angelika Burr (stellvertretende Schriftführerin), Norbert Hopp und Wilhelm Wieland (beide Beisitzer).
Gremium Der Seniorenrat ist eine Arbeitsgemeinschaft ehrenamtlicher Seniorinnen und Senioren, vertritt die Interessen der älteren Generation und ist Ansprechpartner für ältere Menschen. Die Seniorenversammlung für Bürgerinnen und Bürger ab dem 60. Lebensjahr wählt den Seniorenrat. Die Amtszeit beträgt ein bis drei Jahre, der Rat tagt vier Mal pro Jahr öffentlich. Die nächste Sitzung ist im September geplant.
Kontakt Wer sich an den Rat wenden möchte, kann sich unter der Mobilnummer 0177/2665895 oder via E-Mail an die Adresse seniorenrat@murrhardt.de melden.