Neuer Anlauf beim Schattenkeller

Nach einigen Investorenwechseln und Umplanungen nimmt das aktuelle Projekt mit drei Mehrfamilienhäusern auf dem Areal neben der katholischen Kirche konkrete Züge an. Es umfasst 33 Wohnungen. Für die Planung gab es vom Gemeinderat nun grünes Licht.

Auf dem Schattenkellerareal ist viele Jahre nichts passiert. Der Gemeinderat hofft, dass sich dies nun mit der Verabschiedung der Pläne in absehbarer Zeit ändert. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Auf dem Schattenkellerareal ist viele Jahre nichts passiert. Der Gemeinderat hofft, dass sich dies nun mit der Verabschiedung der Pläne in absehbarer Zeit ändert. Fotos: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Die Planungshistorie rund um das Areal Schattenkeller umfasst mittlerweile schon einige Jahre inklusive der Aufstellung eines Bebauungsplans und einer Reihe von Projekten, die dann doch nicht umgesetzt wurden. Bürgermeister Armin Mößner merkte in der jüngsten Gemeinderatssitzung, in der das Thema auf der Tagesordnung stand, denn auch an, dass das Gebiet weiterveräußert worden sei, das Projekt aber weiterlaufe. Zu beraten war nun über das beantragte Vorhaben – im Februar 2020 bereits in groben Zügen vorgestellt (wir berichteten). Das Projekt sieht drei viergeschossige Mehrfamilienhäuser vor und würde so 33 Wohnungen entstehen lassen. Die Tiefgarage ist mit 52 Stellplätzen konzipiert, darüber hinaus soll es zehn weitere überdachte Parkplätze sowie 36 abschließbare Fahrradstellplätze geben.

Das Bauvorhaben ist mit Eingriffen beziehungsweise Überschreitungen verbunden, über die das Gremium mitzuentscheiden hatte. Zum einen ist ein sogenannter Gewässerrandstreifen betroffen, der im Innenbereich eigentlich über fünf Meter von Bebauung frei gehalten werden muss. In diesem Fall kann dies an zwei Stellen – den beiden südwestlichen Hausecken des Gebäudes A – nicht eingehalten werden (zwischen 0,82 bis 1,3 Meter). Ein Abrücken der Gebäude ist aber aufgrund baurechtlicher Vorschriften wie dem Brandschutz nicht möglich. Deshalb haben die Bauherren einen Antrag auf Befreiung gestellt. Als Kompensation haben sie Vorschläge zur ökologischen Aufwertung gemacht – mit Ersatzpflanzungen und Umgestaltung des Gewässerrandstreifens. Die Fachbehörde des Umweltschutzamts beim Landratsamt hat der Befreiung zugestimmt und begrüßt laut Beratungsunterlagen die ökologische Aufwertung.

Zum anderen befindet sich das Projekt zumindest geringfügig im Überschwemmungsgebiet eines 100-jährlichen Hochwassers. Verloren gehen würden vier Kubikmeter Retentionsfläche, die in Absprache mit der Stadt aber ausgeglichen werden können. Ein weiter Punkt ist die Überschreitung der für den Bereich festgelegten Grundflächenzahl um 8,1 Prozent, die sich aus der Gesamtanlage mit Gebäuden, Tiefgarage, Zufahrten und Wegeflächen ergibt.

Die Stadt beurteilt die Konzeption aber als städtebaulich vertretbar – sie füge sich insgesamt in die Umgebung ein. Da es eine Einwendung zum Vorhaben gibt – Bedenken wegen der Nichteinhaltung des Gewässerrandstreifens, der Verkehrssicherheit bei der Tiefgaragenzufahrt, Lärm aufgrund des Verkehrs sowie Straßenbildbeeinträchtigung –, hat die Stadtverwaltung in den Unterlagen zum Antrag betont, dass sie oder die Zuständigen die Punkte genau geprüft hätten. Eine mögliche Befreiung in puncto Gewässerrandstreifen sei gemeinsam mit dem Umweltschutzamt abgestimmt worden. Eine Gefahrensituation bei der Tiefgarage sei von der örtlichen Verkehrsbehörde nicht bestätigt worden. Eine unzumutbare Lärmbelästigung erwartet die Stadt nicht, ansonsten entspreche das Projekt den Bebauungsplanvorgaben.

