Eiernotstand in Baden-Württemberg
Ostern ohne Eier? Höfe widersprechen Experteneinschätzungen
Trotz Vogelgrippe und steigender Nachfrage prognostizieren nicht alle Experten einen Eiermangel zum Osterfest.
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© Birgit Egarter/APA/dpa/Birgit Egarter
Die Chancen, am Ostersonntag im Garten bunte Eiern suchen zu können, stehen gar nicht einmal so schlecht.
Von Kai Holoch
Findet Ostern ohne gefärbte Eier statt? Diese Hiobsbotschaft für alle Osterei-Anhänger hat in den vergangenen Tagen die Runde durch die Medienlandschaft gemacht. Doch jetzt gibt es eine erste vorsichtige Entwarnung. Denn ganz so düster, wie manche Experten die Situation beurteilen, sieht Marjan Renner, die Geschäftsführerin der „Eier-Höfe in Baden-Württemberg“, die Lage nicht. Auch Renners Kollege Martin Zapf, zweiter Vorsitzender der „Eier-Höfe“, betont: „Es besteht kein Grund zur Panik. Jeder wird sein Ei kaufen können.“
In der Werbegemeinschaft „Eier-Höfe“ haben sich rund 40 Familienbetriebe aus dem Land zusammengeschlossen. Marjan Renner: „Wir halten unsere Hühner ausschließlich in Boden- und Freilandhaltung oder nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus.“ Bei der Prognose, wie sich das Eierangebot in den kommenden nahezu zwei Monaten entwickeln werde, bewege man sich, so Renner, im Bereich der „absoluten Spekulation“.
Allerdings räumt sie ein, dass es tatsächlich in diesem Jahr eine ganze Reihe von Sonderentwicklungen gebe, die aktuell auch in Deutschland und in Baden-Württemberg zu einer gewissen Eierknappheit führten. Aber ob es dann tatsächlich Ende April, wenn in diesem Jahr Ostern gefeiert werde, zu einem dramatischen Eierengpass kommen werde, könne sie noch nicht sagen.
Im Bereich der absoluten Spekulation
Das sehen manche Experten anders. Sie befürchten, dass sich die Lage auch bis Ostern nicht entspannen wird und raten dazu, sich frühzeitig mit Eiern einzudecken. Bei der Auflistung der Gründe, die zur aktuellen Verknappung des Eierangebots führen, sind sich alle einig: Da gibt es zum einen den Ausbruch der Geflügelpest in Norddeutschland, wo einige Bestände gekeult werden mussten.
Betroffen davon sind laut Bauernverband alle Haltungsformen, besonders aber Eier aus Bio- und Freilandhaltung. Am wenigsten verfügbar seien sogenannte OKT-Eier, also Eier, die produziert werden, ohne dass Küken getötet würden. Der Engpass hat zu einer deutlichen Verteuerung auch in Deutschland geführt: Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Preise für alle Eier seit 2020 um mehr als 40 Prozent, wobei sie in den vergangenen Wochen noch einmal kräftig angezogen haben. In den Niederlanden, in denen es bisher massive Überkapazitäten gab, sei man dabei, diese abzubauen. Zudem habe auch hier – wie in Polen und in Italien – die Vogelgrippe gewütet. Hinzu komme ein gestiegener Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland. Statt 230 waren es im vergangenen Jahr 236 Eier, die jeder Deutsche durchschnittlich verspeist hat.
Vogelgrippe auch in Polen und den Niederlanden
Den Hauptgrund für den Eiermangel müsse man aber in Amerika suchen. Wegen des Ausbruchs der Vogelgrippe seien die Hühnerbestände dort so drastisch reduziert, dass der Verkauf von Eiern rationiert werden musste. Mangelndes Angebot bei steigender Nachfrage führe zu einer Preisexplosion, die es für europäischen Eier-Großproduzenten attraktiv mache, ihre Eier in die USA zu exportieren. In den großen amerikanischen Städten müssten Eierliebhaber bis zu 13 Euro für ein Dutzend Eier bezahlen.
Hohe Angebote aus der Eier-verarbeitenden Industrie
Bei solchen Export-Aktionen machten, so Marjan Renner, die kleineren Baden-Württembergischen Eierproduzenten zwar nicht mit. Doch auch bei ihnen sind die Folgen der aktuellen Entwicklung spürbar. Das kann Martin Föll bestätigen. Der Landwirt hält in Sauserhof, einem Stadtteil von Großbottwar (Kreis Ludwigsburg), rund 35 000 Legehühnert. „Die Nachfrage steigt an, auch bei mir“, sagt der 52-Jährige: „Wenn man keine anderen vertraglichen Verpflichtungen hat, ist es für Landwirte lukrativ, an die verarbeitende Industrie zu verkaufen. Dort werden aktuell hohe Preise geboten.“
Er selber habe auch solche Angebote bekommen, diese jedoch abgelehnt. Föll: „Ich will weiter meine Stammkunden bedienen können. Die sollen nicht leer ausgehen. Zumal sich das Rad bald wieder zurückdreht.“
Eierknappheit in den USA
Notsituation Der Ausbruch der Vogelgrippe hat die Bestände in den USA drastisch dezimiert und die Preise nach oben getrieben. Im Januar 2025 lag der Durchschnittspreis für ein Dutzend Eier laut US-Landwirtschaftsministerium bei knapp fünf Dollar (rund 4,80 Euro) – etwa doppelt soviel wie im Sommer 2024. In Städten wie New York kostet der Zwölferkarton schon teils mehr als 13 Dollar (rund 12,40 Euro). ist in US-Medien zu lesen.
Spotmarkt Die US-Konzerne versuchen, über den Spotmarkt ihren Bedarf an Eiern zu decken, auf ihm werden internationale Warenbörsen gehandelt. Nach Angaben von „Agrarheute“ ist der Spotmarkt aber „leergefegt“. Denn auch in anderen Ländern herrscht eine „konstant hohe Konsumnachfrage“ nach Eiern. hol