Musikalische Abenteuer mit Seifenkiste

Eine Projektformation junger Bläserinnen und Bläser aus Murrhardt und Umgebung sind beim Schweizer Jugendmusikfest in St. Gallen dabei, holen sich mit ihrer Performance einen guten Platz und sind um spannende musikalische Eindrücke und Erfahrungen reicher.

Die Musikerinnen und Musiker aus dem oberen Murrtal haben beim Schweizer Jugendmusikfestival mit ihrer Performance gepunktet. Für sie und Kevin Perri (in Anzug und mit Fliege), Jugendleiter bei der Stadtkapelle Murrhardt, der das Projekt als Dirigent begleitet hat, war es ein spannendes Event. Foto: privat

© Kevin Perri

Die Musikerinnen und Musiker aus dem oberen Murrtal haben beim Schweizer Jugendmusikfestival mit ihrer Performance gepunktet. Für sie und Kevin Perri (in Anzug und mit Fliege), Jugendleiter bei der Stadtkapelle Murrhardt, der das Projekt als Dirigent begleitet hat, war es ein spannendes Event. Foto: privat

Von Christine Schick

Murrhardt. Die Idee, beim 18. Schweizer Jugendmusikfest in St. Gallen Mitte September anzutreten, gefiel Kevin Perri, Jugendleiter bei der Stadtkapelle Murrhardt, ziemlich gut. Als er und weitere Mitglieder vergangenes Jahr durch Jozsef Luczek, der das Blasorchester der Stadtkapelle dirigiert, von der Veranstaltung hörten, war allerdings gar nicht mehr allzu viel Zeit bis zur Entscheidung, ob sie mit einer jungen Formation dabei sein wollten. Zum einen wegen der Anmeldung für den Wettbewerb in einer bestimmten Kategorie, die wiederum eine festgelegte Besetzung für die Instrumente bedeutet, zum anderen mit Blick auf die Vorbereitung.

Manche Mitglieder sind

nach längerer Pause dabei gewesen

Mitmachen können Musikerinnen und Musiker von 13 bis 25 Jahren. „Es gibt aber drei Joker, also Teilnehmer, die jünger oder älter sein dürfen“, erzählt Kevin Perri. Keine schlechte Option, um beispielsweise eine Tubaspielerin oder einen Tubaspieler mit ins Boot holen zu können, die nicht selten doch etwas älter sind. Für das Projekt finden sich Musikerinnen und Musiker der Stadtkapelle Murrhardt, der Musikvereine Fornsbach und Reichenberg (Oppenweiler) zusammen, hinzugeholt wird außerdem der Bruder eines Mitglieds. So kommt die Gruppe auf insgesamt 28 junge Mitstreiterinnen und Mitstreiter. „Was mich besonders gefreut hat, ist, dass wir durch das Projekt Leute erreicht haben, die aus unterschiedlichen Gründen länger pausiert haben. Ich fand es toll, dass sie dabei waren“, sagt der Dirigent der Jugendstadtkapelle.

Im Anschluss hieß es, sich mit dem musikalischen Programm zu befassen. Eingruppiert in einer bestimmten Leistungsstufe, die Kevin Perri als gute Position für die Jugend im Mittelfeld beschreibt, stand das Aufgabenstück für den Wettbewerb bereits fest: „Gravity Racer“, englisch für Seifenkiste, von Marc Jeanbourquin. Der zeitgenössische Komponist hat es extra für das Jugendmusikfest geschrieben. Bei einem zweiten Stück hatte die Gruppe die Qual der Wahl. Ein eigener Vorschlag war genauso möglich wie sich für eine der 250 Kompositionen aus einem Katalog zu entscheiden. Dort findet sich auch „Norway Impressions“ von Alfred Bösendorfer, das Kevin Perri überzeugte, weil es eine breite Palette an musikalischen Möglichkeiten bietet.

Nachdem die Noten besorgt waren, konnte es im April mit den Proben losgehen. Angesichts einer neu zusammengewürfelten Projektformation war dies eine überschaubare Zeitspanne, um sich vorzubereiten. Hinzu kam, dass in diese auch die Sommerferien fielen. „Rund 40 Prozent waren die Zeit über im Urlaub, sodass wir nie in voller Besetzung spielen konnten“, sagt Kevin Perri. Zwar sei in den Kleingruppen auch eine intensive Arbeit möglich gewesen, aber teils ohne das musikalische Grundgerüst mit Tuba und Schlagzeug.

Parademusik gehört in

der Schweiz als Kategorie mit dazu

Mitte September haben sich die jungen Leute aus dem oberen Murrtal dann auf die Reise nach St. Gallen zum Jugendmusikfest gemacht, bei dem rund 4200 Musikerinnen und Musiker teilgenommen haben. Die stattliche Zahl hat auch damit zu tun, dass bei dem Schweizer Event Gruppen antreten, die sich der sinfonischen Blasmusik verschrieben haben, aber auch sogenannte Tambouren, deren Instrumente Trommeln und die beim Spielen auch noch marschierend unterwegs sind. Insofern stand als besondere Kategorie auch Parademusik auf dem Wettbewerbsprogramm. Sinfonische Blasmusik in dieser Form zu erleben war für Kevin Perri beeindruckend. Er erzählt von einer Gruppe, die ganz oben auf der Niveauskala angesiedelt ist und eine tolle Performance hingelegt hat. Zur musikalischen Leistung kommt der gemeinsame bewegte Auftritt ja noch obendrauf – in diesem Fall inklusive einem eingebauten Kostümwechsel einer Musikerin vom normalen Outfit zum Tutu. Auch mit der eigenen Performance kann die Gruppe zufrieden sein. Nach einer nicht ganz so komfortablen Nacht auf schwächelnden Luftmatratzen haben die 28 jungen Leute ihre Version der Seifenkiste und der norwegischen Impressionen vor jeweils einem dreiköpfigen Wertungsteam präsentiert. Das gute Gefühl nach dem Vorspiel trügt den Jugendstadtkapellenleiter nicht: Als Gastformation machen sie den zweiten Platz in ihrer Vorspielgruppe mit 87 Punkten von 100. Beim Wahlstück sind es 82, beim Aufgabenstück 92 Punkte. Von Platz eins sind sie nur einen halben Punkt entfernt und landen insgesamt auf dem neunten Platz ihrer Kategorie, bei der 29 andere Gruppen angetreten sind. Außerdem reihen sich noch ein paar Mitglieder bei einem Rekordversuch ein: Als größtes Jugendblasinstrumentenorchester der Welt treten 526 Musikerinnen und Musiker an, für die beim Treffen ein Stück einstudiert wurde. Alles in allem „ein Supererlebnis“, so Kevin Perri.

Gruppe spielt Wettbewerbsprogramm

Konzert Um sich bei allen zu bedanken, die die Musikerinnen und Musiker aus dem oberen Murrtal rund um den Wettbewerb unterstützt haben, wird die Gruppe am kommenden Montagabend, 16. Oktober, ihr Programm vom Jugendmusikfest noch mal im Rahmen eines kurzen Konzerts vorstellen. Alle Interessierte und Freunde sind dazu in die Murrhardter Festhalle eingeladen. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Infos Über das Schweizer Jugendmusikfest gibt es Infos unter https://sjmf2023.ch.

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Erstellt:
12. Oktober 2023, 06:00 Uhr

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