K-Pop-Rechtsstreit

NewJeans: Keine Rückkehr in Sicht

Der Rechtsstreit zwischen NewJeans und ihrer früheren Agentur ADOR spitzt sich weiter zu: Im April 2025 sorgten neue Gerichtsentscheidungen, gelöschte Social-Media-Inhalte und ein klares Statement der Eltern für Aufsehen in der K-Pop-Welt. Eine Rückkehr zur alten Agentur scheint ausgeschlossen.

NewJeans bei einem Event in Seoul im September 2024.

© IMAGO / Newscom / Yonhap News

NewJeans bei einem Event in Seoul im September 2024.

Von Katrin Jokic

Der erbitterte Rechtsstreit zwischen der K-Pop-Gruppe NewJeans und ihrer früheren Agentur ADOR hat im April 2025 eine neue Eskalationsstufe erreicht. Das berichtet The Korea Times. Im Zentrum stehen nicht nur rechtliche Auseinandersetzungen über die Gültigkeit exklusiver Verträge, sondern auch Fragen des Vertrauens, der künstlerischen Freiheit und der Verantwortung in der südkoreanischen Musikindustrie.

Erste Gerichtsverhandlung: Unversöhnliche Fronten

Am 3. April fand die erste Hauptverhandlung am Bezirksgericht Seoul statt. Dabei wurde deutlich: Eine gütliche Einigung ist vorerst nicht in Sicht. Die Rechtsvertreter von ADOR betonten, dass die Gruppe ihre Aktivitäten auch ohne die ehemalige Kreativdirektorin Min Hee-jin fortsetzen könne. NewJeans widersprach dieser Darstellung entschieden. Die Mitglieder hätten das Vertrauen in ADOR „irreparabel“ verloren. Die Entlassung von Min Hee-jin durch den Mutterkonzern HYBE sei nicht nur eine Vergeltungsmaßnahme, sondern habe das Fundament der Zusammenarbeit zerstört.

Die Richterin fragte nach der Möglichkeit einer Mediation – während ADOR Gesprächsbereitschaft signalisierte, lehnten die Vertreterinnen von NewJeans dies mit Verweis auf die emotionale Belastung strikt ab. Ein nächster Gerichtstermin zur Hauptverhandlung ist für den 5. Juni angesetzt.

Gericht untersagt weitere Aktivitäten unter neuem Namen

Ein weiterer Wendepunkt kam bereits am 21. März, als das Gericht einem Antrag ADORs auf eine einstweilige Verfügung stattgab: NewJeans wurde untersagt, unter dem Namen NJZ neue Werbeverträge abzuschließen oder eigenständige Promotion zu betreiben. Daraufhin löschte die Gruppe sämtliche Inhalte der Social-Media-Kanäle „njz_official“ und „njz_pr“. Die Accounts wurden in „mhdhh_friends“ bzw. „mhdhh_pr“ umbenannt – ein Verweis auf die Anfangsbuchstaben der fünf Mitglieder: Minji, Hanni, Danielle, Haerin und Hyein.

Trotz dieses Rückzugs betonen die Mitglieder und ihre Familien, dass dies keinesfalls eine Rückkehr zu ADOR bedeutet. Vielmehr sei es ein strategischer Schritt, um die gerichtlichen Auflagen zu erfüllen und sich auf das laufende Verfahren zu konzentrieren. Die Aktivitäten der Gruppe wurden vorerst pausiert.

Eltern stellen sich geschlossen hinter die Gruppe

In einem gemeinsamen Statement vom 5. April wiesen die Eltern aller fünf Mitglieder Spekulationen über interne Konflikte entschieden zurück. Sie reagierten damit auf Medienberichte, wonach es innerhalb einer Familie Uneinigkeit über die Teilnahme an der Klage gegeben habe. Besonders im Fokus stand dabei die minderjährige Haerin, deren Sorgerechtsvertretung öffentlich diskutiert wurde.

„Die fünf Mitglieder haben eine klare und feste Haltung: Sie können nicht zu HYBE zurückkehren. Diese Entscheidung wurde nach ausführlichen Gesprächen innerhalb jeder Familie getroffen“, heißt es in der Stellungnahme. Auch der Vorwurf, ADOR oder HYBE hätten gezielt Informationen über private Familienverhältnisse an die Medien weitergegeben, steht im Raum. „Eine Firma, die auf Vertrauen basiert, darf familiäre Situationen nicht für eine PR-Strategie instrumentalisieren“, so die Eltern.

Bedeutung für die K-Pop-Industrie

Die Auseinandersetzung zwischen NewJeans und ADOR ist längst mehr als ein Einzelfall. Sie wirft ein Schlaglicht auf die Machtverhältnisse in der südkoreanischen Unterhaltungsindustrie – insbesondere auf das Verhältnis zwischen Künstlerinnen und ihren Agenturen. Die Frage, ob eine Gruppe wie NewJeans ohne die kreative Leitung, mit der sie groß wurde, bestehen kann, berührt nicht nur juristische, sondern auch emotionale und künstlerische Aspekte.

Zugleich steht der Markenname „NewJeans“ weiterhin im Zentrum des Konflikts. Ob die Gruppe diesen in Zukunft wieder nutzen darf, ist offen. Bis dahin bleibt unklar, ob und wann neue Musik erscheint – und unter welchem Namen.

Ausblick

Am 9. April steht eine weitere Anhörung bevor, bei der das Gericht über den Einspruch von NewJeans gegen die einstweilige Verfügung entscheiden wird. Der Ausgang könnte entscheidend dafür sein, ob die Gruppe wieder öffentlich auftreten darf – unabhängig von ADOR.

Für viele Beobachter ist der Fall ein möglicher Wendepunkt im Umgang mit Künstlerrechten im K-Pop. Die kommenden Monate dürften zeigen, ob das System sich bewegt – oder ob der Fall NewJeans als Mahnmal für andere Künstlerinnen bleibt.

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Erstellt:
7. April 2025, 09:26 Uhr

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