Neues Biotopholzkonzept für den Stadtwald

Kreisforstamtsleiterin Dagmar Wulfes stellt dem Murrhardter Gemeinderat die Ziele des Zehn-Jahres-Planungswerks Forsteinrichtung 2025 bis 2034 vor. Oberste Priorität hat die Nachhaltigkeit. Zudem wird die Vielfalt durch klimastabile Baumarten erhöht.

Vor allem rund um die Hörschbachschlucht ist der Murrhardter Wald als Ausflugsziel beliebt. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Vor allem rund um die Hörschbachschlucht ist der Murrhardter Wald als Ausflugsziel beliebt. Archivfoto: Alexander Becher

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. „Der Stadtwald soll weiter so bewirtschaftet werden wie bisher, oberstes Ziel bleibt die Nachhaltigkeit aller Waldfunktionen auf allen Flächen“, betonte Kreisforstamtsleiterin Dagmar Wulfes. Sie informierte das Stadtparlament in dessen erster Sitzung des Jahres über die Forsteinrichtung für 2025 bis 2034. Basis für das Zehn-Jahres-Planungswerk war ein Gespräch von Wulfes mit Bürgermeister Armin Mößner und Stadtkämmerer Matthias Glassl im Oktober 2023.

Wegen des Klimawandels „müssen wir an Südhängen klimastabile Baumarten einbringen und wir erhöhen die Vielfalt im Stadtwald“ auch um seltene Baumarten, so Wulfes. Neu ist ein Biotopholzkonzept, um den Wald ökologisch aufzuwerten. Dazu soll ein Alt- und Totholzkonzept für geeignete Flächen vorgeschlagen werden, die stillgelegt werden können, damit Waldrefugien und Trittsteine in Form kleiner Baumgruppen entstehen. Zugleich strebe man weiter ein positives Betriebsergebnis an und werde Holz zu möglichst guten Preisen verkaufen, betonte die Kreisforstamtsleiterin.

In naturschutzwichtigen Bereichen wie der Hörschbachschlucht „darf nicht zu viel Holz auf einmal genutzt werden“, an Erholungsschwerpunkten wie dem Riesbergrundweg „soll der Wald schön aussehen“. Demnächst werde eine erfahrene Forsteinrichterin der Forstdirektion Freiburg eine umfassende Zustandserfassung des Stadtwalds vornehmen. Und: „Im Frühjahr würden wir gerne einen Waldbegang machen“, um den Ratsmitgliedern die Arbeit des Forst- und Waldarbeiterteams vorzustellen, kündigte Dagmar Wulfes an.

Der Laubbaumanteil soll steigen

Der Stadtwald hat eine positive Bilanz: Pro Jahr wachsen etwa 9,6 Festmeter nach, während etwa 7,7 Festmeter geerntet werden, betonte Bürgermeister Armin Mößner. Durch den Umbau des Stadtwalds mit klimastabilen Baumarten werde sich das Verhältnis zwischen Nadel- und Laubbäumen verschieben: Derzeit stehen noch zwei Drittel Nadelbäume, künftig werde der Laubbaumanteil auf rund 50 Prozent steigen. Waldflächen, deren Nutzung kaum Sinn ergibt, können stillgelegt werden und sich zu Biotopen entwickeln.

Auf Nachfrage von Markus Blank (UL) zu Wasserversorgung und Hochwasserschutz erläuterte die Kreisforstamtsleiterin, man habe sich viele Gedanken gemacht: „Wir müssen das Wasser im Wald halten.“ Die Gräben an Waldwegen leiten das Wasser ab, um den Wegkörper zu schützen, doch gelte es, Wasserrückhalteflächen wie Mulden an geeigneten Stellen zu schaffen. Den vor etwa 40 Jahren am Riesberg angelegten Waldlehrpfad „wollen wir wieder aufleben lassen“, um Gäste kindgerecht über die Forstwirtschaft, heimische Tiere und Pflanzen zu informieren, beantwortete der Rathauschef eine weitere Nachfrage Blanks.

Sonja Allinger-Helbig (SPD) zeigte sich gespannt, welche Baumarten künftig gepflanzt werden müssen. „Auch für Naturschützer ist die Nutzfunktion des Stadtwalds wichtig“, da Holz als nachhaltiger, nachwachsender und umweltfreundlicher Rohstoff regional genutzt werden sollte, unterstrich Hartmann Widmaier. Der Wald habe sich in den vergangenen Jahren ökologisch verbessert: „Wir haben bereits Totholz und einige verschwundene Vogelarten sind wieder heimisch, darum ist unser Wald auf einem guten Weg“, freute sich der Stadtrat der Fraktion MDAL/Die Grünen. Andreas Winkle (CDU/FWV) wies auf Holz als bedeutenden CO2-neutralen Faktor der Energiewende hin und die genaue Differenzierung mittels Bodenproben, welche Baumarten für welche Standorte am besten geeignet sind.

Unisono befürwortete das Stadtparlament die Ziele für den Forsteinrichtungszeitraum 2025 bis 2034, wobei die Nutzfunktion großes Gewicht behalten soll. Schutz- und Erholungsfunktion seien bei Zielkonflikten im Einzelfall zu berücksichtigen. Auf Basis des Landeswaldgesetzes gilt die Nachhaltigkeit aller Waldfunktionen als Oberziel der Waldbewirtschaftung. Im öffentlichen Wald sei die wirtschaftliche Nutzung gleichrangig mit der Bedeutung für die Umwelt zu gewichten. Der Stadtwald solle nachhaltig bewirtschaftet und aufgrund des Klimawandels an langfristigen Entwicklungen angepasst werden, wobei auch lokale Anforderungen grundsätzlich Berücksichtigung finden.

Das Ziel ist ein klimastabiler Wald, der mit den Erholungsanforderungen der Bevölkerung in Einklang gebracht wird. Zugleich wird ein positives Betriebsergebnis bei Erhaltung des hohen ökologischen Wertes angestrebt. Die Waldarbeit erfolgt durch eine eigene Waldarbeiterpartie und geeignete Unternehmer. Die Arbeitsverfahren der Holzernte werden passend zum Einzelbestand ausgewählt. Versuchsanbauten mit nicht heimischen Baumarten sind gewünscht und werden geplant. Um den Pflegezustand der Erholungseinrichtungen und der Wanderwege auf gutem Niveau zu erhalten, werden ausreichende Haushaltsmittel bereitgestellt.

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Erstellt:
27. Januar 2024, 06:00 Uhr

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