Stehlen statt ernten

Obstklau gibt es immer wieder

Der Apfel am Baum sieht lecker aus, die Mirabelle saftig, die Traube süß. Verlockend für Spaziergänger, die sich gerne mal bedienen. Zum Problem wird es aber dann, wenn viel geklaut wird.

Wie viel pro Jahr von Obstparzellen, Weinbergen oder Feldern im Land verschwindet und welche Schäden das anrichtet, ist nicht klar. (Symbolbild)

© imago/Ulrich Roth

Wie viel pro Jahr von Obstparzellen, Weinbergen oder Feldern im Land verschwindet und welche Schäden das anrichtet, ist nicht klar. (Symbolbild)

Von red/dpa

Es mag nicht gleich auffallen, wenn man mal einen Apfel vom Baum mopst. In größerem Umfang sind solche Diebstähle aber ärgerlich für Bauern und kommen in den letzten Jahren in manchen Regionen öfter vor als früher. In großem Stil werden dann Obst oder andere Feldfrüchte von fremdem Eigentum weggeerntet, sagt der Geschäftsführer des Bauernverbandes Schwäbisch Hall - Hohenlohe-Rems, Helmut Bleher. 

So hätten ihm Mitglieder des Verbandes berichtet, dass am Ackerrand abgestellte Säcke mit vom Landwirt am Vorabend gelesenen Kartoffeln am Morgen darauf verschwunden gewesen seien. „Das ist für einen kleinen Landwirt mit einem halben Hektar Land dann schon ein Problem“, sagt Bleher. Auch sei ihm vor einiger Zeit zu Ohren gekommen, dass im Großraum Heilbronn-Öhringen eine komplette Apfelplantage von Dieben kahl geräumt wurde. Das Polizeipräsidium Ludwigsburg berichtete vor zwei Wochen, dass rund 50 Kilogramm Mirabellen zwischen Anfang und Mitte August 2024 von einer Streuobstwiese in Magstadt (Kreis Böblingen) gestohlen wurden. In Ehningen im selben Landkreis seien im gleichen Zeitraum rund 30 Kilo Pflaumen die Objekte der Begierde gewesen. In Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg) verschwanden mehrere Kilo Brombeeren von Sträuchern.

Hohe Dunkelziffer

Wie viel pro Jahr von Obstparzellen, Weinbergen oder Feldern im Land verschwindet und welche Schäden das anrichtet, ist nicht klar. Auch der Landesbauernverband sowie der Landesverband Erwerbsobstbau Baden-Württemberg (LVEO) haben dazu keine Zahlen. Der sogenannte Mundraub sei aber schon ein Thema - „vor allem Flächen in Stadtnähe oder an viel genutzten Fahrrad- oder Wanderwegen sind betroffen“, sagt eine LVEO-Sprecherin. Es sei durchaus ein Unterschied, ob an einer Stelle 100 Touristen je einen Apfel pflücken oder ein einsamer Spaziergänger sich einen Apfel nimmt, sagt Bleher.

„Die Dunkelziffer ist hoch“, erläutert Simon Schumacher, Geschäftsführer beim Verband Süddeutscher Spargel und Erdbeerbauern (VSSE). Erdbeer- und Gemüsenanbauer sprächen aber nicht so gerne darüber, um Nachahmer und Trittbrettfahrer abzuhalten. Stattdessen hat der Verband etwa ein Schild als Werbemittel für seine Mitglieder entwickelt: Darauf eine maskierte Person mit Mütze und augenscheinlich gefülltem Sack über den Schultern und der Aufschrift: „Ernten ist verboten“. 

Wenn säckeweise Obst oder Nüsse verschwinden, kann das bei der Polizei zwar angezeigt werden. Die Diebe aber auch zu fassen zu bekommen, gelinge oft nicht. Die Aufklärungsquote sei seiner Erfahrung nach gering, sagt Bleher. Grund für zielgerichtete Diebstähle sind aus seiner Sicht die in den letzten Jahren gestiegenen Lebensmittelpreise. 

Beim Kreisbauernverband Sigmaringen-Biberach, dessen Mitglieder weniger im Obstanbau als vielmehr im Getreide- oder Maisanbau tätig sind, ärgern sich die Landwirte weniger über „Mundraub“, als über beim Klauen angerichtete Zerstörung. „Meistens würden sich Bauern freuen, wenn man sie einfach vorher fragt“, sagt Geschäftsführer Niklas Kreeb.

Auch Weinberge sind betroffen

Zwar werden auch in Weinbergen ab und an Trauben gestohlen, das aber lasse sich ebenfalls nicht quantifizieren, sagt der Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, Hermann Morast. Außerdem handele es sich dabei nicht um ein besonderes Problem. „Wir nehmen das vereinzelt wahr“, sagt er. Es gehe aber meist um kleine, nicht gravierende Mengen.

Mirabellenmarmelade einkochen, Apfelkuchen backen oder Nusszopf machen? Geht auch ganz legal und ohne den Ärger von Landwirten auf sich zu ziehen. Bei der vor einigen Jahren schon ins Leben gerufenen Aktion „Gelbes Band“ etwa weisen um den Baum geschlungene Banderolen darauf hin, dass dort gepflückt werden darf. „An und unter Obstbäumen verderben jährlich Unmengen an Obst, da es nicht geerntet wird“, schreibt die Stadt Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis. Mit der Aktion könne etwas gegen Lebensmittelverschwendung getan werden. An der Aktion beteiligen sich im Südwesten auch andere Regionen. Ansonsten gilt laut dem Verband LVEO: Ehrlich sein und im Hofladen, auf dem Wochenmarkt oder im gut sortierten Supermarkt kaufen. 

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Erstellt:
3. September 2024, 08:32 Uhr

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