Katholische Kirche
Papst spendet mit schwacher Stimme Segen Urbi et Orbi
Vier Wochen nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wird Franziskus von Zehntausenden bejubelt. Zuvor hat er auch Zeit für US-Vizepräsident JD Vance. Allerdings wirkt er bei dem Auftritt schwach.

© dpa/AP/Andrew Medichini
Papst Franziskus erteilt den Segen Urbi et Orbi (lateinisch für «der Stadt und der Welt»).
Von red/dpa
Vor mehreren Zehntausend Gläubigen auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus zu Ostern den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis) gespendet. Das 88 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche wurde bei seinem wichtigsten Auftritt seit der Entlassung aus dem Krankenhaus viel bejubelt. Den Segen sprach Franziskus mit sehr schwacher Stimme. Anschließend ließ er sich im offenen Papamobil über den Platz fahren.
Franziskus hatte im Frühjahr mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung insgesamt 38 Tage in Rom im Krankenhaus gelegen. Nach Angaben der Ärzte war er mehrfach dem Tod nahe. Seit der Entlassung vor vier Wochen trat der gebürtige Argentinier nur selten in der Öffentlichkeit auf – und wenn, dann nur kurz. Das Sprechen bereitet ihm noch erhebliche Probleme.
Treffen mit US-Vize Vance während der Ostermesse
Unmittelbar vor dem Segen hatte Franziskus in seiner Residenz im Vatikan, dem Gästehaus Santa Marta, den katholischen US-Vizepräsidenten JD Vance für einige Minuten zum Gespräch empfangen. Bei der Ostermesse mit etwa 35.000 Gläubigen auf dem Petersplatz war er nicht dabei. Erst danach wurde er im Rollstuhl auf den Balkon des Petersdoms gefahren. Im Gegensatz zu anderen jüngsten Auftritten hatte er keinen Schlauch in der Nase, über den er zusätzlichen Sauerstoff bekommt.
Der Auftritt wurde sehr bejubelt. Immer wieder ertönten Rufe „Es lebe der Papst“. Franziskus sagte während der etwa 20 Minuten nicht viel. Zum Auftakt begrüßte er die Menge mit den Worten: „Liebe Schwestern und Brüder: Frohe Ostern.“ Seine Osterbotschaft wurde dann von einem Geistlichen verlesen, während er im Rollstuhl still danebensaß. Den Segen sprach er in einer verkürzten Version. Auch bei der Fahrt im Papamobil wirkte er geschwächt.
Alle großen Messen werden von Kardinälen zelebriert
Seit Beginn seines Pontifikats 2013 hat Franziskus die Osterfeier auf dem Petersplatz noch nie verpasst. In diesem Jahr hat das Fest zur Auferstehung Jesu Christi noch größere Bedeutung, weil die katholische Kirche 2025 zum Heiligen Jahr erklärt hat. An diesem Wochenende sind in Rom nach Schätzungen etwa eine Million Besucher zu Gast, darunter Gläubige aus aller Welt.
Eigentlich wollte der inzwischen zweitälteste Papst der Geschichte bei den wichtigen Terminen rund um Ostern stets dabei sein. Nun musste er sich jedoch bei allen großen Messen von Kardinälen vertreten lassen. Vor der Osternacht wurde er am Samstagabend von Helfern im Rollstuhl zu einem kurzen Gebet in den Petersdom gebracht. Die Ostermesse am Sonntag wurde vom italienischen Kardinal Angelo Comastri (81) geleitet.
Papst mahnt besseren Umgang mit Migranten an
Franziskus selbst hatte, während die Messe lief, in seiner Residenz den US-Vizepräsidenten Vance kurz zu Gast. Der Stellvertreter von Donald Trump war 2019 zum katholischen Glauben übergetreten. Zu den Themen machte der Vatikan keine näheren Angaben. Ein Sprecher teilte anschließend lediglich mit: „Das Gespräch, das einige Minuten dauerte, bot die Gelegenheit, Ostergrüße auszutauschen.“ Das Verhältnis des Papstes zu Trump gilt als gespannt.
In der verlesenen Osterbotschaft kritisierte Franziskus, „wie viel Verachtung“ Migranten bisweilen entgegengebracht werde. „An diesem Tag würde ich mir wünschen, dass wir wieder zur Hoffnung und zum Vertrauen in unsere Mitmenschen zurückfinden – auch denen gegenüber, die uns nicht nahestehen oder mit fremden Sitten, Lebensweisen, Vorstellungen und Gebräuchen aus fernen Ländern kommen.“
Zugleich mahnte der Papst mehr Anstrengungen für Frieden in aller Welt an. Dabei erwähnte er auch die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine. Ohne Religions-, Gedanken- und Redefreiheit könne es ebenso wenig echten Frieden geben wie ohne Abrüstung.