Pilze gilt es detailgenau zu untersuchen

Bei der ersten Pilzberatung der Saison im Murrhardter Naturparkzentrum gibt Pilzsachverständige Beate Siegel einigen Besucherinnen und Besuchern viele wertvolle Tipps zum richtigen Sammeln, Bestimmen und für die Zubereitung.

Beate Siegel zeigt Sammlern, wie sie selbst Pilzarten identifizieren und voneinander unterscheiden können. Foto: Elisabeth Klaper

Beate Siegel zeigt Sammlern, wie sie selbst Pilzarten identifizieren und voneinander unterscheiden können. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Auf einem Tisch findet sich eine stattliche Auswahl von rund 30 verschiedenen Pilzarten, sorgfältig in Pappschälchen aufgereiht und beschriftet. Darunter sind bekannte und weniger bekannte, essbare, aber auch ungenießbare Arten, die unangenehm schmecken, sowie giftige Exemplare. „Wir legen großen Wert darauf, auch geschützte Arten zu zeigen, die man nicht sammeln darf, damit Pilzsammler wissen, dass diese im Wald bleiben müssen“, erklärt Beate Siegel, wie der Anhängselröhrling oder der Ziegenfußporling.

Trotz der hohen Temperaturen nutzen einige Pilzsammlerinnen und -sammler die Chance, mit ihren Fundstücken aus dem Wald zur ersten Pilzberatung des Jahres im Naturparkzentrum in Murrhardt zu kommen. Fachkompetent unterzieht die Pilzsachverständige und Naturparkführerin Beate Siegel jedes Exemplar einer detailgenauen Prüfung, teils auch mit Geruchstest. „Ich bestimme alle Pilze mithilfe von ganz frisch am Beratungstag gesammeltem Anschauungsmaterial“, erklärt sie.

„Ich kann nur solche Arten bestimmen, die ich sicher kenne“, was oft schwierig ist. Die Pilzsachverständige erfüllt diese Aufgabe deshalb ausschließlich anhand der von ihr selbst gesammelten Musterexemplare, da Bestimmungsbücher und Fotos die Merkmale nicht detailgenau genug wiedergeben. „Sicherheit hat für mich oberste Priorität: Jeder Pilz, den ich nicht sicher identifizieren kann, wird aussortiert.“ Weiter gibt Beate Siegel Sammlern wichtige Hinweise, damit die Beratung rasch und erfolgreich abläuft.

Entscheidend für eine sichere Bestimmung ist, dass möglichst von jeder gesammelten Art nur ein vollständiges Exemplar in gutem Zustand mit Hut, Stiel und Basis vorgelegt wird, damit alle charakteristischen Merkmale deutlich sichtbar sind. „Die Pilze sollten fest sein, weder wurmig, angefressen noch faulig, was sie jetzt bei der Hitze schnell werden. Drückt man auf den Hut und bleibt eine Delle sichtbar, sind sie nicht mehr zum Verzehr geeignet“, stellt die Pilzsachverständige klar. Deshalb dürfe man Pilze auch nicht abschneiden oder gar herausreißen, sondern müsse sie vorsichtig aus dem Boden herausdrehen oder vom Holz ablösen, damit sie nicht beschädigt werden.

Wichtig ist auch, die Pilze von Erde, Moos und anderen Verunreinigungen zu säubern, jedoch nur vorsichtig mit einem Pinsel, um alle Details zu erhalten. Bekannte und essbare Arten sind von unbekannten Pilzen getrennt in einem separaten Körbchen oder in einer Papiertüte zu lagern und zu transportieren. Plastiktüten oder Stofftaschen sind ungeeignet, weil darin die Pilze zerdrückt werden können. Zum Artenschutz sollten von unbekannten Pilzen höchstens zwei bis drei Exemplare verschiedener Wachstumsstufen vorgelegt werden.

Für die Bestimmung ist es auch wichtig, sich den Standort und die Baumarten beim Fundort zu merken, wofür auch Fotos hilfreich sind. „Viele Pilzarten bilden Beziehungsgeflechte mit Bäumen“, deshalb findet man zum Beispiel den Speisepilz Weißstielige Rotkappe unter Zitterpappeln.

Essbare mit giftigen Arten zu verwechseln ist lebensgefährlich, darum hat die Expertin auch Tipps für Einsteiger parat: Sie sollten Pilze mit weißen Lamellen meiden. Diese befinden sich an der Unterseite des Huts und gehen wie Radspeichen vom Stiel aus. Stattdessen empfiehlt Siegel, mit Röhrlingen zu beginnen, bei denen die Hutunterseite wie ein Schwamm aussieht. Dazu gehört auch der Steinpilz, der aber wegen des Artenschutzes nur noch zum Eigenverbrauch gesammelt werden darf. Die Expertin bittet die Sammler, eine wichtige Regel zu beachten: „Pro Person und Tag darf maximal ein Kilogramm Pilze gesammelt werden“. Während der Bestimmung veranschaulicht die Pilzsachverständige, wie Sammler selbst Pilzarten identifizieren und voneinander unterscheiden können.

Da ein Besucher einige „alte“ Exemplare im Korb hat, verdeutlicht sie, dass Pilze nur sehr kurz im Kühlschrank haltbar sind und möglichst rasch zubereitet werden müssen. Auch dazu hat Beate Siegel Tipps parat: Alle Wildpilzarten sollte man 15 Minuten kochen. Zum Trocknen schneidet man sie noch frisch klein und weicht sie später ausreichend lange ein. Das dafür verwendete lauwarme Wasser sollte man nicht wegschütten, stattdessen kann man es für eine Soße verwenden.

Ausstellung im Oktober in Grab

Termine Die Pilzberatungen durch die Pilzexperten Beate Siegel und Manfred Klitzner finden im Naturparkzentrum in Murrhardt statt, im August und September sonntags von 16 bis 18 Uhr, ab 1. Oktober bis einschließlich 29. Oktober von 15 bis 17 Uhr. Am 7. und 8. Oktober wird die Beratung im Rahmen der großen Pilzausstellung in der Schwalbenflughalle in Großerlach-Grab während der Öffnungszeiten angeboten. Diese ist kostenlos, für ein freiwilliges „Beratungshonorar“ von fünf Euro je Beratung steht ein „Spendenpilz“ bereit.

Kontakt Weitere Informationen gibt Naturpark-Mitarbeiterin Franziska Hornung, Telefon: 07192/9789003, E-Mail: franziska.hornung@naturpark-sfw.de, Internet: www.naturpark-sfw.de.

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Erstellt:
23. August 2023, 06:00 Uhr

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