Was geschah am . . . 24. Februar 1582?
Papst Gregor XIII. führt den Gregorianischen Kalender ein
In fast allen Ländern gilt heute der Gregorianische Kalender, der auf die Kalenderreform von Gregor XIII. zurückgeht. Dieser Papst gilt als einer der zentralen Gestalten der Gegenreformation. Doch in Erinnerung ist er allem als Reformer des abendländischen Kalendariums geblieben.

© Imago/Imagebroker
Grabmal von Papst Gregor XIII. im Petersdom in Rom.
Von Markus Brauer
Seit dem Jahr 1572 steht Ugo Boncompagni nun bereits der römisch-katholischen Kirche vor. Als Papst Gregor XIII. wurde der im Jahr 1502 in Bologna geborene Italiener als Nachfolger Petris inthronisiert. Am 13. Mai 1572 war er im Konklave innerhalb von weniger als 24 Stunden zum Kirchenoberhaupt gewählt worden. Bis 1585 sollte sein Pontifikat dauern. Für die damalige Zeit eine lange Ära der Kontinuität.
Reformer des abendländischen Kalendariums
Gregor XIII. ist ein Förderer von Wissenschaft und Bildung. Er bemüht sich um die Zurückgewinnung verlorener Gebiete des Kirchenstaats und ist einer der zentralen Gestalten der Gegenreformation. Doch vor allem ist dieser Pontifex als Reformer des abendländischen Kalendariums in die Geschichte eingegangen.
Mit der Bulle „Inter gravissimas“ vom 24. Februar 1582 dekretiert Gregor XIII. den nach ihm benannten gregorianischen Kalender. Wie alle päpstlichen Bullen ist auch dieses lehramtliche Schreiben nach ihren lateinischen Anfangsworten (Incipit) benannt: „Inter gravissimas pastoralis officii nostri curas . . .“(„Unter den schwerwiegendsten Sorgen unseres Hirtenamtes . . .“). Sie verweisen darauf, dass das Konzil von Trient (1545-1563) dem Papst unter anderem die Reform die alljährliche Festlegung des Osterfesttermins und der mit Ostern verknüpften Feiertage (Aschermittwoch bis Pfingstoktav) übertragen hatte. Wobei das Osterdatum auf astronomischer Grundlage zu berechnen sei.
Reform des Julianischen Kalenders
Der Gregorianische Kalender - auch bürgerlicher Kalender genannt - ist heute der weltweit meistgebrauchte Kalender. Er entstand durch die Reform des Julianischen Kalenders. Er löste im Laufe der Zeit sowohl den Julianischen als auch zahlreiche andere Kalendarien ab und bildet die Basis der Datumsdarstellung nach ISO 8601.
- Zur Info: ISO 8601 ist ein internationaler Standard der ISO (International Organization for Standardization in Genf), der Empfehlungen über numerische Datumsformate und Zeitangaben enthält.
Wie der Julianische ist auch der Gregorianische Kalender ein Sonnenkalender, jedoch mit einer diesem gegenüber verbesserter Schaltjahresregelung. Der Zweck der gregorianischen Kalenderreform bestand darin, ein weiteres Auseinanderdriften von Kalender- und Sonnenjahr zu verhindern und beide besser zu synchronisieren.
Im Jahresdurchschnitt verspätet sich der Gregorianische Kalender gegenüber dem Sonnenjahr nur noch um 26,7 Sekunden, die sich erst im Lauf von 3231 Jahren zu einem ganzen Tag summieren werden. Beim Julianischen Kalender war das bereits nach 128 Jahren der Fall.
Cäsar führt die periodische Schaltjahresregel ein
Der Julianische Kalender war im Jahr 45 v. Chr. von dem Staatsmann und Feldherrn Gaius Julius Caesar im gesamten Römischen Reich eingeführt worden. Er bestand aus zwölf Monaten mit je 30 oder 31 Tagen sowie einem Monat mit 28 Tagen – durchschnittlich 365,25 Tagen.
Zum ersten Mal wurde eine periodische Schaltjahresregel eingeführt. Jedes vierte Schaltjahr war damit ein Schaltjahr. Seit dem 16. Jahrhundert ist er schrittweise durch den Gregorianischen Kalender abgelöst worden.
