Olympia 2024 in Paris

Ohne Plan B für den Triathlon anzutreten, ist fahrlässig

Die Säuberung der Seine ist ein sinnvolles Projekt – leider haben die Macher in Paris den Plan B vergessen, kommentiert unser Olympia-Reporter Jochen Klingovsky.

1,5 Kilometer schwimmen in der Seine, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer laufen – der olympische Triathlon der Männer wird auf den Mittwoch verschoben.

© dpa/Jan Woitas

1,5 Kilometer schwimmen in der Seine, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer laufen – der olympische Triathlon der Männer wird auf den Mittwoch verschoben.

Von Jochen Klingovsky

Es ist üblich, dass sich Organisatoren von Olympischen Spielen hohe Ziele setzen. Eines davon ist stets, ein Vermächtnis zu hinterlassen. Oft geht es dabei um besonders tolle Sportstätten, die in der Realität dann oft verrotten. In der französischen Hauptstadt finden die meisten Wettbewerbe in Arenen oder Hallen statt, die es schon gab oder die nach der Schlussfeier abgebaut werden, insofern mussten sich die Macher von Paris 2024 etwas anderes einfallen lassen. Dabei entwickelten sie großen Ehrgeiz. Sie nahmen sich vor, die Seine, im Volksmund „Toilette von Paris“ genannt, so sauber zu bekommen, dass in dem Fluss künftig wieder geschwommen werden kann – auch auf die Gefahr hin, mit dem Projekt baden zu gehen.

1,4 Milliarden für die Seine

1,4 Milliarden Euro wurden investiert, um die Kloake zu reinigen. Zahlreiche Haushalte, die ihr Abwasser direkt in die Seine und ihre Nebenflüsse geleitet hatten, mussten an die Kanalisation angeschlossen werden. Zudem entstand ein riesiges Überlaufbecken, damit bei starkem Regen die Kanalisation nicht mehr in die Seine flutet. Es ist fraglos ein teures Projekt, aber selbstverständlich auch ein absolut sinnvolles. Bitter nur für die Sportlerinnen und Sportler, dass der Plan bisher nicht aufgeht.

Triathleten und Freiwasserschwimmer sollen ihre Rennen in der Seine austragen. Am Dienstag jedoch wurde der Start der Triathlon-Männer verschoben, weil Werte auch wegen der Regenfälle am Auftakt-Wochenende teilweise über den erlaubten Grenzen lagen, etwa bei den Fäkalien-Bakterien. Das ist den Organisatoren nur bedingt zum Vorwurf zu machen, in einem Punkt Kritik aber absolut berechtigt: Dass es für die Wettbewerbe keinen Plan B gibt, ist fahrlässig und wäre leicht zu vermeiden gewesen.

Sollte am Ende aus dem Triathlon ein Duathlon ohne Schwimmen werden, wäre das eine olympische Besonderheit. Und ein Vermächtnis, das keiner haben will.

Zum Artikel

Erstellt:
30. Juli 2024, 13:38 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen