Nächste Etappe für mögliches Wohnquartier

Der Gemeinderat hat den Startschuss für das beschleunigte Bebauungsplanverfahren „Schweizer-Areal-Süd“ gegeben. Auf dem Gelände der ehemaligen Gießerei, das etwa 8120 Quadratmeter umfasst, sollen sechs Mehrfamilienhäuser und ein Kindergarten entstehen.

Die ehemalige Gießerei der Schweizer Group (rote Dächer) könnte – wenn alles nach Plan läuft – einem Wohnquartier mit Mehrfamilienhäusern weichen. Foto: Florian Muhl

Die ehemalige Gießerei der Schweizer Group (rote Dächer) könnte – wenn alles nach Plan läuft – einem Wohnquartier mit Mehrfamilienhäusern weichen. Foto: Florian Muhl

Von Christine Schick

Murrhardt. Die Aufstellung eines Bebauungsplans ist vor allem ein formaler verwaltungstechnischer Akt, hinter ihm stehen aber in der Regel gesellschaftliche Veränderungsprozesse und der Wunsch von Gemeinderat und Stadtverwaltung, diese in ihrem Sinne mitzugestalten. So ist es auch beim nun einstimmig auf den Weg gebrachten beschleunigten Verfahren für den Bebauungsplan „Schweizer-Areal-Süd“. Aus dem ehemaligen Gewerbegebiet soll mit den neuen Rahmenbedingungen ein allgemeines Wohngebiet werden. Bezahlbarer Wohnraum ist in der Region Stuttgart bekanntermaßen knapp und wird händeringend gesucht – ein Thema, das längst auch in Murrhardt angekommen ist.

Zu Beginn der Beratung gab Bürgermeister Armin Mößner einen Überblick zum aktuellen Stand. Vor dem Hintergrund der zweimaligen Insolvenz der Schweizer Group und damaligen Gießerei auf dem südlichen Gelände stellte sich die Frage, wie sich das Areal weiterentwickeln sollte. Vor rund einem Jahr wurde dann bekannt, dass die Unternehmensgruppe Schlegel concepts aus Bietigheim-Bissingen als potenzielle Käuferin ein Wohnbauprojekt auf der Fläche umsetzen möchte (wir berichteten). Das Areal, das an die Altstadt Murrhardts angrenzt, soll ein Wohnquartier werden.

Die Pläne sehen sechs Mehrfamilienwohnhäuser und ein Gebäude für einen Kindergarten mit zwei Wohneinheiten vor. Die Zielmarke sind insgesamt 65 bis 70 Wohnungen. Im Innern des Wohnkomplexes soll ein begrünter Hof entstehen. Um dies umsetzen zu können, muss ein neuer Bebauungsplan für die etwa 8120 Quadratmeter große Fläche aufgestellt werden, da das Areal bisher als ein gewerbliches definiert und genutzt wurde, rief Mößner in Erinnerung. Begrenzt wird es im Norden durch die Murr, im Osten und Süden durch den Obermühlenweg und im Westen durch die Theodor-Heuss-Straße. Die Stadtverwaltung will den Plan im beschleunigten Verfahren aufstellen und parallel in einer öffentlichen Veranstaltung darüber informieren. Mößner ergänzte, dass Stadt und Gemeinderat auch für das Areal im Norden bereits das Verfahren eines Bebauungsplans gestartet haben, für das mittlerweile ebenfalls eine Wohnbebauung geplant ist.

Kindergartenbonus und gute Anbindung

In der Beratung zeichnete sich große Zustimmung zum Vorgehen ab, auch wenn mögliche unterschiedliche Interessen von Investoren und Stadt thematisiert wurden. Andreas Winkle (CDU/FWV) hält das Projekt – Umwandlung des ehemaligen Gewerbegebiets nach der zweimaligen Insolvenz der Schweizer Group in ein Wohnquartier – für richtig. Dass neben den 65 bis 70 Wohnungen auch ein Kindergarten geplant ist, „gefällt uns sehr“, stellte er für die Fraktion fest. Für das Vorhaben spreche die schwierige Lage des Wohnungsmarkts insbesondere im Großraum Stuttgart. Der Standort des Schweizer-Areals könne auch mit der Bahnhofsnähe und der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr punkten.

Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) begrüßte es, dass das Verfahren eingeleitet werden kann und damit die potenzielle Entwicklung beider Gebiete ein Stück voranschreitet. Nachdem in einer ersten Beratung zum Thema im vergangenen Jahr auch über die bauliche Gestaltung gesprochen wurde, sei dies nun weniger Thema. Trotzdem hoffe er, dass die Abstimmung in diesem Sinne weiterhin gut laufe. Es gebe die Anliegen des Bauunternehmens genauso wie das Interesse vonseiten der Stadt, dass das Quartier in ihrem Sinne attraktiv gestaltet werde. Nicht zuletzt müsse sich auch noch zeigen, ob sich angesichts der Einbindung des Murrufers Hürden in Bezug auf Belange des Naturschutzes auftun.

Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) zeigte sich erfreut über den Fortschritt und die „vielversprechende Entwicklung“ des Schweizer-Areals-Nord und -Süd. Auf seine Frage, ob die Planungen möglicherweise sogar synchron laufen könnten, erläuterte Bürgermeister Armin Mößner, dass auch das Verfahren für das nördliche Areal ein beschleunigtes sei, aber durch Einwände gegen die (auch) gewerbliche Nutzung zunächst ausgebremst worden sei. Im Laufe des Prozesses sei man nie davor gefeit, dass noch Hürden auftauchten. Unter Umständen hieße es, die nötige Ausdauer an den Tag zu legen und entsprechende Steine aus dem Weg zu räumen.

Langfristigkeit bedenken

Elisabeth Zenker (SPD) schloss sich ihren Vorrednern an. Als eine der Vertreterinnen und Vertreter des gemeinderätlichen Ausschusses, der die Projekte begleitet, wünschte sie der Stadt ein gutes Händchen. Zum einen ginge es darum, die verschiedenen Interessen von Bauherren, Stadt beziehungsweise Bewohnerinnen und Bewohnern sowie übergeordneter Verwaltung zusammenzubringen, zum anderen auch um Entscheidungen über ein Projekt, das lange Bestand haben wird. Wenn davon auszugehen sei, dass die Häuser für die nächsten rund 100 Jahre gebaut würden, sei das eine lange Zeit mit Blick auf Dinge, die man bei der Planung möglicherweise versäumt.

Bürgermeister Armin Mößner zeigte sich optimistisch – auch wenn Verfahrensschritte zu bewältigen seien und unterschiedliche Interessen von Bauherren und Stadt ein Thema werden könnten. Letztlich sei es für die Stadt wichtig, eine Konzeption im Sinne Murrhardts beispielsweise mit Blick auf das Stadtbild zu beschließen. Ein Projektierer oder Investor sei nach der Umsetzung nicht mehr vor Ort, aber die Menschen in Murrhardt müssten mit dem Ergebnis leben. Insofern hält er es für richtig, sollte der Fall unterschiedlicher Einschätzungen und Wünsche eintreten, dies klar zu artikulieren und umzuplanen. Trotzdem sei er guter Dinge, dass man das auch so hinbekomme.

Kita soll zwei Gruppen haben

Ausgangspunkt Bisher weist der Regionalplan das Gebiet als „Siedlungsfläche Industrie und Gewerbe“ aus und der Flächennutzungsplan 2005 stellt dieses als Gewerbefläche dar. Es soll zu einem allgemeinen Wohngebiet werden. Die Fläche liegt im Grabungsschutzgebiet und im Geltungsbereich „Theodor-Heuss-Straße“.

Barrierefreiheit Ziel ist, im Quartier ein qualitätsvolles Wohnen zu ermöglichen, Teil der Planung sind eine zweigruppige Kita sowie neben den barrierefrei zugänglichen, mehrgeschossigen Wohnhäusern um einen grünen Innenhof auch eine Tiefgarage.

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Erstellt:
29. April 2023, 06:00 Uhr

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