On-Demand-Verkehrssystem in Arbeit

Der Murrhardter Gemeinderat votiert dafür, kein städtisches Ruftaxiangebot für Köchersberg und Siebenknie zu schaffen, da das Landratsamt zurzeit Gespräche führt, um ein Verbindungsangebot zu Bushaltestellen für kleine Orte einzurichten.

Noch müssen die Teilorte Köchersberg und Siebenknie auf ein Ruftaxiangebot warten. Foto: VRD/Fotolia; adobe stock

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Noch müssen die Teilorte Köchersberg und Siebenknie auf ein Ruftaxiangebot warten. Foto: VRD/Fotolia; adobe stock

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Die Teilorte Köchersberg und Siebenknie sind derzeit die einzigen, die nicht ans öffentliche Busliniennetz angeschlossen sind. Aus der Bevölkerung beider Teilorte kam bei Teilortsversammlungen gegenüber der Murrhardter Stadtverwaltung der Wunsch zur Sprache, ein Ruftaxiangebot einzurichten. Damit soll eine Nahverkehrsverbindung zum Bahnhof und in die Innenstadt hergestellt werden, berichtete Bürgermeister Armin Mößner in der Gemeinderatssitzung.

Der für den Bus- und Ruftaxiverkehr zuständige Rems-Murr-Kreis sieht indes auf Grundlage des derzeit gültigen Nahverkehrsplans des Landkreises für Siebenknie und Köchersberg keine Möglichkeit, beide Orte ans öffentliche Nahverkehrsnetz anzuschließen, erklärte Mößner. Nur Siedlungsflächen in zusammenhängender Bebauung mit mehr als 200 Einwohnern werden laut Nahverkehrsplan ans Nahverkehrsnetz angeschlossen. Demnach wäre auch eine Förderung durch den Kreis für ein rein örtlich betriebenes und finanziertes Ruftaxiangebot nicht möglich. Das heißt, die Stadt Murrhardt müsste das Ruftaxiangebot eigenständig außerhalb der Tarifbestimmungen und Vorgaben des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) betreiben und finanzieren, zudem das Ruftaxiangebot ausschreiben und eigene Tarife festsetzen; VVS-Tarife hätten keine Gültigkeit. Nötig wäre auch ein eigenes Callcenter für die Anmeldung der Ruftaxifahrten. Da dies mit hohem personellen und finanziellen Aufwand verbunden wäre, plädierte der Rathauschef dafür, das Ganze zunächst zurückzustellen.

Fahrt zu regulären Anschlussbussen

Denn: „Es wird für den ländlichen Raum Verbesserungen geben, mittelfristig ist vom Kreis geplant, Verkehrsangebote im OnDemand-System zu schaffen“, kündigte Mößner an. Ziel ist es, zu Zeiten und an Orten, an denen regelmäßig wenige oder keine Busse fahren, vor allem abends, an Wochenenden und in den Ferienzeiten, einen Rufbusverkehr einzurichten. Dabei sollen die Fahrgäste mit kleinen Rufbussen zu den Anschlusslinienbussen gebracht werden, die sie dann im regulären Betrieb weiter zum Ziel transportieren.

Im Unterschied zu Ruftaxis ist dabei aber nicht angedacht, die komplette Fahrt von einer Adresse zum Bahnhof Murrhardt oder in die Innenstadt zu machen, sondern zur nächstgelegenen regulären Bushaltestelle oder zum nahe liegenden Bahnhof. Die Zeiten, in denen ein On-Demand-Verkehr stattfindet, sind folglich auf mögliche Anschlusszeiten nach dem Fahrplan abgestimmt.

Keine festen Zeiten oder Pläne

Ein On-Demand-Verkehr hat keine festgelegten Linien und keinen fixen Fahrplan. Innerhalb eines definierten Verkehrsraums und Bedienungszeitraums können Fahrgäste eine Route über eine spezielle Plattform buchen.

Dieses System soll sicherstellen, dass Fahrten ohne Gäste verhindert werden. Derzeit ist jedoch noch unklar, wann der geplante Pilotbetrieb startet. Vorgesehen war ursprünglich der Sommer 2023. Nach Auskunft des Landratsamts mussten die Ausschreibungen für die beiden Pilotprojekte im Raum Welzheim und Winnenden aufgehoben werden. Denn das günstigste Angebot überschritt den Marktwert so deutlich, dass die Projekte nicht mit angemessenem Preis-Leistungs-Verhältnis umsetzbar waren, weshalb das Landratsamt nach alternativen Lösungen sucht. Das On-Demand-System würde auch das bisher praktizierte Ruftaxisystem nach Linien ersetzen.

Insofern schlug der Bürgermeister vor, auf eine eigenständige Ruftaxiverbindung nach Köchersberg und Siebenknie zu verzichten und stattdessen ein geeignetes Angebot in Verbindung mit dem On-Demand-Verkehr zu suchen. Dieser wäre für den Bereich der Stadt Murrhardt frühestens ab 2024 denkbar. Auch sollten belastbare Betriebserfahrungen und Ergebnisse des vom Kreis geplanten Pilotbetriebs abgewartet werden. „Eine Einbindung der beiden Teilorte in bestehende Buslinienrundkurse ist nicht möglich, auch ist das On-Demand-System eine Frage des Preises, es wird eine Stange Geld kosten“, verdeutlichte Mößner.

„Das Landratsamt sagt, wir arbeiten am On-Demand-System“, erklärte er auf Nachfrage von Sonja Allinger-Helbig (SPD). Hartmann Widmaier (MDAL/Die Grünen) erkundigte sich, ob Köchersberg und Siebenknie in die Ruftaxiroute 38 integriert werden könnten, die einige südliche Teilorte bedient. „Das haben wir auch abgeklopft, es wurde aber vom Kreis auch nicht bejaht, da diese Strecke von der Buslinie 373 abgedeckt wird“, erwiderte der Bürgermeister. So votierte das Stadtparlament unisono dafür, kein städtisches Ruftaxiangebot für Köchersberg und Siebenknie zu schaffen.

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Erstellt:
5. August 2023, 06:00 Uhr

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