Gregor XIII. lässt zehn Kalendertage ersatzlos streichen
Dem Gregorianischen Kalender liegt eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen zugrunde. Da der Julianische Kalender aufgrund des Schaltjahres auf lange Sicht nicht exakt dem Sonnenjahr entsprach, entfernte sich die Zeitrechnung immer weiter von der Realität.
Ende des 16. Jahrhunderts hinkte der Julianische Kalender im Verhältnis zum 4. Jahrhundert bereits dem Jahreslauf der Sonne hinterher. Um dieses Dilemma zu lösen, wurden einfach zehn Kalendertage ersatzlos gestrichen. In den folgenden Jahrhunderten löste Gregorianische Kalender sowohl den Julianischen wie auch viele andere Systeme ab.
Wozu gibt es Kalender?
Der rechte Umgang mit der Zeit gehört zur Kunst des Lebens. Doch was wäre dieses Leben ohne Uhr und Kalender? Aber warum eigentlich? Wofür gibt es Jahre, Monate, Wochen, Tage, Stunden und Sekunden?
Zunächst: Ein Kalender ist ein Ordnungssystem der Zeit. Seine zentrale Einheit, das Jahr, wird in Teileinheiten zerlegt, deren wichtigste wiederum der Tag ist. Dieses System koordiniert die unterschiedlichen Aktivitäten einer Gesellschaft, seien sie politischer, wirtschaftlicher, religiöser oder sozialer Natur.
Religions- und kulturgeschichtlich gibt es in der Menschheitsgeschichte sehr verschiedene Kalendersysteme. So gab es im chinesischen Kaiserreich einen Bauernkalender, der sich nach Mond und Sonne ausrichtete.
Kalendarische Orientierungspunkte in den Kulturen
Bis heute orientieren sich Astrologen am Chinesischen Kalender, um „günstige“ und „ungünstige“ Tage zu bestimmen. In einem Zwölf-Jahres-Zyklus werden die zwölf „Erdzweige“, ein altes chinesisches Nummerierungssystem, als Tierzeichen zur Bezeichnung der Jahre verwendet. So gibt es das chinesische Jahr der Ratte, des Hasen, der Schlange oder des Schweins.
Manche Kulturen begannen das Jahr mit dem Erscheinen der Sternschnuppenschwärme der Plejaden, also im Frühling. Das jüdische Jahr beginnt im Herbst mit dem Tischri: nach traditioneller Auffassung der Monat, in dem die Menschheit erschaffen wurde. In biblischer Zeit begann das jüdische Jahr im Frühjahr – mit dem Nisan, dem Monat der Erlösung beim Auszug aus Ägypten.
Die jüdischen Monatsnamen sind chaldäisch und stammen aus dem babylonischen Exil. Der jüdische Kalender ist an den Mondphasen ausgerichtet. Er zählt die Jahre ab dem Zeitpunkt der biblischen Schöpfung der Welt, die im 4. christlichen Jahrhundert der Patriarch Hillel Nasia auf das Jahr 3761 v. Chr. Christus berechnete. Dadurch schreiben wir nach jüdischer Rechnung derzeit Anfang 5777.
Sonnen- und Mondkalender
Im Mittelmeerraum gibt es kaum Kalender, die – wie bei den Azteken Mexikos und den Zoroastriern in Persien und Indien – nur die Sonne und nicht auch die Mondphasen berücksichtigen.
Erstmals ist ein solcher Kalender für spätestens Mitte des zweiten Jahrtausends in Ägypten überliefert. Am Nil teilte man das Sonnenjahr in zwölfmal 30 Tage und hängte die restlichen fünf Tage als Kurzmonat hintan. Die christlichen Äthiopier rechnen bis heute so.
Die altrömische Überlieferung datiert die Gründung Roms zwischen 814 und 728 v. Chr., meist jedoch um das Jahr 750 v. Chr.. Die später als Beginn der römischen Zeitrechnung („ab urbe condita“) kanonisch gewordene Angabe war 753 v. Chr.. Sie geht auf den Gelehrten Marcus Terentius Varro (116- 27 v. Chr.) zurück.
Die christliche Zeitrechnung, welche die Geburt Jesu als Zeitenwende nimmt, wurde von dem gelehrten Mönch Dionysius Exiguus seit 525 n. Chr. propagiert, womöglich in Rückgriff auf den christlichen Historiker Eusebius von Caesarea (260/64-339/340). Sie setzte sich seit dem 8. Jahrhundert in ganz Europa und später weltweit durch.