Neues Bürgerbüro soll November eröffnen
Nachdem die Parfümerie Lang ihr Geschäft geschlossen und sich kein Nachfolger gefunden hat, wird die Murrhardter Stadtverwaltung die Räume für ihren Bürgerservice nutzen. Der Gemeinderat hat für die Konzeption nun grünes Licht gegeben.

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In die ehemaligen Räume der Parfümerie Lang gegenüber dem Rathaus (rechts) zieht das Bürgerbüro ein. Foto: Stefan Bossow
Von Christine Schick
Murrhardt. Die Parfümerie Lang in der Hauptstraße 24 direkt neben dem Rathaus gehörte zu den Geschäften mit langer Tradition. Als für Klaus Lang der Schritt in den Ruhestand anstand, hatte er sich intensiv um eine Nachfolge bemüht, war aber gescheitert. Mittlerweile haben Klaus und Ulrike Lang ihr Fachgeschäft geschlossen. Seit Längerem sucht die Murrhardter Stadtverwaltung nach möglichen Räumen, um die inzwischen beengten Verhältnisse im Rathaus etwas entzerren zu können. Insofern liefen dann auch Gespräche zwischen der Hausbesitzerin und der Stadt. Man wurde sich einig und der Gemeinderat hat den grundsätzlichen Plänen zugestimmt, mit dem Bürgerbüro vom Rathaus ins Erdgeschoss des ehemaligen Ladengeschäfts umzuziehen (wir berichteten).
Bei der jüngsten Sitzung des Gremiums ging es nun um die konkretere Planung, die Bürgermeister Armin Mößner vorstellte. Die Verwaltung habe dazu die Firma Faltermaier aus Albershausen (Kreis Göppingen) mit ins Boot geholt, die auf dem Gebiet tätig sei und ähnliche Projekte beispielsweise für Banken plane und umsetze. Die grundsätzliche datentechnische Anbindung des neuen Bürgerbüros soll über eine Kabelverbindung vom Rathaus erfolgen, die man unterirdisch verlegen will. Der Haupteingang für die Bürgerinnen und Bürger bleibt der bisherige an der Hauptstraße, zudem ist eine weitere Tür als Hintereingang in der Rosengasse geplant, sodass sich die Wege zwischen den Gebäuden auf ein paar wenige Schritte beschränken. Das neue Bürgerbüro wird im Erdgeschoss eingerichtet. Der Eingangsbereich sieht einen Windfang sowie Wartebereich inklusive einer kleinen Spielecke für Kinder vor. An einer Theke für den Empfang der Bürgerinnen und Bürger sollen weniger aufwendige Angelegenheiten erledigt werden können wie die Abholung eines neuen Ausweises oder Formulars.
Für Umbau und Ausstattung rechnetdie Stadt mit rund 70000 Euro an Kosten
Wenn es um umfangreichere Dienstleistungen wie die Beantragung eines Reisepasses geht, können die Besucherinnen und Besucher an den jeweiligen Plätzen bedient werden. Zwei Arbeitsplätze sind entlang der Schaufensterfront geplant, ein weiterer an der Rückwand des Windfangs sowie ein vierter mit einer Glaswandabtrennung, sodass sich dort datenschutzrechtlich sensiblere Aufgaben bearbeiten lassen. Das Untergeschoss ist für die Aktenhaltung, das Obergeschoss für die Teamleitung und Besprechungen vorgesehen. Die Kosten für Umbau und Ausstattung sind mit 70000 Euro veranschlagt, wobei Unter- und Obergeschoss nicht miteingerechnet sind, da die Stadt dies möglichst in Eigenleistung erledigen möchte. Wenn alles nach Plan läuft, soll Anfang der zweiten Novemberwoche Einweihung gefeiert werden. In der Beratung zum Vorhaben ging es um Grundsätzliches sowie Detailfragen. Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) erkundigte sich, weshalb sich die Stadt direkt an einen Generalunternehmer gewandt und nicht den Weg gewählt hat, einen Innenarchitekten zu beauftragen, an dessen Planung sich eine Ausschreibung der Arbeiten anschließt. Zudem erkundigte er sich, ob im Untergeschoss eine Messung möglich sei, um Belastungen der Atemluft abzuklären, und wie viel an Kosten noch für das Herrichten von Unter- und Obergeschoss dazugerechnet werden müsse.
