Neustart mit neuem Leitungsteam
Bei der Generalversammlung der Energiegenossenschaft Murrhardt (EGM) wird ein Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen. Künftig sind Bürgerbeteiligungen an Fotovoltaik- und Windkraftanlagen geplant.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Die Energiegenossenschaft Murrhardt (EGM) besteht weiterhin: Jahrelang war sie von der Bildfläche verschwunden, doch nun ist ein kompletter Neustart mit der Generalversammlung im Grabenschulhaus vollzogen worden. In nächster Zeit soll sich wieder etwas tun.
Aufsichtsrätin Gabriele Böck informierte die Anwesenden, dass die Aufarbeitung der vergangenen Jahre schwierig und mit aufwendigen Recherchen verbunden war. Vorstand Rainer Braulik sei es zu verdanken, dass nun in mühevoller Arbeit, aber völlig unentgeltlich alles erledigt werden konnte, was in den Vorjahren liegen geblieben war. Böck dankte ihm für diese „grandiose Leistung“: Damit seien nun „alle Hürden auf dem Weg zur Normalisierung überwunden“, denn „alles muss neu aufgestellt werden, die Vergangenheit muss abgeschlossen sein“. Braulik, früher Aufsichtsratsvorsitzender, berichtete über die notwendige große „Aufräumaktion“ für die vergangenen Geschäftsjahre 2020 bis 2023. Aufsichtsratsmitglieder erstellten die Jahresabschlüsse, bei den Steuererklärungen unterstützte eine Backnanger Steuerberatungskanzlei die EGM.
Der Anhänger für Werbeveranstaltungen wurde verkauft, die Gedea Ingelheim GmbH übernahm als Komplementärin das Solarareal. Seit Kurzem ist die neue Internetseite www.eg-murrhardt.de online. Und nicht zuletzt fanden sich genügend Interessierte für den Neuanfang. Aktuell zählt die EGM rund 190 Mitglieder, rund zehn habe man verloren, aber nun gebe es keine Altlasten, Verbindlichkeiten und Verpflichtungen und das Kapital von rund 30000 Euro sei noch fast vollständig vorhanden. Zudem bekommt die EGM jährlich Sonnencentprovisionen für „Schtrom“-Kunden von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS), somit ist die Genossenschaft handlungsfähig, hob Braulik hervor.
Auf Nachfrage erläuterte er kurz, dass Fehler und Versäumnisse des früheren Vorstands die Probleme verursacht hätten. Er habe die EGM „begraben“, sprich auflösen wollen, trotzdem bestand weiter die Pflicht zu Jahresabschlüssen, Steuererklärungen und Prüfungen, die indes nicht erledigt wurden. Doch nun sei dies erledigt, was ein von unabhängigen Prüfern erstellter Prüfungsbericht bestätigt, der von der Website heruntergeladen werden kann. „Ein kompletter Schlussstrich ist erforderlich für den Neuanfang“, unterstrich Braulik.
Neues Team amtiert bis Juni 2025
Eine klare Mehrheit entlastete den alten Vorstand aus Rainer Braulik und dem nicht anwesenden Bernhard Maron, ebenso den alten Aufsichtsrat aus Dietmar Bäßler, Gabriele Böck und Reinhard Wieczorek. Geschlossen wählte die Versammlung den neuen Vorstand aus Rainer Braulik und Gerd Linke, ebenso den neuen Aufsichtsrat aus Gabriele Böck, Holger Dörrscheidt, Sabine Dietrich, Andreas Winkle und Heinz Fohrer. So nimmt nun ein Team aus Personen mit viel Know-how die Arbeit auf. Die Amtszeit beider Leitungsgremien ist bis 30. Juni 2025 beschränkt.
Gerd Linke stellte zwei zukünftige Projekte vor, Bürgerbeteiligungen an einer Großfreiflächensolaranlage in der Froschgrube und an einer Windkraftanlage auf dem Vorranggebiet Zollstock-Springstein. Zwar stehe die exakte Größe der Solaranlage noch nicht fest, doch rechne man mit einer Gesamtfläche von etwa 5000 Quadratmetern und einer Leistung von über 400 Kilowattpeak. Derzeit gebe es indes noch keinen Bebauungsplan wegen unbekannten Altlasten im Untergrund, die Projektierung übernehme der Energieversorger Süwag. Die Investitionssumme betrage etwa eine halbe Million Euro, was laut Vorstand Braulik über die EGM vorstellbar wäre, die Einspeisung erfolge per Kabel ins nahe gelegene Niederspannungsnetz.
Auf dem Areal Zollstock-Springstein plane ein Entwickler, der einen Pachtvertrag und somit das Vorrecht zur Projektierung hat, drei große Windkraftanlagen mit mehreren Megawatt Leistung. Zurzeit laufen bereits die erforderlichen Untersuchungen zu Flora und Fauna, allerdings sind beide Projekte noch nicht vollständig konkret durchgeplant. „Unser Ziel sind konkrete, schnell und sichtbar umsetzbare Projekte“, wobei man hoffe, dass sich dafür im Lauf der kommenden Monate etwas bewege. Dann werde man an die Öffentlichkeit gehen, kündigte Vorstand Rainer Braulik abschließend an.