Die Fraktionssprecher schätzen die Planungen unterschiedlich ein. Einig war man sich indes in dem Punkt, froh zu sein, dass es jetzt eine Perspektive auf eine nicht mehr allzu ferne Umsetzung gibt.

Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) merkte an, dass das Areal mittlerweile auch zusehens vermüllt sei und insofern sei es an der Zeit, dass es vorangehe. Die wasserrechtlichen Bedenken nähme die Fraktion ernst, und er hoffe, dass alle Verantwortlichen die Bedingungen und Prüfungsmodalitäten genau im Blick haben. Auch wies er auf die besondere Klingenlage (ein steiler Hang befindet sich hinter den Gebäuden) hin. Diese bringe es auch mit sich, dass bei starken Regenfällen auf den Querschnitt der Kanalisation zu achten sei. Die naturschutzrechtlichen Aspekte halte man für ebenso wichtig, hoffe, dass die ökologische Aufwertung gut umgesetzt werde. Sein Wunsch war, dass das Baurechtsamt beim Baggerbiss und Aushub ein Auge auf die Arbeiten hat und insbesondere dem Naturschutz Rechnung getragen werde. Die Verkehrssituation bezeichnete er als sensibel in Bezug auf die Sichtverhältnisse bei Ein- und Ausfahrt oder wenn beispielsweise ein Radfahrer mit einer gewissen Geschwindigkeit den Hang an den Häusern vorbeigefahren komme. Darüber hinaus sprach er an, dass die Pfahlgründung in dem Bereich ein Thema sei und man die Anwohner entsprechend beim Baustart aufgrund der Erschütterungen informieren müsse. Bürgermeister Mößner bestätigte letzteren Punkt und unterstrich, dass die zuständigen Behörden die kritischen Punkte geprüft hätten (Gewässer, Verkehr). Die Ausfahrt sieht er als nicht problematisch an.

Letzterem schloss sich Edgar Schäf (SPD) an, der die Konzeption fürs Areal als die bisher bestmögliche empfindet. Da es anfangs Bedenken wegen des Hangs an der Rückseite der Häuser gegeben hatte, hätten die Planer nun alles nach vorne gezogen. Die aktuellen Einwände habe man ebenso ernst genommen, gehe aber davon aus, dass die Prüfung der Behörden entsprechend seriös sei. Der Fraktionsvorsitzende setzt darauf, dass mit dem Projekt auch einige Neubürger nach Murrhardt kommen.

Angesichts der Wohnungsknappheit in Murrhardt begrüßte Andreas Winkle (CDU/FWV) es sehr, dass nun eine konkrete Planung für das Schattenkellerareal stehe. Zwar seien die Gebäude vergleichsweise schlicht geplant, aber es sei zu hoffen, dass somit auch erschwinglicher Wohnraum entstehe. Was die Verkehrssituation anbelangt, so gehe er nicht davon aus, dass alle Anwohner zeitgleich Tiefgarage und Stellplätze verlassen. Sicher bedeute eine Bebauung auch mehr Verkehr, aber er halte die Stelle trotzdem für gut einsehbar. Ein wichtiger Punkt sei auch gewesen, dass die Häuser die Kirche nicht überragen.

„Das Vorhaben fügt sich jetzt in die Umgebung ein“, sagte Markus Blank (UL). Verwundert war er, weshalb der Gewässerrandstreifen diesen Abstandsregelungen unterliegt, obwohl Teile bereits verdohlt seien. Doch Bürgermeister Mößner erläuterte, dass das Gewässer davon unabhängig entsprechend bewertet werde und zu schützen sei.

Der Gemeinderat hat die mit den einzelnen Punkten verbundenen Befreiungen beziehungsweise Über- und Unterschreitungen einstimmig genehmigt. Somit steht dem Projekt von dieser Seite her nichts mehr im Wege.

Der Schattenkeller war früher eine Gastwirtschaft, die aber vor rund drei Jahren geschlossen wurde.

© Jörg Fiedler

Der Schattenkeller war früher eine Gastwirtschaft, die aber vor rund drei Jahren geschlossen wurde.

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Erstellt:
23. Januar 2021, 06:00 Uhr

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