Bürgermeister Mößner erläuterte, dass zur Firma Faltermaier Innenarchitekten gehörten, die auch die Pläne entworfen hätten. Die Stadtverwaltung habe sich bewusst an einen Generalunternehmer gewandt, um selbst möglichst wenig Koordinationsaufwand zu haben, weil im Moment sehr viele weitere Bauvorhaben laufen. Insofern wolle man das Projekt auch möglichst so planen, dass alle Fäden bei besagtem Generalunternehmen zusammenlaufen. Eine Messung zur Atemluft könne man gerne machen, sagte Mößner. Er gehe davon aus, dass im Untergeschoss – wo es auch kein Tageslicht gebe – nur eine Art Behelfsarbeitsplatz eingerichtet werde. Wenn man 10000 Euro für die Ausstattung und Renovierungsarbeiten für beide Geschosse einplane, sei das vermutlich ein mehr als ausreichendes Budget.
Elisabeth Zenker (SPD) stellte zunächst fest, dass sie sich über die zügige Umsetzung des Vorhabens freue. Ein wenig erschrocken sei sie allerdings, wie klein die Räumlichkeiten auf dem Plan wirkten. Sie fragte, ob man bei Ein- und Durchgängen auch Menschen mit Rollator oder im Rollstuhl beziehungsweise die nötigen Breiten für diese berücksichtigt habe. Zudem wollte sie wissen, was später mit den Räumen des jetzigen Bürgerbüros geschehe. Mößner geht davon aus, dass es beim Eingang keine Probleme mit den Breiten gibt, er sei auch bisher barrierefrei zugänglich gewesen. Das untere und obere Stockwerk seien nur über eine Treppe zu erreichen. Die Noch-Bürgerbüro-Räume sollen dem Fachbereich Ordnung und Soziales zugeschlagen werden. Die Arbeitsverhältnisse seien dort schon recht kuschelig, sprich eng, sodass man über die baldige Entzerrung froh sei. Ein weiterer Pluspunkt des neuen Bürgerbürostandorts: Ämter im Rathaus und Bürgerbüro haben teils sehr unterschiedliche Öffnungszeiten, die nun klarer getrennt und insofern auch leichter kommuniziert und umgesetzt werden können.
Widmaier empfiehlt, Beschäftigteder Stadt bei der Planung zu beteiligen
Hartmann Widmaier (MDAL/Die Grünen) wertete die neue Heimat als zumindest leichten Fortschritt gegenüber den jetzigen Verhältnissen. Er sprach sich dafür aus, bei der Planung vor allem auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ins Boot zu holen, weil diese die Erfahrung zu den Alltagsabläufen einbringen könnten, die möglicherweise bei der Einrichtung wichtig seien. Mit Blick auf die ursprünglich geplanten Umbaukosten von 40000 Euro merkte er an, dass man sich künftig wohl auf entsprechende Steigerungen einstellen müsse.
Georg Devrikis (CDU/FWV) stellte fest, dass er gerne auf die Vorlage verzichtet und sehr viel lieber einen Nachfolger des Geschäfts in den Räumen begrüßt hätte. Trotzdem sei dies nun ein sehr guter Plan B, zumal man die Schaufenster auch nutzen könne, um die Stadt ein Stück weit zu präsentieren, wenn am Wochenende Besucherinnen und Besucher nach Murrhardt kämen. Devrikis unterstrich, dass Altstadtrat Klaus Lang initiativ geworden sei, um einen Leerstand zu verhindern, und er sich mit Blick auf noch verwendbares Inventar abgesprochen habe, um Kosten zu sparen. Für unnötig und verzichtbar hielt er die zusätzliche Tür im hinteren Bereich neben dem Haupteingang. Die Kosten für diese ließen sich einsparen und besser für anderes verwenden.
Er hätte sich ebenso über eine Nachfolge fürs Geschäft gefreut, sagte Mößner. Die Stadtverwaltung müsse aber auch an die eigenen Belange denken. Die Nähe des neuen Standorts zum Rathaus sieht er als großen Pluspunkt. Was die Hintertür anbelangt, so sei diese auch als Fluchtmöglichkeit zu werten, zudem halte er es für idealer, dass Mitarbeiter des Rathauses zur Unterstützung diesen zusätzlichen Zugang haben und nicht wie die Besucherinnen und Besucher den Haupteingang nutzen müssen. Der Gemeinderat hat die Pläne mit einer Enthaltung beschlossen. Damit verbunden ist die Beauftragung der Firma Faltermaier.